Wirtschaft

Gastro und Hotellerie: Tourismus boomt und treibt die Preise

Der Tourismus in Österreich hat beinahe wieder Vorkrisenniveau erreicht und ist derzeit eine echte Stütze für die ansonsten eher schwächelnde Wirtschaft. In der Wintersaison (November bis April) gab es 69,3 Millionen Nächtigungen. Das ist nicht mehr weit entfernt vom Rekordwinter 2018/’19 mit damals 72,9 Mio. Übernachtungen.

Die Aufholjagd in Gastronomie und Hotellerie hat aber auch ihre Schattenseite. Weil das Angebot an Betten in mehr als 20 Jahren de facto konstant geblieben ist, die Nachfrage aber boomt, weil nach Corona die Lust auf Reisen und Ausgehen wieder voll entbrannt ist, ziehen die Preise kräftig an. 2019 tätigte ein Gast in Österreich noch durchschnittliche Gesamtausgaben von 116 Euro pro Nacht. 2022 waren es bereits 138 Euro.

Die Statistik-Austria-Experten rund um Generaldirektor Tobias Thomas machen die große Bedeutung des Tourismus für die heimische Wirtschaft (sprich die höhere Gewichtung im Warenkorb), aber auch die überdurchschnittlichen Preissteigerungen just in dieser Sparte hauptverantwortlich für den Inflationsabstand von rund 2,5 Prozentpunkten zu Deutschland.

Auch ganz generell sind es die Dienstleistungspreise, die mehr und mehr die Teuerung treiben. Dazu zählen unterschiedlichste Bereiche wie Bewirtung, Reisen, Versicherungen, körpernahe Dienstleistungen (z. B. Friseur) oder auch die Mieten. Sie machen zusammen rund die Hälfte des Warenkorbes aus. Die Lohnerhöhungen in Kombination mit dem Arbeitskräftemangel, der beschriebene Tourismusboom, aber auch die Indexierungen von Verträgen (v. a. bei Mieten) tragen in Summe zur überdurchschnittlichen Preisentwicklung bei.

Und auch wenn in den nächsten Monaten mit einer Entspannung an der Preisfront gerechnet wird, weil die Energie- und Treibstoffpreise zurück kommen, so ist langfristig von einem höheren Preisniveau als in der Vergangenheit auszugehen.

Thomas macht dafür den demografischen Wandel in der Gesellschaft verantwortlich. Wenn Österreichs Einwohnerzahl wie prognostiziert von acht auf neun Millionen wächst, so kommt dieser Zuwachs in erster Linie in der Altersgruppe 65+ zustande. Das bedeutet hohe Mehrausgaben für Pflege und Gesundheit, was die Preise treibt. Dazu kommen nötige Milliardeninvestitionen in den Klimaschutz, um nur zwei Bereiche zu nennen. Bliebe es obendrein beim Inflationsabstand zu Deutschland und zur Eurozone, leidet darunter Österreichs Wettbewerbsfähigkeit.

Das sind Nachrichten, die der Politik nicht egal sein können. Finanzminister Magnus Brunner ging bei der Verleihung des Börsepreises auf die Problematik der Inflation und des Budgets ein. Der ÖVP-Politiker macht die seiner Ansicht nach „extrem hohen Lohnabschlüsse“ mitverantwortlich für den Abstand zu Deutschland. So hätten die Metaller in Deutschland mit fünf Prozent, hierzulande aber mit sieben Prozent abgeschlossen und jeder Prozentpunkt mehr erhöhe Inflation um 0,3 Prozent, so Brunner.

Außerdem habe Österreich in der Vergangenheit langfristige Energielieferverträge mit Russland abgeschlossen. „Da kommt man nicht so schnell raus.“

Zum Budget sagt Brunner: „Wir haben die Abzweigung nach der Krise verpasst. Wir müssen höllisch aufpassen, das Budget nicht zu ruinieren und mehr hinterfragen, welche Maßnahmen noch notwendig sind. Das Anspruchsdenken an den Staat müssen wir wieder zurückfahren.“