Sport

Profiboxen in Hollywood: Umar Dzambekov vor seinem US-Debüt

Bei der Amateur-Weltmeisterschaft 2019 in Jekaterinburg boxte sich Umar Dzambekov souverän ins Achtelfinale und sorgte damit für das beste Ergebnis eines Nachwuchsboxers auf internationaler Bühne seit mehr als 20 Jahren. Am 27. Jänner wartet ein weiteres Karriere-Highlight auf den 25-jährigen Österreicher: Sein Profi-Debüt in Los Angeles.

Seit vier Monaten lebt der Wiener in den Staaten. Im KURIER-Interview erzählt Dzambekov von seinem neuen Lebensabschnitt und dem Boxsport in Amerika. 

KURIER: Ihr Kampf findet im Light Heavyweight gegen Anthony Fleming statt. Er hat ebenfalls zwei Profikämpfe und zwei Siege. Wie schwer war es die 79 Kilogramm zu schaffen? Amerika ist ja nicht gerade für gesundes Essen berühmt. 

Umar Dzambekov: Ich bin zum Glück kein Athlet, der Gewichtsprobleme hat. Doch einfach ist es mit dem Essen hier nicht: riesige Portionen, fettig, süß und zu viel Geschmacksverstärker. Deshalb schmeckt das Essen wahrscheinlich so gut. Wenn du nicht zunehmen willst, kochst du aber besser daheim. In den Wochen vor dem Kampf wurde ich von einer Firma jeden Tag mit gesundem und hausgemachtem Essen beliefert. Die Mahlzeiten sind sehr gut und ich kann selbst entscheiden, was ich drin haben mag und wie viele Kalorien. Als Athlet ist das ein richtig großes Plus.

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Hat es Ihnen eine bestimmte Mahlzeit schon angetan?

Da gibt es einige! (lacht) Aber was mir hier am meisten gefällt, sind die American Diner. Wo du reingehen kannst zum Frühstücken, Mittag- oder Abendessen. Du sitzt da, Kaffee wird dir nachgefüllt, du isst deine Pancakes. 

Sind Sie begeistert vom amerikanischen Kaffee?

Also der Kaffee in Österreich schmeckt bei weitem besser! Da kann dieser amerikanische Filterkaffee nicht mithalten. Vor allem, wenn man Karamell Macchiato liebt.

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Wie kommen Sie als Athlet finanziell über die Runden?

Als Boxer hast du es nirgendwo einfach. Hier ist es richtig teuer. Du musst im Monat schon sehr viel verdienen, wenn du als Boxer durchkommen willst. Die Wohnung, das Auto und das Essen zahlt mein Management und meine Promotion "Tom Löffler’s 360 Promotions". Damit ich mich ganz auf den Sport konzentrieren kann. Für eine kleine Zwei-Zimmerwohnung zahlst du immer über 2.000 Dollar. Also wenn du nicht deine 4.000 bis 5.000 verdienst, kannst du dir keine Wohnung leisten. Das Auto ist auch ein Privileg, weil die Strecken sehr weitläufig sind. Aber ich gehe zum Glück eh nicht viel raus, außer fürs Training. Meistens bin ich zu müde und möchte mich zwischen den Einheiten nur ausruhen.

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Sie trainieren im Wild Card, einem der bekanntesten Boxgyms der Welt. Bekommen Sie dort genug Unterstützung?

Ich hab einen sehr guten Trainer mit Marvin Somodio. Er hat mit Freddie Roach gemeinsam Weltmeister und Top-Boxer aufgebaut. Ich hab in diesem Gym die besten Möglichkeiten, mich vorzubereiten und werde gut unterstützt. Im Wild Card ist alles sehr geführt, du hast jeden zweiten Tag Sparring. Die Konkurrenz ist riesig und die Besten konzentrieren sich hauptsächlich nur aufs Boxen.

Seit kurzem hängt dort zum ersten Mal in der Geschichte auch die österreichische Flagge.

Genau, die hing da vorher noch nie. Sie wurde extra für mich angebracht, weil ich der erste österreichische Athlet bin, der das Wild Card vertritt. Das hat sehr viel für mich bedeutet.

Wenn Sie das Hollywood Schild sehen, ist das motivierend?

Ganz ehrlich, manchmal wenn ich mit dem Auto fahre, sehe ich es schon von weitem und denke mir jedes Mal: Krass! Du siehst das in den Filmen und dann bist du da und es fühlt sich immer noch nicht real an. Aber nicht nur das Schild, du siehst hier auch die Palmen, das Meer, die Berge - ich kenne nicht viele Orte, wo du all das auf einmal siehst. Es ist schön in L.A – aber auch sehr gefährlich. Je länger ich weg bin, desto mehr merke ich, wie sehr ich Wien vermisse.

Was hat Sie Hollywood sonst noch gelehrt?

Es ist unglaublich, wie viele Menschen hier leben – viele davon auf der Straße. Wir haben in Wien zwar auch Obdachlose, aber in L.A ist das Leben richtig hart. Außerdem vermisst man ab und zu Familie und Freunde. Natürlich machst du das alles für dich, für deine Ziele und deine Leidenschaft. Die Familie gibt dir aber eine extra Motivation und du machst es dann auch ein wenig für sie. Sport auf höchstem Niveau ist nicht einfach.

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2013 sind Sie mit Ihrer Familie vom Tschetschenien-Krieg geflüchtet. Was sind Ihre Erinnerungen?

Ich bin 1997 geboren, mitten im Krieg. Erinnern kann ich mich an vieles. Ich bin froh, dass wir es als gesamte Familie nach Österreich geschafft und uns hier ein Leben aufgebaut haben. Der Krieg war etwas Schlimmes  – und ist es immer noch. Das was die Ukraine leider gerade erfährt, haben wir schon vor 20 Jahren erlebt.

Was sind Ihre weiteren Ziele nach dem US-Debüt?

Über langfristige Ziele möchte ich nicht reden - ich lass’ dann lieber Taten sprechen. Jetzt gilt mein ganzer Fokus dem Debüt.

Kommt Ihre Familie zum Kampf zuschauen?

Leider nicht, aber mein bester Freund wird da sein – wenigstens einer (lacht). Aber meine Familie und Freunde werden den Kampf auf UFC Fight Pass live mitverfolgen.

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