Sport/Fußball

Austria-Krise: "Werden noch einige Jahre mit Minus herumlaufen"

Die Austria sucht einen Nachfolger von Coach Manfred Schmid, für den die Fans auf die Barrikaden steigen und Abos zurücklegen. AG-Vorstand Gerhard Krisch sucht händeringend nach Lösungen, wie man den Schuldenberg abbauen kann. Ein Drama in Violett.

KURIER: Die Austria hat sich zuletzt vom Trainer getrennt, die Empörung der Fans ist groß. Was sagen Sie dazu?

Gerhard Krisch: Wir haben aus gutem Grund entschieden.

Und der wäre?

Die gewünschte Spielweise haben wir zu wenig gesehen. Die Quintessenz war letztlich, dass die Zugänge zum Fußball zu unterschiedlich waren. Und wenn einige meinen, dass wir respektlos vorgegangen sind, dann ist das ein Quatsch. Das war keine Entscheidung gegen Manfred Schmid, sondern für die Austria.

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Ist die Kritik unberechtigt?

Es wird unter anderem vorgeworfen, dass Manuel Ortlechner und ich jede Gelegenheit genützt hätten, um gegen Manfred Schmid zu schießen. Das stimmt nicht, ich habe mit Schmid ein gutes Auskommen. Am 5. Dezember war aber klar, dass es keinen gemeinsamen Weg mehr geben kann.

Die Austria hat kein Geld, kann sich aber jetzt einen neuen Trainer leisten?

Wir haben die Frage intern diskutiert. Wir müssen intern sparen, oder aber ein Zusatzsponsor übernimmt den Posten.

Vielleicht einer, der gegen Schmid war und auf dem violetten Trikot steht?

Eine Möglichkeit kann sein, dass ein bestehendes Sponsoring ausgeweitet wird.

Neben der sportlichen Baustelle gibt es die finanzielle. Wie sehr brennt der Hut ?

Wir wissen, dass das kein Zwölf-Monats-Projekt ist bei den Verbindlichkeiten und Schulden, die wir haben. Wir sind noch nicht weg aus der Intensivstation, und man kann so einen Kredit auf einen Schlag nur mit einem Lottosechser wegbekommen. Wir müssen Budgetposten verschieben zugunsten des Sports, der ist das Kernthema.

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Lässt sich der Kredit bei der Bank Austria, offen sind rund 45 Millionen, überhaupt noch zurückzahlen?

Ja, sonst müssten wir ja zusperren. Wir waren vor kurzem wieder beim Risikovorstand und Risiko-Management der Unicredit und haben die Ziffern besprochen.

Wie viele Kopfweh-Tabletten haben die Herren benötigt?

Das weiß ich nicht, sie haben noch recht frisch ausgesehen. Es ist nicht weiter überraschend, dass die Unicredit uns ein attraktives Angebot gemacht hat bezüglich der Rückzahlung. Ich glaube daran, dass wir alles langfristig zurückzahlen können.

In zehn bis 15 Jahren?

Länger. Nur wenn wir ein positives Jahresergebnis schreiben, können wir in der Tilgung voranschreiten. Aus dem normalen Geschäft ohne Europacup-Teilnahme wird das schwer zu stemmen sein. Wir werden noch einige Jahre mit einem Minus herumlaufen. Ich bin aber überzeugt, dass wir es schaffen. Es ist legitim, wenn einige Leute das hinterfragen.

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Warum gab es im letzten Geschäftsjahr kein Plus bei den Erlösen?

Im Vergleich mit anderen Klubs sind wir nicht schlecht unterwegs. Aber es ist uns noch viel zu wenig gelungen.

Wird es künftig einen zweiten Vorstand geben?

Ich will niemandem vorgreifen, aber wir brauchen künftig auf jeden Fall einen Sportvorstand.

Soll Jürgen Werner diese Position übernehmen?

Der Aufsichtsrat hat die Entscheidung getroffen, im ersten Quartal 2023 einen Sportvorstand zu installieren – das war Personen unabhängig. Aber natürlich wäre Jürgen Werner eine nahe liegende Wahl.

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Im März geht es wieder um die Lizenz, die Sie in erster Instanz erhalten wollen. Ist das nicht ein Träumen von heißen Eislutschern?

Wir haben im letzten Jahr Lehrgeld bezahlt. Wir haben unser Budget vertraglich gut abgesichert und sind vorbereitet. Es bleibt aber eine Challenge.

Welche Fehler haben Sie gemacht, was würden Sie künftig anders machen?

Ich habe versucht, alle Stakeholder zu befriedigen. Das geht aber nicht. Wir sind ein Verein mit einer starken Gremien-Kultur, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Man kann nicht auf jeden Wunsch eingehen. Das ist mir eine Lehre.