Sport/Fußball

Katar-Reise: Wie ÖFB-Boss Milletich seine Vizepräsidenten übergeht

Weil er dieser Tage offenbar lieber beim ÖFB-Team und dem freundschaftlichen Länderspiel gegen Italien am Sonntag präsent sein wollte, hat Gerhard Milletich seine Reise zur WM-Eröffnung in Katar abgesagt. An seiner Stelle reiste nun Kärntens Verbandspräsident Klaus Mitterdorfer in den Wüstenstaat, um den ÖFB an der Seite von Generalsekretär Thomas Hollerer zu repräsentieren. Ein Umstand, der in Kreisen des ohnehin schon gespaltenen ÖFB-Präsidiums für neuen Zündstoff sorgt.

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Denn Mitterdorfer, seit 2016 Präsident des KFV, zählt nicht zu den vier Stellvertretern Milletichs. Das Amt des Vizepräsidenten bekleiden Josef Geisler (Tirol), Gerhard Götschhofer (Oberösterreich), Johann Gartner (Niederösterreich) und Philip Thonhauser als Aufsichtsratsvorsitzender der Bundesliga.

Und es sind auch jene vier Herren, die den Burgenländer vertreten sollten, den ÖFB-Satzungen zufolge. In diesen heißt es unter Paragraph 13, Absatz 4:

"Die Vizepräsidenten unterstützen den Präsidenten bei der Erfüllung seiner Aufgaben. Im Falle einer Verhinderung oder Vakanz vertritt den Präsidenten der vom Präsidium dafür bis zur darauf folgenden Bundeshauptversammlung bestimmte Vizepräsident."

Nicht gefragt

Ein Grundsatz, an den sich Milletich demnach nicht gehalten hat. Weder Geisler, noch Götschhofer, Gartner oder Thonhauser wurden gefragt, ob sie den Präsidenten in Katar vertreten wollen. Gartner reagierte überrascht: "Das Thema ist nie besprochen worden und ich wurde nie gefragt." Geisler wundert sich ebenso und sagt: "Der Präsident hat offenbar ein gestörtes Verhältnis zu den Satzungen seines eigenen Verbandes." Thonhauser reagiert gelassen: "Wir als Bundesliga gehen davon aus, dass der ÖFB eine Lösung gefunden hätte, sofern wir nach Katar hätten fliegen wollen."

Ob es daran liegt, dass sich das Trio zuletzt in der Inseraten-Affäre Milletich gegenüber kritisch geäußert hat und der Präsident mit Klaus Mitterdorfer einen Mann bei der Stange halten will, der zum Kreis seiner Wähler zählt? Der 66-Jährige ist für den KURIER weiterhin nicht zu erreichen und konnte demnach auch nicht die Frage nach der von ihm angekündigten Klage gegen den KURIER beantworten.

Eine solche ist jedenfalls nach wie vor nicht eingegangen, nachdem mehrere Mitglieder des Präsidiums dies am 4. November innerhalb von 14 Tagen vom Präsidenten erwartet hatten. Damit sollte Milletich den Vorwurf widerlegen, wonach er sein Ehrenamt dazu benutzt habe, um Inserate für seine privaten Magazine zu generieren.

Salzburgs Verbandspräsident Herbert Hübel hatte für die Nichteinhaltung dieser 14-Tage-Frist weitere Schritte angekündigt. Diese sind demnach für die nächsten Tage zu erwarten.