Freude über das Dibon-Comeback bei Rapid: "Ich hatte Gänsehaut"
Von Peter Karlik
Erst musste Rapid im Sommer 2021 Emanuel Aiwu von der Admira kaufen, weil Verteidiger-Routinier Christopher Dibon so lange verletzt war, jetzt musste dieser nach mehr als zwei Jahren Bundesligapause einspringen, weil sein Ersatzmann vor dem WAC-Spiel einen positiven Corona-Test ablieferte.
Es ist eine dieser Geschichten, wie sie im Sport so schön geschrieben werden. Nach seiner langwierigen Knieverletzung spielte der 31-Jährige als Kapitän der Rapidler am Sonntag über alle 96 Minuten gegen den WAC.
Zumindest gleich wie sein fußballerisches Können brauchte Rapid gegen die an diesem Sonntag besseren Gäste Dibons Einstellung. Trainer Ferdinand Feldhofer kam nach dem 2:1-Sieg ins Schwärmen: „Er war eine Säule für die jungen Spieler, an der sie sich anhalten konnten. Diese Mentalität, immer wieder aufzustehen, zeichnet diesen Menschen aus. Eine Winner-Mentalität, die Rapid braucht. Ich habe Gänsehaut im Spiel gehabt.“
Gerissenes Kreuzband
Am 3. Juni 2020 hatte sich Dibon gegen Salzburg das Kreuzband gerissen. Im Knie gab es mehrere Baustellen. Daher war die Reha eine lange und schwierige. „Da einiges kaputt war, wusste ich, dass ich zumindest neun Monate verletzt sein werde. Wir haben die Belastung langsam gesteigert, das Knie ist öfters angeschwollen. Dieses Problem war aber 13 Monate nach der OP auch noch da“, sagte der Verteidiger in einem KURIER-Interview.
Also musste er sich einer weiteren OP unterziehen. Nach einer Athroskopie war er wieder für Wochen auf Krücken angewiesen. „Das war meine letzte OP. Wenn ich nicht mehr der Alte werde, ist Schluss“, stellte Dibon sein Karriereende in den Raum.
Dennoch habe er nie aufgegeben. „Ich habe jeden Tag daraufhin gearbeitet, dass ich da bin, wenn ich gebraucht werde.“ Dass bei seiner Rückkehr am Sonntag wegen insgesamt 17 Ausfällen viele Youngsters aus der zweiten Mannschaft in der Bundesliga im Kader standen, entlockte Dibon ein Schmunzeln. „In der Kabine waren tatsächlich viele, mit denen ich in den letzten Wochen in der zweiten Mannschaft gespielt habe.“
Trotz deren Unerfahrenheit und des Drucks des WAC in der zweiten Hälfte gelang Rapid der Sieg. „Das zeichnet eine Mannschaft aus. Wir haben das Herz am richtig Fleck gehabt. Als es fußballerisch nicht so gelaufen ist, haben wir voll gekämpft, damit wir es rüberbringen.“
Der Verteidiger spricht dabei auch den 20-jährigen Stürmer Bernhard Zimmermann an, der in seinen ersten sechs Partien für die erste Mannschaft von Rapid vier Treffer erzielt hat. Am Sonntag traf er zum 1:0. „Er weiß, was er auf dem Platz zu tun hat. Spieler, die so Gas geben, bekommen das ja mal zurück.“ Feldhofer bestätigt die für Rapid glückliche Entwicklung des Youngsters nach den Abgängen von Fountas und Kara: „Planen kann man sowas nicht. Zimmermann ist ein sehr unangenehmer Gegner, auch im Training wissen das die Verteidiger. Er verkörpert diese Rapid-Mentalität, niemals aufzugeben.“
Am kommenden Sonntag gastiert Rapid bei Sturm Graz. Mit einem Sieg kann der Fünf-Punkte-Rückstand auf die Steirer schmelzen und Platz zwei wieder in Reichweite sein. Dann werden wohl auch die meisten der zuletzt fünf Corona-positiven und die drei Gesperrten wieder zum Einsatz kommen können.