Ende einer kurzen Ära: ÖFB-Boss Milletich tritt zurück
Nach 15 Monaten Amtszeit ist die Ära von Gerhard Milletich als ÖFB-Präsident vorbei. Wie die Krone am Dienstagnachmittag als erstes berichtete, tritt der Burgenländer von seinem Amt zurück. Eine offizielle Bestätigung kam schließlich um 16.35 Uhr.
Milletich hatte sich im Herbst 2021 bei einer Wahl gegen Gegenkandidat und Unternehmer Roland Schmid durchgesetzt. Sowohl die Wahl des heute 66-Jährigen, als auch die weiteren Monate im Amt waren dabei regelmäßig von unangenehmen Schlagzeilen begleitet.
Seit Ende Oktober des vorigen Jahres sah sich Milletich nun mit den Vorwürfen konfrontiert, er habe sein Amt dazu benutzt, Inseraten-Geschäfte für seine privaten Magazine zu lukrieren. Der Präsident ist über verschiedenste Gesellschaften Verleger, er gibt mehrere Inseraten-Beilagen heraus.
In die Amtszeit Milletichs fällt allerdings auch ein spezieller Teamchef-Coup: Im April vergangenen Jahres war es dem ÖFB gelungen, Starcoach Ralf Rangnick für das Nationalteam zu gewinnen. Im Dezember wurde im ÖFB-Präsidium schließlich der Bau eines eigenen Trainingszentrums beschlossen.
Schauplatz Landesgericht
Zuletzt hatte der Unternehmer noch keine Anstalten gemacht, seinen Sessel räumen zu wollen. Mit einem gerichtlichen Antrag gegen den KURIER wollte der oberste Fußball-Funktionär eine Gegendarstellung zu dem Artikel erwirken, der ihn am 31. Oktober in Bedrängnis gebracht hatte. Darin hatten einige Vertreter von ÖFB-Sponsoren anonym angegeben, von Milletich im Rahmen von Vorstellungsrunden als neuer Präsident um Inserate angekeilt worden zu sein. Der Antrag wurde vom Wiener Landesgericht abgewiesen.
Bereits zuvor hatte man sich im gespaltenen ÖFB-Präsidium nicht darauf einigen können, wie mit den Vorwürfen gegen Milletich umzugehen ist. Nach einer fünfstündigen Sitzung des obersten Verbands-Gremiums am 8. Dezember hatte man die Angelegenheit schließlich in die Hände einer unabhängigen Kommission gelegt.
Ball beim Ethik-Komitee
Das Ethik-Komitee der Bundesliga, bestehend aus mehreren honorigen Juristen, sollte die Vorwürfe klären. Eine Empfehlung des Komitees war für diese Woche zu erwarten und hätte am kommenden Freitag in der nächsten Präsidiumssitzung auf den Tisch kommen sollen. Im Zuge dessen war zuletzt medial durchgedrungen, dass sich gleich mehrere Präsidiumsmitglieder einer allfälligen, für Milletich negativ ausfallenden Empfehlung, anschließen würden.
Selbstkritik war Milletich allerdings bis zuletzt kaum zu entnehmen. Selbst nach seinem Rücktritt nicht. In seiner Stellungnahme vom Dienstag sagt der Ex-Präsident, "aufgrund der massiven medialen Negativ-Kampagne und der internen Angriffe gegen meine Person" zurückzutreten. Er hätte lediglich "aus heutiger Sicht manche Kommunikation ein wenig anders geführt."
Ob Milletich tatsächlich nur über seine Art der Kommunikation gestolpert ist? Oder kann es sein, dass er faktenbasierten Journalismus mit einer Medienkampagne verwechselt? Gänzlich entkräften konnte der Unternehmer die Vorwürfe gegen seine Person jedenfalls nie. Im Gegenteil. Eine Fahrtspesen-Abrechnung zu einem Sponsoren-Termin, von dem Milletich behauptet habe, es sei ein privater Termin gewesen, brachte den Funktionär noch vehementer in Bedrängnis.
Für seine These, die angekeilten ÖFB-Sponsoren seien langjährige Geschäftspartner, fehlten schließlich hinreichende Belege. Milletich gab vor Gericht sogar zu, genannte ÖFB-Partner „neu akquiriert“ zu haben, weil sie in den Jahren vor seiner Präsidentschaft als Inserenten in seinem Verlag „durch den Rost gefallen“ seien.
Man kann davon ausgehen, dass Milletich seiner Abwahl zuvorgekommen ist.