Winzer Leo Hillinger: "Ich hab die meisten Neider Mitteleuropas"
Von Lisa Trompisch
Angefangen hat er mit nicht einmal einem Hektar Weingarten und sechs Millionen Schilling Schulden (436.000 Euro). „Eigentlich ein optimales Rezept für einen Selbstmord, aber im Neusiedlersee mit 1,93 wird’s schwierig – die Brücken sind auch nicht hoch im Burgenland“, erzählt Bio-Winzer Leo Hillinger im KURIER-Talk.
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„Es waren sehr harte Zeiten.“ Der Rest ist eine große Erfolgsgeschichte, seine Weine werden auch international von den USA bis nach China gut verkauft und er feiert am 17. Oktober sein 33. Firmen-Jubiläum.
Viele Neider
Aber, wo Erfolg, da ist auch der Neid – einfach gutes Marketing wird da oft geunkt.
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„Das stimmt, ich hab die meisten Neider Mitteleuropas. Aber wir wissen alle, wenn du viele Neider hast, dann machst du alles richtig. Der Neid ist in Österreich ein großes Thema, hat mich am Anfang wirklich schwer getroffen, aber ich muss sagen, mittlerweile ist mir das wurscht“, so Hillinger.
Das ganze Interview:
„Du kannst nur für ein gutes Produkt ein gutes Marketing machen. Schlechtes Produkt – gutes Marketing – schneller Tod. Wir brauchen da nicht darüber diskutieren: Wir sind international, wir sind in fast 30 Ländern dieser Erde, da kannst du kein Blender sein. Wir müssen uns immer mit den besten Weinen dieser Welt messen – blind – mit Sommeliers, sonst haben wir gar keine Chance, dass wir wo reinkommen. Also, das ist Schwachsinn, du kannst nicht sagen, der Wein schmeckt nicht und der macht nur gutes Marketing für den Wein.“
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Und messen möchte sich auch sein Sohn Leo Thaddäus, Spitzname Jack („Er war immer so ein Jack-Sparrow-Fan.“), der schon seine eigenen Weine – ohne seinen Vater – auf den Markt gebracht hat und auch den Betrieb übernehmen wird. „Er will Wein machen ohne mich. Das ist auch gut so, er muss seinen eigenen Weg gehen“, so Hillinger.
Nachfolger
„Ab nächstem Jahr werde ich mich als Gesicht von Leo Hillinger zurückziehen. Ich möchte natürlich im Weingarten arbeiten, im Keller arbeiten, ich möchte vielleicht im Ausland, in Amerika, expandieren, aber ich möchte nicht mehr das Gesicht des Leo Hillinger sein. Das soll er sein!“, erzählt der stolze Vater.
„Er braucht mich nicht nachmachen, er braucht keine Kopie von mir werden, er ist eine eigene Persönlichkeit und er muss seine eigenen Wege gehen. Ich kann ihn nur unterstützen dabei. Ich kann sagen: Bua, wennst was brauchst, bin i do.“
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Wirklich an Pension denkt Leo Hillinger aber nicht, das wäre auch gar nicht sein Stil. „Für mich ist es keine Arbeit. Das ist Passion, Leidenschaft. Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen und will auch nichts anderes machen. Ich möchte in meinem Leben bis zum Schluss Wein machen. Das ist eine Wohltat – es ist für mich alles.“
Anti-Kater-Tipps
Und wenn man schon mal einen Winzer zum Gespräch bittet, dann dürfen natürlich auch die ultimativen Anti-Kater-Tipps nicht fehlen: „Erstens einmal sag ich, wennst Kopfweh hast, kommt's viel auf den Kopf drauf an. Manche Köpfe würden mir auch wehtun. Das muss ich auch dazusagen“, meint er lachend.
„Viel Wasser trinken. Ich trinke relativ viel Wasser und ich mische nicht. Ich trinke überhaupt keinen Schnaps. Dann rauche ich nicht. Das ist ein großes Thema“, so Hillinger.
„Grundsätzlich ist wichtig: viel Wasser trinken und ich sag das ganz ehrlich: Üben, üben, üben. Die meisten, die lang nix trinken und dann auf einmal was trinken, ist klar: Der Körper kennt das nicht. Das ist dasselbe, wenn ich nie Rad fahre und dann mache ich 150 Kilometer – dann bin ich hin“, meint er.
„Beim Weintrinken ist es dasselbe. Man muss ja nicht jeden Tag ein paar Flaschen Wein trinken. Wein ist ja auch ein Genussmittel. Ich trinke Wein ja nicht, damit ich betrunken bin. Es ist eine Symbiose zwischen Essen, gemütlichem Zusammensein, Reden und dann ein paar Glaserl Wein. Ich bin nicht gern betrunken. Wenn ich merke, ich spüre es, dann trinke ich wirklich einen oder zwei Liter Wasser und dann geht’s mir wieder gut.“
Warum Bio so wichtig ist und was eigentlich in China für ein Wein getrunken wird, sehen Sie im Video oben.