US-Proteste: Tanklaster rast durch Menschenmenge - Fahrer attackiert
Die Proteste nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd gehen weiter und werden teilweise heftiger. Trotz nächtlicher Ausgangssperren kam es am Sonntag in den Metropolen Los Angeles, Washington und New York zu Ausschreitungen. Auch in Minneapolis, wo Floyd bei einem Polizeieinsatz getötet worden war.
Die Stimmung in den USA ist enorm aufgeladen, die Nacht auf Montag war die sechste in Folge mit lauten Protesten gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt. Ein Satz wurde zum Leitmotiv der Demonstranten: "I cannot breathe" ("Ich kann nicht atmen"). Dies hatte der 46-jährige Floyd vergeblich zu einem Polizisten gesagt, bevor er vor von ihm getötet wurde.
Lkw pflügt durch Demonstrierende
In Minneapolis fuhr nun sogar ein Tanklaster auf einem gesperrten Highway in eine Menge von friedlich Demonstrierenden, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. Nach offiziellen Angaben wurde kein Kundgebungsteilnehmer verletzt. Auf Videos ist zusehen, wie die Menschen rasch auseinander laufen und sich in Sicherheit bringen.
Laut einem Augenzeugen wurde der Fahrer des Lkw von wütenden Protestierenden aus dem Führerhaus gezogen und attackiert, bevor er von der örtlichen Polizei in Gewahrsam genommen werden konnte.
Der Lkw-Fahrer sei mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden und stehe unter Arrest.
Präsident im Bunker
Nach CNN-Angaben verhängten mindestens 40 Städte nächtliche Ausgangssperren, darunter auch Washington. US-Präsident Donald Trump begab sich laut CNN am Freitag wegen der Proteste vor dem Weißen Haus für eine Stunde in einen Bunker.
Rund zehn Millionen Menschen waren von den Ausgangssperren betroffen. Der Gouverneur des Bundesstaats Arizona, Doug Ducey, erließ sogar für die gesamte Woche bis zum 8. Juni eine nächtliche Ausgehsperre. Mindestens 15 der 50 US-Bundesstaaten und der Hauptstadtbezirk Washington mobilisierten die Nationalgarde, wie CNN berichtete.
Auslöser der Proteste ist der Tod von George Floyd nach einem äußerst brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Einer von vier beteiligten Beamten saß dem 46-Jährigen minutenlang mit dem Knie im Nacken. Die Bitten des Afroamerikaners, ihn atmen zu lassen, ignorierte er.
Attacke auf Demokraten
Präsident Trump rief ausdrücklich Gouverneure und Bürgermeister der Demokraten zu einer härteren Gangart auf. "Greifen Sie hart durch", schrieb Trump am Sonntag auf Twitter. "Diese Menschen sind Anarchisten. Rufen Sie jetzt unsere Nationalgarde. Die Welt schaut zu und lacht Sie und den schläfrigen Joe aus", spottete er über seinen Konkurrenten Joe Biden.
Für die Ausschreitungen macht Trump zwar Linksradikale und die Antifa verantwortlich, präsentiert dafür aber keine Belege. Die Antifa will Trump nun als Terrororganisation einstufen lassen.
Rassistische Polizeigewalt "muss aufhören"
Viele US-Stars forderten ein Ende von Rassismus und Polizeigewalt. "Das muss aufhören", schrieb die Sängerin Madonna auf Instagram. Die Musikerin Beyonce wandte sich in einer Videobotschaft an ihre Fans auf Instagram und forderte "Gerechtigkeit für George Floyd". Lady Gaga schrieb auf Twitter, sie sei von Floyds Tod "schockiert". Wie viele andere Stars auch kritisierte sie Trump.
Floyd-Sohn für friedlichen Protest
Ein Sohn des getöteten George Floyd hat unterdessen dazu aufgerufen, bei den Protesten Gewalt zu vermeiden. In einem TV-Interview mit dem CNN-Tochtersender KBTX appellierte Quincy Mason Floyd an die Demonstranten, friedlich zu bleiben. Zugleich zeigte sich der junge Mann bewegt über die große Anteilnahme am Tod seines Vaters. "Jeder kommt und zeigt ihm Liebe. Ich bin sehr berührt von all dem."