Politiker am Opernball: Ein Baby zur Budget-Rede
Von Ida Metzger
Es gab keine Politikerin, die am Opernball 2020 mehr Spaß hatte als sie: Niederösterreichs mächtige Landesfürstin Johanna Mikl-Leitner. Im Vorjahr noch war die Anspannung groß gewesen, denn ihre Tochter debütierte am Opernball, musste aber mit Fieber den Eröffnungswalzer tanzen.
„Dieses Jahr wollte ich den Abend so richtig genießen“, sagte Mikl-Leitner. Dieses Motto zog die Landeshauptfrau auch durch. Mikl-Leitner streifte durch die Logen und fiel mitten im Logengang dem Nationalratpräsidenten Wolfgang Sobotka überschwänglich um den Hals. „Ich steh auf dich“, reagierte Sobotka scherzhaft auf die Umarmung seiner Landeshauptfrau.
In der Kanzlerloge, wo in Vertretung von Sebastian Kurz Europa-Ministerin Karoline Edtstadler Hof hielt („Ich bin ein totaler Opernball-Fan. Als ich zur Richterin ausgebildet wurde, habe ich mir extra einen TV-Apparat organisiert, damit ich Opernball Übertragung sehen kann), hatte sich eine bunte Frauenrunde gebildet. Darunter die Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat oder Ex-Staatssekretärin Christine Marek oder Designerin Silvia Schneider. Als Niederösterreichs Landeshauptfrau in der Kanzlerloge auf die illustre Runde traf, war Lachen ohne Ende angesagt. Mikl-Leitner tanzte vor der Kamera, witzelte über ihre Parteikollegen. Im Hintergrund stand stoisch und stets geduldig ihr Mann Andreas Mikl.
Neben der Kanzlerloge residiert traditionell der Finanzminister. Gernot Blümel und seine hochschwangere Lebensgefährtin Clivia Treidl schwelgen zwischen Glück und Nervosität. Glück, weil in einem Monat die erste gemeinsame Tochter zur Welt kommen wird. Hohe Nervosität, weil der errechnete Geburtstermin – ausgerechnet! – auf den Tag der Budgetrede fällt. Die Prime-Time für jeden Finanzminister und die erste für Blümel. „Wir werden unsere Tochter Josefine nennen. Es ist der Name meiner Großmutter, die 93 Jahre alt ist“, verrät Clivia Treidl.
Auch wenn das Baby einige Tage vor dem Geburtstermin zur Welt kommt, hat Blümel ein veritables Terminproblem. Denn da muss er beim EU-Finanzministertreffen in Brüssel weilen.
In der Loge von Blümel war auch Life-Ball-Initiator Gery Keszler eingeladen. Die Frage, ob es ihn reizen würde, künftig den Opernball zu organisieren, beantwortete er so: „Das künstlerische Programm zu gestalten würde mich sehr interessieren, aber ich glaube, die Gesellschaft ist noch nicht reif für mich.“
Vor 30 Jahren demonstrierte die neue Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) noch vor der Oper gegen das Ungleichgewicht zwischen Reich und Arm – Donnerstagnacht beobachtete sie das Spektakel aus der Mittelloge. Und siehe da, wie sich doch Perspektiven ändern können: „Mir gefällt der Ball sehr gut. Ich hoffe, dass mich nächstes Jahr meine Lebensgefährten begleiten wird“, schwärmte Lunacek plötzlich. Ida Metzger