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Skandale und Schicksalsschläge: Das tragische Leben der Sinead O'Connor

Die in Irland geborene Sängerin Sinead O'Connor, bekannt für ihre Hitsingle "Nothing Compares 2 U“, ist im Alter von 56 Jahren gestorben. Das berichtete die Irish Times am Mittwoch. Das Leben der Musikerin war von Schicksalsschlägen gezeichnet. Besonders schwer zu verkraften war der Tod ihres 17 Jahre alten Sohnes Shane

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Sinead O’Connor: Vermisster Sohn tot aufgefunden

Die irische Polizei bestätigte im Jänner 2022, dass in der Stadt Wicklow, südlich von Dublin, eine Leiche gefunden und ein Aufruf zu Hinweisen über den Verbleib des vermissten Jugendlichen beendet worden sei. Auf einem nicht verifizierten Twitter-Account, der O'Connor, die sich nach ihrer Konvertierung zum Islam Shuhada Davitt nannte, zugeschrieben wurde, waren ergreifende Zeilen zu lesen: "Mein wunderschöner Sohn, Nevi’im Nesta Ali Shane O’Connor, das Licht meines Lebens, hat heute entschieden, seinen irdischen Kämpfen ein Ende zu setzen und ist nun mit Gott."

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"Mein Baby. Ich liebe dich so sehr. Bitte sei in Frieden", so die Abschiedsworte der Sängerin.

Seiner Mutter zufolge war Shane vor seinem Tod seit rund einer Woche in einer Klinik im irischen Dublin untergebracht, wo er aufgrund psychischer Probleme unter Beobachtung stand. Am 6. Jänner 2022 sei er aus der Klinik entkommen. 

Shane O’Connor war Sineads Sohn aus ihrer Beziehung mit ihrem Ex-Partner, dem Folk-Sänger Donal Lunny. Die Musikerin hatte außerdem noch drei weitere Kinder. 

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Das tragische Leben der Sinead O'Connor

Sinead O'Connor, die 1990 mit dem Hit "Nothing Compares 2 U" internationale Bekanntheit erlangt hatte, hatte in der Vergangenheit selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen. 

Anfang der 1990er-Jahre stand ihr eigentlich eine blühende Karriere bevor, doch Skandale und Schicksalsschläge sollten ihren Weg prägen: Psychische Erkrankungen begleiten ihr gesamtes Erwachsenenleben und beeinflussen ihre Musikkarriere und Äußerungen. So drohte O'Connor alle paar Jahre, sich vom Musikgeschäft zurückzuziehen, nur um wieder neue Alben aufzunehmen - allerdings konnte sie an den großen Erfolg ihrer früheren Karriere nie mehr anknüpfen. 2011 war ein besonders dramatisches Jahr, in dem sie Suizidankündigungen und verzweifelte Hilferufe twitterte. Wenige Monate später sagte sie ihre geplante Tour wegen einer manisch-depressiven Erkrankung ab.

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Bereits ihre Kindheits- und Jugendjahre waren eine Belastungsprobe.

Sinead O’Connor wurde 1966 als drittes von fünf Kindern in der Nähe von Dublin geboren. O'Connors Eltern trennten sich, als sie acht Jahre alt war. Das Sorgerecht für die Kinder wurde der Mutter Marie O’Connor zugesprochen. 1979 zog die Sängerin bei dieser aus, um bei ihrem Vater und dessen Lebensgefährtin zu leben.

Als Kind sexuell missbraucht

2017 enthüllte O'Connor, als Kind von ihrer Mutter körperlich und emotional missbraucht worden zu sein. Sie sei in einem "endlosen Rad des Missbrauchs" gefangen gewesen, erzählte die Neunziger-Ikone in der US-Show des TV-Psychologen Dr. Phil. Trotzdem habe sie ihrer Mutter, die bei einem Autounfall verstorben ist, verziehen.

Turbulent verlief auch die Jugend der Irin: O'Connor wurde der Schule verwiesen und wegen Ladendiebstahls für achtzehn Monate in eine sogenannte "Magdalenen Institution" eingewiesen. Später besuchte sie das Internat der "Sisters of Our Lady of Charity" - eine Institution, die in Skandale aufgrund von Gewalt und Kindesmissbrauchs verwickelt war. O'Connor, die nach eigenen Angaben von einem Geistlichen missbraucht worden sein soll, verließ das Internat im Alter von 16 Jahren, um Gesang und Klavier zu studieren, während sie als Kellnerin jobbte.

Anfang der 1980er begann sie, an ihrer Karriere als Musikerin zu basteln. Der große Durchbruch gelang Sinead O’Connor 1990 mit ihrem zweiten Album "I Do Not Want What I Haven’t Got", welches im Jahr darauf für vier Grammys nominiert wurde, und der Single-Coverversion des Prince-Songs "Nothing Compares 2 U".

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Grammy-Boykott und andere Kontroversen

Der Shooting-Star scheute nicht davor zurück, anzuecken - was ihrer Karriere jedoch nicht zuträglich war. Im Jahr ihres Welthits ging O'Connor mit ihrem Album auf Tour und hielt dabei auch in New Jersey. Doch ihr Auftritt fand nicht statt - die Sängerin weigerte sich aufzutreten, nachdem sie erfahren hatte, dass am Veranstaltungsort vor jedem Konzert die amerikanische Nationalhymne gespielt wird. Die Veranstalter verzichteten zwar auf die Hymne, lehnten eine erneute Zusammenarbeit für die Zukunft mit O'Connor aber ab.

Als die Sängerin 1991 einen Grammy in der Kategorie "Beste Alternative Live-Performance" gewann, lehnte sie die Auszeichnung ab. Die Grammys würden hauptsächlich die kommerzielle Seite der Kunst berücksichtigen, teilte sie den Verantwortlichen mit. Sieben Jahre später bezeichnete sie diese Entscheidung in einem Interview allerdings als Fehler. "Es war einfach launischer Jugend-Scheiß", so O'Connor über ihren Grammy-Boykott.

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1992 rief die Sängerin alle Schüler ihres Landes zu einem eintägigen Streik auf, um gegen das Abtreibungsverbot für ein 14-jähriges Mädchen zu protestieren, das nach einer Vergewaltigung schwanger geworden war. Zudem enthüllte sie damals, selbst zwei mal abgetrieben zu haben und dies nicht zu bereuen.

Sinead O'Connor zerriss Papstbild

Für einen internationalen Skandal sorgte die irische Musikerin, als sie in einer US-Show ein Foto von Papst Johannes Paul II. zerriss. "Wir glauben an den Sieg des Guten über das Böse", kommentierte die damals ganz in Weiß gekleidete Sängerin ihre demonstrative Tat in einer Live-Sendung der Fernsehstation NBC. Daraufhin wurde sie zwei Wochen später beim Jubiläumskonzert für Bob Dylan in New York von empörten Zuschauern ausgepfiffen.

Auch wenn sie sich zwei Jahre später beim Papst entschuldigte, sollte es nicht das letzte Mal sein, dass O'Connor die katholische Kirche öffentlich angriff. Ende Oktober 2018 erklärte sie schließlich, zum Islam konvertiert zu sein und ihren Namen in Shuhada’ Davitt geändert zu haben - was übersetzt Märtyrerin heißt.

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O'Connor schwänzte ihr "Abschiedskonzert"

Im Dezember 1992 sagte Sinead O'Connor ihr "Abschiedskonzert" in Zürich, ohne weitere Gründe zu nennen, unerwartet ab. Ihre versammelten Fans hatte sie damals vergeblich warten lassen. Die damals 25-Jährige hatte zuvor angekündigt, Abschied von der Bühne nehmen zu wollen.

Körperliche Attacke auf Fotografen

1995 sorgte die für ihr ausgeprägtes Temperament bekannte Pop-Sängerin für Wirbel, als sie sich bei einem Bummel in der Altstadt von Jerusalem von den sie umlagernden Paparazzi zu sehr bedrängt fühlte, und einen Fotografen tätlich angriff.

Die Sängerin habe sich auf ihn gestürzt, berichtete anschließend der Fotoreporter der Tageszeitung Haretz, Daud Misrachi. "Sie wollte mich erwürgen, dann zerriss sie mein Hemd und demolierte meine Kamera." Noch nie in 16 Berufsjahren sei er so aggressiv angegriffen worden, fügte Misrachi hinzu. Nach dem Zwischenfall setzte O'Connor ihren Bummel fort - allerdings nicht ohne ihren Kopf unter einer Tasche zu verbergen.

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Morddrohungen und weitere Konzertabsagen

Im selben Jahr sorgte eine weitere Konzert-Absage bei ihren Fans in Unmut. O'Connor, die damals schwanger war, brach eine Tournee in den USA nach acht Konzerten wegen der dortigen Hitzewelle ab. Es sei "hart zu singen, wenn man ständig nahe daran ist, sich zu übergeben", erklärte sie ihre Entscheidung und trat ihren Heimflug nach Dublin ab.

1997 sah sich die Sängerin mit Morddrohung konfrontiert. In Israel hatten Unbekannte Sinead O'Connor mit Mord gedroht - offenbar weil sie bei einem Konzert für die Rückgabe Ost-Jerusalems an die Palästinenser auftreten wollte. Schließlich sah sich die Musikerin gezwungen, auch ihr Friedenskonzert in Jerusalem abzusagen.

Öffentliche Scheidung von John Waters 

Ende der Neunziger Jahre sorgte O'Connors öffentliche Scheidung von Journalist John Waters für Schlagzeilen. 1999 wurde berichtet, dass die Sängerin den Vater ihrer Tochter Roisin gerichtlich verfolgen wolle, nachdem dieser ihr Vernachlässigung des Kindes vorgeworfen hatte. O'Connor sagte, Waters' Beschuldigungen gründeten auf "Bösartigkeit und Rachsucht". Die Vorwürfe seien mit das Schlimmste, das man einem Menschen antun könne, so O'Connor damals. Behördenvertreter hätten ihr Haus inspiziert. Sie hätten festgestellt, dass die Vorwürfe haltlos seien.

Waters müsse nun durch die Behördeninstanzen gehen und zusehen, wann er Roisin künftig zu Gesicht bekomme, drohte die Sängerin, die zum Zeitpunkt der Geburt ihrer Tochter nicht mehr mit deren Vater zusammen gewesen war.

Bald darauf wurde bekannt, dass O'Connor im Streit mit ihrem früheren Lebensgefährten nachgegeben und ihrem Ex das Sorgerecht für Rosin übertragen habe. Sie betonte aber, "keine schlechte Mutter" zu sein.

Coming-Out 

2000 outete sich Sinead O'Connor in einem Interview als lesbisch. "Ich liebe Männer, aber ich ziehe Sex mit Frauen vor und habe lieber romantische Beziehungen mit Frauen" - mit diesen Worten zitierte damals das Online-Portal Dotmusic die Exzentrikerin.

Hatte O'Connor zuvor immer wieder mit Affären mit männlichen Journalisten oder Musikern für Schlagzeilen gesorgt, bekannte sie sich schließlich offen zu ihrer Homosexualität. "Es tut mir leid, dass ich zu ängstlich war, um offen darüber zu sprechen. Ich habe versucht etwas zu sein, was ich nicht bin", sagte sie. Sie habe sich mit dem anderen Geschlecht "miserabel" gefühlt, bekannte Sinead O'Connor, um sich bei "all den armen Männern" zu entschuldigen, mit denen sie sich eingelassen habe.

Sie widerrief dies jedoch in späteren Interviews, in denen sie sich sowohl als bi- wie auch als heterosexuell bezeichnete.

O'Connor kündigt erneut Rücktritt aus Musikbusiness an

2003 verabschiedete sich die Sängerin einmal mehr aus dem Musikgeschäft. "Ich will nicht mehr eine 'berühmte' Person sein, sondern stattdessen ein 'normales' Leben führen", erklärte sie.

Bevor sie sich vollkommen aus der Musik-Branche zurückziehe, werde sie noch einige Projekte beenden, kündigte O'Connor damals an. Danach wolle sie sowohl von Fans als auch von den Medien in Ruhe gelassen werden. Trotz der Ankündigung blieb O'Connor aber auch weiterhin in der Entertainment-Industrie tätig - so nahm sie 2005 unter anderem ein Reggae-Album auf und versuchte sich als Geschichtenerzählerin.

Skandal um Sex-Inserat und vierte Scheidung

2011 schaltete Sinead O'Conor, zu diesem Zeitpunkt bereits drei Mal geschieden und vierfache Mutter, ein Inserat, in dem sie mitteilte: "Ich brauche unbedingt einen sehr süßen, sexhungrigen Mann. Ich bin auf dem Höhepunkt meiner sexuellen Blüte und viel zu reizend, um wie eine Nonne zu leben."

Als sich daraufhin der Therapeut Barry Herridge auf die Anzeige meldete, traute sich die Sängerin im Dezember 2011 - nur, um 16 Tage später wieder die Scheidung einzureichen.

Die Trennung soll die Musikerin damals so sehr mitgenommen haben, dass im darauffolgenden Jänner Gerüchte über einen Suizidversuch die Runde machten, nachdem O'Connor auf Twitter verzweifelte Hilferufe veröffentlicht hatte. Wenige Monate später wurde eine Tournee von Sinéad O’Connor aufgrund von psychischen Problemen der Sängerin abgebrochen.

Im selben Jahr verriet O'Connor, dass sie aufgrund des Missbrauchs in ihrer Kindheit eine Therapie in Anspruch nehme.

Kontroverse Memoiren und psychische Probleme

Ihre traumatischen Kindheitserfahrungen verarbeitete die Irin unter anderem in ihren kontroversen Memoiren. 2014 verkündete sie, in ihrem Buch "Dreck" über jedem auszuschütten, mit dem sie "jemals geschlafen" habe.

In den darauffolgenden Jahren machte Sinead O'Connor immer wieder mit ihren psychischen Problemen von sich reden. 2016 wurde sie als vermisst gemeldet. Die Promi-Webseite TMZ berichtete damals, die Sängerin gelte als suizidgefährdet und sei bereits in medizinischer Behandlung gewesen, nachdem sie ihrer Familie einen Abschiedsbrief hinterließ und verschwunden war. Nur wenige Stunden nach der Vermisstenanzeige tauchte O'Connor wieder auf. Sie sei in Sicherheit, sagte ein Sprecher der Polizei.

Die Berichte seien "böswilliger Klatsch", für einen Suizid sei sie "viel zu glücklich", schrieb die Sängerin dann im Online-Netzwerk Facebook.

Wenige Monate später gab sie schließlich bekannt, dass sie nach "30 Jahren als Kifferin" einen Drogenentzug gemacht habe, nun clean sei, und für ein Jahr in einer speziellen Einrichtung für ehemalige Abhängige leben werde.

2017 löste O'Connor mit einem Internet-Video erneut Sorgen aus. In einer gut zwölfminütigen Aufnahme berichtete die Musikerin verzweifelt von schweren psychischen Problemen. Sie wohne in einem Motel im US-Bundesstaat New Jersey und sei in Behandlung. "Ich bin ganz alleine, es gibt absolut keinen, der mir nahe steht, außer meinen Arzt", erklärte O'Connor. "Psychische Krankheiten sind ein bisschen wie Drogen - sie kümmern sich nicht darum, wer du bist", sagte sie. Ähnlich sei es mit dem Stigma, das mit der Erkrankung einhergehe. Sie fühle sich von ihrer Familie im Stich gelassen.

Neues Album angekündigt

Zuletzt hatte sich O'Connor wieder vermehrt auf ihre Musik konzentriert. 2021 hatte sie zwar erneut angekündigt, ihre musikalische Karriere beenden zu wollen. Dies wurde aber nur kurz darauf von ihrem Management dementiert. In den vergangenen, sehr schwierigen und traumatischen Monaten habe sich O'Connor in mehreren Interviews mit ihrer Vergangenheit befasst, hieß es von ihrem Management.

"Sinead wurde sehr zerbrechlich und fasste die emotionale Entscheidung, aufzuhören, erschöpft und kaputt. Nun hat sie einen neuen Spirit und eine neue Entschlossenheit gefunden und ist glücklicherweise stärker denn je", hieß es.

Gleichzeitig wurde O'Connors neues Album "No Veteran Dies Alone" (Kein Veteran stirbt allein) für das Jahr 2022 angekündigt. Nach dem Tod ihres Sohnes verschob sie ihre Tourdaten und legte ihr geplantes Album auf Eis.

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

Das österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.