Sinead O'Connor (1966-2023): Der Soundtrack zu Millionen Trennungen

Diese Tränen haben wir alle geweint. Sinead O’Connor hat mit "Nothing Compares 2 U" den Soundtrack zu Millionen Trennungen eingesungen. Der Moment, in dem sie im dazugehörigen Video selbst zu weinen beginnt, ist jener Moment, in dem die Trauer besonders groß zu sein scheint, der Popfan aber dank der reinigenden Wirkung des Liedgutes der Überwindung der/des Verflossenen jedoch einen Schritt näher. 396 Millionen Mal wurde das Video auf YouTube angeschaut, im Musikfernsehen der 1990er fühlten wohl viele, viele Millionen Menschen mehr mit.
Beim nochmaligen Anschauen werden viele nun erneut eine Träne im Auge haben: Denn O’Connor ist am 26. Juli 2023im Alter von nur 56 Jahren verstorben.
Sie wurde dank des Songs, den einst Prince geschrieben hatte, den O’Connor aber weltbekannt machte, die berühmteste Sängerin Irlands. Sie war aber in den Jahren seither noch etwas anderes, vielleicht Wichtigeres: O’Connor sprach offen über ihr Ringen um ihre mentale Gesundheit, bevor das noch selbstverständlich war.
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Manische und depressive Phasen beeinflussten ihre Karriere, sie musste Tourneen absagen und sich zurückziehen. Öffentlich haderte sie auch mit den unmenschlichen Anforderungen des Musikbusiness, das bis heute keinen Raum für Schwächen zulässt. Mehrfach erklärte sie ihre Karriere für beendet, doch bis zuletzt zog es sie zurück ins Rampenlicht: Vor zwei Jahren noch sagte sie, dass ein neues Album bevorstehe, es sollte nie erscheinen.
In diesem Rampenlicht wurden aber auch ihre schwierigen Phasen grell beleuchtet: Gerne wird heute von Skandalen geschrieben, die ihre Karriere begleiteten; dabei war manches davon keineswegs das, was man heute unter diesem überstrapazierten Begriff verstehen würde.
So ging sie mehrfach auf Konfrontation zur katholischen Kirche, die in Irland bis heute überaus mächtig ist. 1992 etwa rief die Sängerin alle Schüler Irlands zu einem eintägigen Streik auf, um gegen das Abtreibungsverbot für ein 14-jähriges Mädchen zu protestieren, das nach einer Vergewaltigung schwanger geworden war.
Später zerriss sie ein Foto von Papst Johannes Paul II. Daraufhin wurde sie von Fans ausgebuht. Zwei Jahre später entschuldigte sie sich beim Papst.
Unsinn der Jugend
Bei anderer Gelegenheit lehnte sie einen Grammy ab, da dieser Preis nur die kommerzielle Seite von Musik auszeichne – was ihr selbst später als jugendlicher Unsinn erschien. Manch Eskapade in ihrem weiteren Leben mag auch so erscheinen, wie ihre nur 16 Tage währende Ehe.
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Aber O’Connor war mehr als ein verblassender Star. Immer wieder sprach sie offen über ihr Ängste und Verzweiflungen. Als im Jänner des Vorjahres ihr 17-jähriger Sohn starb, schrieb sie später, ihm folgen zu wollen.
Umrahmt wird dieses komplizierte Leben vom Bewusstsein des immensen Talents der Sängerin. Auch wer nur ihren einen Hit kennt, hört eine einzigartige Stimme. Und in ihren Augen herrschte eine Trauer, die einen nicht losließ. Auch mit ihr konnte sich niemand anderer vergleichen.
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