Experte: "Die Leute wollen ein eigenes Auto"
Für die Autobranche waren die Zeiten schon mal rosiger: Der Dieselskandal, die Klimadebatte, der Wandel hin zum Elektroantrieb sowie die Strafzölle sorgen für breite Verunsicherung. „Die Strafzölle der USA hätten wir nicht gebraucht, sie sorgen in den nächsten Jahren weltweit für 750 Milliarden Euro Umsatzentgang und um 35 Millionen weniger neu verkaufte Pkw“, sagte Ferdinand Dudenhöffer bei einem Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Quo Vadis, Fahrzeughandel“ auf Einladung des Landesgremialobmanns des Wiener Fahrzeughandels Burkhard Ernst.
Die anwesenden Autohändler stöhnen. Er hat aber auch gute Nachrichten parat. „Die Leute lieben Autos, sie wollen eigene Autos.“ Daher gehen auch die Zulassungszahlen weiter nach oben, sowohl in Deutschland, aber auch in Österreich.
Von Carsharing hält der Autopapst, wie er häufig genannt, aber selbst ungern bezeichnet wird, nichts.
„Sharing wird seit zehn Jahren angepriesen, aber es schreibt noch immer rote Zahlen.“ Daher würden sich in jüngster Zeit Anbieter vermehrt zusammenschließen oder sich zurückziehen. Deutschlandweit gebe es nur 20.000 Sharing-Autos, ein Anteil von 0,04 Prozent vom Bestand. Auch Scooter oder Räder könnten Autos nicht ersetzen, weil diese oft notwendig seien. „In Bayern etwa verhungert man ohne eigenes Auto.“
Elektroautos
Zuversichtlich ist Dudenhöffer, was Elektromobilität betrifft. Diese werde sich durchsetzen, auch wegen der hohen Strafen, die den Herstellern ab 2022 bei Überschreiten von -Grenzwerten drohen. Mit Verbesserung der Batterietechnik würden E-Autos ab 2024 um rund zehn Prozent billiger werden. Bis dahin gebe es hohe Rabatte – auf Kosten der Händler.
Die Politik müsste auch Anreize schaffen, etwa den dafür nötigen Strom verbilligen. Höhere Spritpreise hält er im KURIER-Gespräch für schwer möglich. „Die Politiker sind zu ängstlich. Gegen die Autofahrer führen sie keinen Wahlkampf. Sebastian Kurz würde gestürzt werden, wenn er den Dieselpreis erhöht.“
125.000 Jobs wackeln
Die Hersteller müssen jedenfalls viel in neue Antriebsformen investieren, das heißt, auf anderer Seite sparen. 50.000 Jobs in der Branche würden in Deutschland derzeit abgebaut, bis 2030 werden es laut Dudenhöffers Prognose 125.000 sein. Auf Österreich umgelegt wären es rund zehn Prozent davon.
Beispiel Opel: Die französische Mutter Peugeot würde „gnadenlos restrukturieren“ mit dem Ziel, die Mitarbeiterkosten von 13 auf 10 Prozent zu reduzieren. Opel betreibt auch ein Werk in Wien Aspern. Bis auf weiteres werde dort der Jobabbau wie bisher Stück für Stück erfolgen. Dudenhöffer schließt aber nicht aus, dass es ganz zugemacht werde, denn bei geringerer Produktion von Verbrennungsmotoren werde die Herstellung in weniger Werken gebündelt. Höchste Vorsicht sei also geboten.