Überblick: Die Taliban übernehmen Afghanistan
Es war nur mehr eine Frage der Zeit: Nachdem die Taliban im Eiltempo sämtliche Provinzhauptstädte in Afghanistan unter ihre Gewalt gebracht haben, sind sie am Sonntag bis zur Hauptstadt Kabul vorgerückt.
Gegen Mitternacht verkündete die radikalislamische Gruppierung ihren Sieg, Taliban-Kämpfer drangen in den Präsidentenpalast ein.
- Nach Abzug der amerikanischen Truppen haben die Taliban im Eiltempo Provinzhautpstädte in Afghanistan eingenommen (mehr dazu hier und hier)
- Am Samstag haben die Taliban die Großstadt Mazar-i-Sharif erobert (mehr dazu). Am Sonntag fiel Jalalabad in die Hände der Islamisten, am selben Tag drangen sie zur Hauptstadt Kabul vor (mehr dazu)
- "Friedliche Machtübergabe": Kabul wurde den Taliban ohne kämpferische Handlungen übergeben (mehr dazu)
- Nach der Machtübernahme schlugen die Taliban milde Töne an: Man wolle mit allen Beteiligten Frieden, schütze afghanische Persönlichkeiten und diplomatische Vertretungen und suche den Dialog mit der Staatengemeinschaft, so ein Sprecher. Weiters werde eine Regierung angestrebt, an der alle Afghanen beteiligt seien, Frauenrechte würden respektiert, Medien dürften kritisch berichten.
- Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hat das Land verlassen - in Richtung Usbekistan: "Ich entschied mich zu gehen, um Blutvergießen zu verhindern."
- Die USA haben ihr Botschaftspersonal abgezogen - die Bilder erinnern an Saigon 1975 (mehr dazu)
- Der österreichische Innenminister Karl Nehammer betonte in den lezten Tagen immer wieder, so lange es geht nach Afghanistan abschieben zu wollen (mehr dazu). Experten hielten diesen Vorschlag für unrealistisch (mehr dazu). Von den Grünen gabs Kritik (mehr dazu). Am Montag erneuterten sie ihre Kritik: "Alle, die jetzt nicht über akute Hilfe und Versorgung für die Fliehenden, sondern über Abschiebung reden - schämt Euch einfach", formulierte es die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic auf Twitter.
- Am Montag forderte Nehammer gemeinsam mit Außenminister Schallenberg eine gemeinsame Sondersitzung der EU-Außen- und Innenminister (mehr dazu)
- Wie das Außenministerium bestätigt, sollen sich noch rund 15 Österreicher in Afghanistan befinden (mehr dazu).
- Nach der Übernahme Kabuls versuchen westliche Staaten, ihre Staatsbürger so schnell es geht in Sicherheit zu bringen. In der Nacht auf Montag begannen Deutschland und Tschechien mit der Evakuierung. Schweden brachte bereits sein ganzes Personal ins Ausland. Auch die EU-Kommission arbeitet nach Angaben eines Sprechers mit Mitgliedstaaten daran, afghanische Hilfskräfte auszufliegen.
- Politikwissenschafter und Sicherheitsexperte Walter Feichtinger glaubt nicht an eine sofortige Flüchtlingswelle Richtung Europa. Zunächst würden die Menschen, die das Land verlassen wollen, eher in die Nachbarstaaten fliehen (mehr dazu)
- Während die Taliban Frieden versprechen, bricht in Kabul eine chaotische Massenflucht los. Bilder aus Kabul zeigen völlig verstopfte Straßen. Am Flughafen von Kabul spielten sich chaotische Szenen ab, teilweise wurde das Rollfeld von Menschen gestürmt (mehr dazu)
- Neben der humanitären Katastrophe zittern auch Museen und Kulturstätten vor den Taliban (mehr dazu)