Prozessbeginn: Weinstein zog Zorn des Richters auf sich
Die Anwälte des wegen Sexualverbrechen angeklagten Ex-Filmproduzenten Harvey Weinstein sind vor Gericht mit einem Antrag gescheitert, den am Montag gestarteten Prozess zu vertagen. Richter James Burke wies den Antrag der Verteidigung am Dienstag zurück.
Weinstein-Anwalt Arthur Aidala hatte argumentiert, die formale Beschuldigung seines Mandanten in Los Angeles am Vortag sei "unglaublich schädlich" für den einstigen Hollywood-Mogul. Unter diesen Umständen könne keine "unparteiische" Jury zusammengestellt werden. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft in Los Angeles sei ein "Weihnachtsgeschenk" für die Anklage in New York.
Weinstein waren am Montag - dem Tag des Prozessbeginns in New York - in Los Angeles formal eine Vergewaltigung und ein sexueller Angriff zur Last gelegt worden. Anwalt Aidala erklärte, dies werde die New Yorker Geschworenen beeinflussen.
Richter Burke betonte aber, jeder Angeklagte gelte bis zu einer Verurteilung als unschuldig. Dies werde auch den Geschworenen im New Yorker Prozess erklärt. Burke schloss inzwischen nicht aus, dass der Fragebogen an die potenziellen Geschworenen um Fragen zu den Fällen in Los Angeles erweitert werden könnte.
Auswahl der Geschworenen-Jury hat begonnen
Am Dienstag stand in New York der Beginn der Vorauswahl der Geschworenen an. Das Auswahlverfahren könnte sich über zwei Wochen ziehen. Burke hofft, am 22. Jänner mit den Eröffnungsplädoyers beginnen zu können.
Den Zorn des Richters zog sich Weinstein am Dienstag damit zu, dass er im Gerichtssaal sein Handy in der Hand hielt. "Das war an jedem Tag im Gericht ein Problem", sagte Burke. "Wollen Sie wirklich so für den Rest ihres Lebens im Gefängnis landen, indem Sie in Verletzung einer Gerichtsanordnung Textbotschaften verschicken?"
Der Prozess gegen Weinstein hatte am Montag begleitet von einem gewaltigen Medieninteresse begonnen. In dem Verfahren geht es um zwei Frauen, die dem 67-jährigen "Pulp Fiction"-Produzenten eine Vergewaltigung beziehungsweise aufgezwungen Oralsex vorwerfen. Nur einige Stunden nach Prozessbeginn beschuldigte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles Weinstein in zwei anderen Fällen formal einer Vergewaltigung und eines sexuellen Angriffs im Jahr 2013.
Mehr als 80 Frauen - darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow - werfen dem einstigen Hollywood-Mogul jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vor. In den meisten Fällen sind die Vorwürfe aber verjährt oder die mutmaßlichen Opfer haben keine Anzeige erstattet. Weinstein hat die Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einvernehmlichen sexuellen Handlungen. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.