Nach dem ÖFB-Remis gegen Frankreich: Vorsicht, Euphorie!
Von Wolfgang Winheim
Die Stimmung erinnerte an einen Spruch von Helmut Qualtinger. A Unentschieden is a Sieg für Österreich. Nur: Während die Fans nach Abpfiff Konrad Laimer und Co feierten, reagierte deren deutscher Teamchef Ralf Rangnick gereizt auf den moderaten Interviewstil von ORF-Moderator Rainer Pariasek, weil der von „immerhin ein 1:1“ redete.
Tatsache ist, dass die Franzosen samt Karim Benzema trotz weltmeisterlichen Powerplays vor einer Million ORF-Zeugen auf dem diesmal lochlosen Rasen lange Zeit keine Lücke in der ÖFB-Abwehr fanden. Und dass nur sieben Minuten (plus Nachspielzeit) trennten vom ersten Sieg über Frankreich seit dem Spätsommer 2008; seit Österreich nach einem 2:2 im Test gegen Weltmeister Italien mit einem 3:1 gegen Frankreich die WM-Qualifikation gestartet war. Worauf mediale Euphorie rund um den neuen Coach Karel Brückner ausbrach. Sechs Monate später war das Strohfeuer erloschen und der Tscheche Geschichte.
Anders als gegen Frankreich gelang gegen die kleine, große Sportnation Dänemark, in der es am Montag zu bestehen gilt, nie ein Sieg in einem Bewerbspiel. Auch nicht vor der EM ’92, von der mit Jugoslawien der Erste der Österreich-Gruppe erst zehn Tage vor Turnierstart wegen des Balkankrieges eliminiert und durch den Zweiten, Dänemark (hatte mit einem Gesamtscore von 5:1 über Österreich triumphiert), ersetzt wurde. Die Dänen wähnten sich schon auf Urlaub, ehe sie vom Liegestuhl heraus sensationell Europameister wurden.
ÖFB-Teamchef Ernst Happel hatte damals in Schweden, obwohl vom Krebs gezeichnet, zwecks neuer Erkenntnisse noch vor Ort spioniert. Und sich maßlos über den deutschen Teamchef Berti Vogts geärgert, zumal der ein 1:1 gegen die GUS rechtfertigte mit den Worten: „Wir haben ja nicht gegen Türken oder Österreicher gespielt.“
Die GUS? Als Gemeinschaft Unabhängiger Staaten trat nach dem Ende der UdSSR jene Auswahl bei der EM an, die vor genau 30 Jahren aus Russen und Ukrainern gebildet wurde ...