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Formel-1-Start abgesagt, auch zwei darauffolgende Rennen

Nach dem ersten Coronavirus-Fall in der Formel 1 ist das WM-Auftaktrennen in Australien nun doch abgesagt worden, die weitere Saison stürzt ins Chaos. Nach einer Wirrwarr-Nacht für die Königsklasse des Motorsports teilten diese Entscheidung die Formel 1 zusammen mit dem Motorsport-Weltverband FIA und dem lokalen Veranstalter am Freitag mit.

Am Freitagnachmittag gab man bekannt, dass auch die nächsten Rennen in Bahrain und Vietnam auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben werden. Der Grand Prix in Bahrain sollte eigentlich am 22. März vor leeren Rängen ausgetragen werden. Die Premiere in Hanoi war für den 5. April geplant.

Die Rennserie will gemeinsam mit den Veranstaltern nach neuen Terminen in diesem Jahr für die beiden WM-Läufe suchen. Zuvor war das für Sonntag geplante Rennen in Australien kurzfristig abgesagt worden. Auch der Grand Prix in China wird nicht am 19. April stattfinden. Die Verantwortlichen erklärten, dass der WM-Start Ende Mai in Europa erwartet wird.

 

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Der erste Grand Prix des Jahres hätte am Sonntag in Melbourne stattfinden sollen. Die Absage erfolgte nur wenige Stunden vor dem ersten Training am Freitag (Ortszeit). Nach Gesprächen mit den verbliebenen neun von zehn Teamchefs sei es die "Sicht der Mehrheit der Rennställe" gewesen, nicht zu fahren. Die Ticketinhaber sollen voll entschädigt werden.

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Wenige Stunden zuvor hatte McLaren um seinen deutschen Teamchef Andreas Seidl den positiven Test bei einem seiner Mitarbeiter bestätigt und sich als Konsequenz für das Rennen zurückgezogen.

Die Rennorganisatoren nahmen anschließend mit der Formel 1, dem Motorsport-Weltverband Fia sowie dem Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste Gespräche auf, um über die "weiteren Auswirkungen" zu sprechen und die "nächsten Schritte" abzustimmen. Es folgten Stunden voller Ungewissheit für die Fans, die am Freitagmorgen (Ortszeit) sogar vor verschlossenen Toren ausharren mussten. Die Konsequenzen fielen dann mit der kurzfristigen Verschiebung nur wenige Stunden bevor beim Auftakttraining die ersten Formel-1-Motoren losheulen sollten drastisch aus.

Der Angestellte des englischen Traditionsrennstalls wurde kurz nach Auftreten erster Symptome isoliert und wird von lokalen Gesundheitsbehörden betreut. McLaren hatte am Mittwoch zusammen mit dem US-Team Haas die ersten Verdachtsfälle auf das Coronavirus im Fahrerlager bestätigt. Es handelte sich um eine Person bei den Engländern und um insgesamt vier Mitarbeiter von Haas. Die Ergebnisse beim US-Team fielen negativ aus.

Grand-Prix-Chef Andrew Westacott sprach später von insgesamt acht Testergebnissen aus dem Fahrerlager sowie einer neunten Person, die aber nicht im Umfeld der Rennserie zu verorten ist.

Das erste von ursprünglich einmal 22 geplanten Saisonrennen findet damit vorerst nicht statt. Angesichts von Reisebeschränkungen in der Coronavirus-Krise vor allem für Teams aus Italien hatte Formel-1-Sportchef Ross Brawn vor wenigen Tagen gesagt: "Wenn ein Team an der Einreise in ein Land gehindert wird, dann können wir kein Rennen haben." Alles andere wäre "nicht fair".

Terminchaos droht

Vor der krachenden Nachricht von McLaren hatte Weltmeister Lewis Hamilton die Austragung des Formel-1-Auftakts in Australien scharf kritisiert. "Ich bin sehr, sehr überrascht, dass wir hier sind", äußerte der Titelverteidiger sein Unverständnis. "Ich denke, es ist großartig, dass wir Rennen haben können, aber für mich ist es schockierend, dass wir alle in diesem Raum sitzen."

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Seidl und McLaren-Geschäftsführer Zak Brown informierten die Bosse der Formel 1 und den Motorsport-Weltverband FIA am Abend über ihren Entschluss. "Die Entscheidung wurde aus einem Gefühl der Vorsorge nicht für die Formel-1-Angestellten von McLaren und Partner getroffen, sondern auch für die Wettbewerber, die Formel-1-Fans und die Anteilseigner der Formel 1", hieß es in der Mitteilung.

Eine Verschärfung der Lage trat aber ein. "Ich würde hoffen, dass es nicht so weit kommt", hatte Vettel zu einer eskalierenden Situation rund um den Albert Park Circuit gesagt. "Wenn es soweit kommen sollte, dann zieht man auf jeden Fall die Bremse. "Vettels Plan für dieses Wochenende sah eigentlich vor, sich mit seinem auf den Namen "Lucilla" getauften neuen Ferrari-Dienstwagen einen Schub für seine Titelmission zu verschaffen. Das ist erstmal aufgeschoben. "Wie Lewis gesagt hat, ist es angemessen zu fragen, warum man hier ist."

Hamilton verwies unter anderem darauf, dass zum Beispiel andere Sportarten wie die NBA der Coronavirus-Krise mit einer Unterbrechung ihres Spielbetriebs begegnen. "Es scheint, als ob der Rest der Welt reagiert", sagte der sechsmalige Weltmeister, der in diesem Jahr den Titelrekord von Michael Schumacher einstellen will. Und die Formel 1? Sowohl Geschäftsführer Chase Carey als auch FIA-Boss Jean Todt gerieten nach der McLaren-Entscheidung und langem Schweigen unter Zugzwang. Sie wollten dieses Rennen unbedingt austragen wie auch der lokale Veranstalter, dem der Grand Prix eigentlich viel Geld einbringen sollte.

Der Bundesstaat Victoria lässt sich das Spektakel dem Vernehmen nach alleine rund 60 Millionen australische Dollar kosten, das sind umgerechnet etwa 35 Millionen Euro. "Geld regiert die Welt", antwortete Hamilton bei der Pressekonferenz auf die Frage, warum man am Rennen festhalten wollte. "Um ehrlich zu sein, weiß ich es aber nicht." Die Menschen im Land seien besorgt, stellte Hamilton fest. "Wir bringen einen ziemlich großen Zirkus hierher. Es ist definitiv für mich beunruhigend."

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Im Fall von positiven Tests wurde von Regierungsseite im Bundesstaat Victoria längst die Notbremse ins Spiel gebracht. "Wir haben diesen Zeitpunkt noch nicht erreicht, an dem wir diese extremen Maßnahmen ergreifen müssen", hatte die zuständige Gesundheitsministerin, Jenny Mikakos, gesagt. "Wir werden aber nicht zögern, diese Schritte zu ergreifen, wenn wir diesen Hinweis bekommen." Extreme Maßnahmen wurden dann nach stundenlangen Beratungen doch ergriffen.

Die Formel 1 versuchte zuvor, die Lage mit Vorsorgemaßnahmen im Fahrerlager irgendwie unter Kontrolle zu halten. Es gab zusätzliche Möglichkeiten zur Handdesinfektionen, die Rennställe gingen auf Distanz. So nahm Haas-Teamchef Guenther Steiner zum Beispiel hinter einem schwarzen Absperrband Platz, um Abstand zu Journalisten zu wahren. Am Ende legte die Formel 1 eine Vollbremsung ein.