Kurz: Massentests am Ende des Lockdowns
Von Christian Böhmer
Die österreichische Bundesregierung will dem Vorbild der Slowakei folgen und am Ende des Lockdowns Corona-Massentests durchführen. Das hat Bundeskanzler Sebastian Kurz am Sonntag in der ORF-Pressestunde angekündigt. Alle Details sollen bis "Ende der Woche" stehen; Kurz bzw. die Regierung wollen so ein "halbwegs normales Weihnachtsfest" ermöglichen. Der Regierungschef sieht in den Massentests der Nachbarn ein Erfolgsmodell. "Zehntausende Infizierte konnte so aus dem Verkehr gezogen werden."
Während Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger das Vorhaben als "wichtigen Schritt" bezeichnete und gleichzeitig die Kritik am "Schließen der Schulen" wiederholte, reagierte die FPÖ scharf ablehnend: "Zuerst steckt ÖVP-Kanzler Kurz die Österreicher in Isolationshaft, dann sollen zwangsweise verordnete Massentestungen folgen, die relativ nahtlos in die Zwangsimpfung der Bevölkerung übergehen", kritisierte die stellvertretende Klubobfrau der Freiheitlichen Dagmar Belakowitsch.
Hat die Bundesregierung den angekündigten Lockdown zu spät verhängt bzw. - salopp formuliert - ihn allenfalls verschlafen? Kurz begegnete dieser Kritik mit dem Argument des "Mitmachens". Ein harter Lockdown wäre vor Wochen vermutlich nicht möglich gewesen, weil die Bereitschaft für harte Maßnahmen vielfach gefehlt hat. "Die Bevölkerung war noch nicht soweit, viele hätten nicht mitgemacht."
Der Lockdown sei nicht nur absolut notwendig, er werde auch funktionieren, glaubt Kurz. Der Regierungschef erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, dass man über den ganzen Sommer hinweg fünf Monate lang "relativ unbeschwert leben konnte".
Er, Kurz, sei immer für ein restriktives Handeln und Reagieren gewesen. Gleichzeitig müsse man aber sehen, dass die Infektionszahlen den gesamten Sommer hinweg vergleichsweise niedrig waren. "Ich habe gedacht, dass die Zahlen schon im September wieder deutlich ansteigen - das ist erst später passiert", sagte Kurz.
Der Bundeskanzler wiederholte die Erinnerung, dass das Tragen der Maske "absolut sinnvoll und hilfreich" sei, um die Pandemie einzudämmen. Und er verteidigte die Schließung der Schulen.
"Viele Behauptungen haben sich als falsch herausgestellt. Kinder und Jugendliche können sich natürlich anstecken. Wir haben diese Woche Massentest gemacht und sind draufgekommen, dass wir Tausende Kinder und Jugendliche haben, die infiziert sind, und die es nicht wissen", sagte Kurz.
Das Schließen der Schulen sei ein "schmerzhafter Schritt". Aber es sei jedenfalls besser als ein "Lockdown light", in dem man dann über Wochen oder Monate hinweg verharren müsse.