Sport/Fußball

Kalajdzic, Monschein und Co.: Warum die Großen die Kleinen brauchen

Die Bayern in Salzburg, Arsenal in Wien, Tottenham in Linz – abseits der Vorfreude auf große Gäste wird die Lage für kleinste Vereine täglich dramatischer. Für solche, bei denen oft spätere Topspieler mit dem Kicken beginnen.

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  • Normalerweise ...

... führt der Weg in die Bundesliga über eine der zwölf Nachwuchsakademien. Doch die Ausnahmen häufen sich. Oder wussten Sie, dass der zwei Meter große Team-Neuling Sasa Kalajdzic erst als spätentdeckter Longinus von Donaufeld zur Admira und bald danach zu Stuttgart kam? Dass die LASK-Angreifer Rene Renner und Thomas Goiginger zunächst in Wallern bzw. Neumarkt spielten?

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Dass auch die Austrianer Christoph Monschein (im A-Team) und Patrick Wimmer (im A-Team erstmals auf Abruf) nie Akademieausbildung genossen, sondern sich zuerst bei Brunn und Ebreichsdorf (Monschein) bzw. Gaflenz (Wimmer) im Erwachsenenfußball durchsetzten? Dass Rapid-Torjäger Ercan Kara, 24, bis Sommer 2019 noch bei Mauerwerk stürmte? Dass sich Christian Gebauer (soeben Bundesliga-Debüt für Bielefeld) schon mit 16 die Wadl’n von g’standenen Männern in der Tiroler Dorfliga für den SV Navis abklopfen ließ?

  • Normalerweise ...

... wäre fünf vor zwölf der Transferzeit kräftig zugeschlagen worden. Heuer aber halten sich Österreichs Spitzenklubs – konträr zum Ausland – zurück. Sie haben mehr ver- als eingekauft, versuchen aus der Not eine Jugend zu machen.

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  • Normalerweise ...

... hätten Turbulenzen wie sie der LASK im Frühjahr erlebte in den Abgrund geführt. Training trotz Covid-bedingtem Verbot, Punkteabzug, verpatzter Re-Start, Krach, Trainerwechsel. Doch danach wurde nicht nur sensationell hoch (7:0 gegen den slowakischen Ligaersten, 4:1 in Lissabon) gesiegt, sondern auch beeindruckend gespielt. Noch dazu mit (im Gegensatz zu Red Bull) mehrheitlich Local Heros, die vor einigen Jahren (im Gegensatz zum vom einstigen Spielmacher des VÖEST-Hochofenballetts zum LASK-Mastermind gewordenen Jürgen Werner) kaum wer gekannt hatte.

  • Normalerweise ...

... wäre das Rapid-Stadion beim Schlager gegen LASK heute randvoll, würden Salzburg, Rapid, LASK, Wolfsberg 200.000 Europacup-Karten verkaufen. Wegen des Virus sind aber pro Spiel vermutlich nur 3.000 Besucher erlaubt.

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Noch ratloser ist man an der Basis, wo der Betrieb oft von den Kantinen lebt. Und wo Klubs wie die eingangs erwähnten schon froh wären, ließen Virus und Behörde so viel Zuschauer zu, wie Rapid Angestellte zählt (150). Ganze Unterligen denken ans Zusperren. Als Präsident von Sport Austria verlangt der ehemalige burgenländische SP-Landeshauptmann und Landesligafußballer Hans Niessl im Namen von 15.000 Sportvereine seitens der Regierung finanzielle Hilfe plus mehr Flexibilität bei Publikumsbeschränkungen. Damit dürfte er am ehesten bei Vizekanzler Werner Kogler Gehör finden. Zumal der einstige steirische Unterhaus-Kicker als Genießer manch dritter Halbzeit auch den sozialpolitischen Wert des Sports zu schätzen weiß.