Janko vor ÖFB-Geisterspiel: "Dem Produkt fehlt die Seele"
Von Marc Janko
Das Spiel in Norwegen hat nicht nur ob des Sieges unter Beweis gestellt, dass auch in der Breite des Teamkaders immer mehr Qualität vorhanden ist. Der Anzug ist sozusagen ein größerer geworden, was Teamchef Franco Foda mehr Auswahl zur Verfügung stellt. Im Laufe eines Bewerbes wie der Nations League oder bei einem Turnier wie der EURO kann das durchaus ein unschätzbarer Vorteil werden.
Extrem positiv empfand ich das Debüt von Christoph Baumgartner, das ich in dieser Form schon lange nicht gesehen habe. Er bot sich als weitere Option im Mittelfeld dem Teamchef an. Weiters habe ich mich für Stürmer Michael Gregoritsch sehr gefreut, dass ihm das Tor zum 1:0 gelungen ist. Nicht zuletzt aufgrund der gesundheitlichen Problemen seines Vaters ist es für ihn aktuell nicht leicht – die beiden pflegen bekanntlich ein sehr enges Verhältnis. Auf diesem Weg wünsche ich Werner Gregoritsch alles Gute!
Notwendiges Übel
Am Montag feiert das Nationalteam in Klagenfurt gegen Rumänien eine Premiere, erstmals in der Geschichte des ÖFB absolviert man ein Geister-Heimspiel. Mit diesem notwendigen Übel müssen wir aktuell noch leben, wenngleich dem Produkt Fußball dadurch irgendwie die Seele fehlt. Alle leiden darunter – die Klubs, die Verbände, natürlich die Fans und auch die Spieler, für die es nicht leicht ist, vor leeren Rängen zu spielen. Es ist kein Vergleich dazu, eine innere Spannung aufzubauen, wenn man vor 40.000 Fans spielen würde. Auf Wettkampfniveau fühlt es sich seltsam und ungewohnt an, weil man dies sonst nur von Testspielen im Rahmen eines Trainingslager kennt.
Und dennoch haben die Finalturniere in der Champions League und der Europa League eindrücklich gezeigt, welch Vollprofis die Fußballer auf dem Niveau sind. Sie haben sich an die Umstände gewöhnt und brachten ausgezeichnete Leistung. Die Spiele waren richtig cool. Einen Beitrag leistete auch der neue Finalmodus, der für zusätzliche Spannung sorgte.
Ich bin überzeugt davon, dass sich Manchester City gegen Lyon in zwei Duellen durchgesetzt hätte, Leipzig hätte vielleicht nicht gegen Atletico Madrid mit Hin- und Rückspiel gewonnen.
Die Causa Messi
Ein aktuelles Thema im internationalen Fußball war und ist immer noch Lionel Messi und dessen Verbleib beim FC Barcelona nach all den Turbulenzen der vergangenen Wochen. Er hat klar gemacht, dass er den Verein verlassen und eine andere Herausforderung suchen möchte. Ein Führungsspieler wie Messi hat nach all den Leistungen, die er in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten gebracht hat, das Recht, dass ihm der Kragen platzt, wenn Entwicklungen seiner Meinung nach in die falsche Richtung laufen.
Dass er seinen Herzensklub nicht verklagen möchte, zeigt seine Verbundenheit mit Barcelona. Ebenso wie seine unmittelbare Familie, die bei dem Gedanken an einen Wechsel angeblich zu weinen begann.
Nach außen hin scheint die Angelegenheit geklärt, was allerdings intern alles besprochen wird, kann durchaus eine andere Sache sein. Daher wird es auch für mich interessant, den FC Barcelona und Messi in dem wohl letzten gemeinsamen Jahr zu beobachten.
Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 36-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.
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