Kitzbühel-Abfahrt: Neuer Anlauf mit alten Herausforderungen
Von Christoph Geiler
Haxnbrecherschnee.
Das fiel OK-Chef Michael Huber am Samstag zur Beschaffenheit der Streif ein. Schneeregen und hohe Temperaturen hatten die Piste im untersten Abschnitt aufgeweicht, weshalb an eine Abfahrt nicht zu denken war. Zumal die Streif ja auch ohne besagten Haxnbrecherschnee ein riskantes Unterfangen ist. Das wurde bereits bei der ersten Abfahrt am Freitag augenscheinlich – und das wird heute nicht anders sein, wenn am Sonntagvormittag die Abfahrt nachgeholt wird (10.20 Uhr).
Vor allem der Zielsprung, der am Freitag dem Schweizer Urs Kryenbühl zum Verhängnis geworden war (Kreuzbandriss, Schlüsselbeinbruch, Gehirnerschütterung), sorgte für Ärger und Diskussionsstoff. „So einen Sprung nach einer Fahrzeit von etwas mehr als einer Minute und 50 Sekunden einzubauen, ist unnötig“, kritisierte Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann und forderte. „Der Sprung muss weg.“
Die Verantwortlichen der FIS und die Kitzbüheler Pistencrew reagierten auf die Forderung und trugen am Samstag den Zielsprung ein wenig ab. Doch ob der Sprung durch diese Maßnahme tatsächlich entschärft werden kann, wird sich erst am Sonntag im Rennen weisen.
Am letzten Zacken
Die Geschwindigkeiten werden ähnlich hoch sein wie in der ersten Abfahrt, als die Läufer mit Tempo 145 über den Zielsprung rasten. Auch die Risikobereitschaft der Abfahrer wird durch den schweren Sturz von Kryenbühl nicht geringer geworden sein. Das liegt in der Natur der Abfahrer. „Sie fahren da auf dem letzten Zacken hin, da zieht keiner zurück“, sagt ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher.
Der Tiroler versuchte die Stürze von Kryenbühl und von Ryan Cochran-Siegle analytisch und nüchtern zu bewerten. „So blöd es klingt, beide Unfälle waren individuelle Fehler. Und wenn man in unserem Sport Fehler macht, dann schaut es nicht gut aus. Skisport ist nicht gerade ein Gesundheitssport.“
Der Skisport ist obendrein auch nicht immer ganz nachvollziehbar. Das wurde am Freitag in der ersten Abfahrt bei Vincent Kriechmayr wieder einmal deutlich, der stirnrunzelnd im Ziel stand und sich über seinen Riesenrückstand auf Sieger Beat Feuz wunderte. „1,6 Sekunden – das ist doch ein ordentliches Paket. Das ist mir unerklärlich. Ich muss in der zweiten Abfahrt einiges besser machen.“