Politik/Ausland

Putin setzt Hyperschallraketen ein

Als „Geschenk an die Nation“ bezeichnete der russische Präsident Wladimir Putin vor vier Jahren seine neuentwickelten Hyperschallraketen, sorgte in den USA, die zugaben, keine Verteidigungsmöglichkeit gegen diese neuen Waffen zu haben, für Furcht.

Eskalationsphase

Am Samstag soll eine solche Waffe zum ersten Mal zum Einsatz gekommen sein: Die Hyperschall-Rakete „Kinschal“ (Dolch) soll ein ukrainisches Raketenarsenal im Südwesten des Landes zerstört haben – im Netz kursieren Videos, die allerdings noch auf Echtheit überprüft werden müssen.

Mit dem Einsatz der Kinschal ist Russland in eine weitere Eskalationsphase im Krieg gegen die Ukraine übergegangen: Vermehrter schwerer Beschuss von Städten und strategischen Zielen, nachdem vor allem im Norden die Offensive ins Stocken geraten ist. Auch bei der Belagerung größerer Städte werden mittlerweile noch schwerere Waffen eingesetzt.

Keine Abwehr

Gegen die Kinschal gibt es keine Abwehrmöglichkeit: Abgeschossen von Kampfflugzeugen des Typs MiG-31 können sie nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2.000 Kilometer Entfernung treffen – unter Umgehung aller Luftabwehrsysteme. Als erstes Land der Welt entwickelte Russland diesen Raketentyp. Ziel Moskaus war es, den in Europa stationierten US-Raketenschild auszutricksen. Die Kinschal erreicht mit Mach 10 rund 12.000 Stundenkilometer.

Zudem besitzt Moskau mit Raketen des Typs Awangard und Zirkon noch weitere Hyperschallwaffen. Awangard erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 33.000 Stundenkilometern, kann mit einem atomaren Sprengkopf bestückt werden und nach russischen Angaben sogar Ziele in 6.000 Kilometern Entfernung treffen.

Hyperschallraketen sind nicht unbedingt schneller als ballistische Raketen, sie fliegen in niedrigerer Höhe und werden durch die Erdatmosphäre abgebremst. Ihr großer Vorteil gegenüber ballistischen Raketen besteht darin, dass sie gut steuerbar und somit für den Gegner unberechenbar sind.

Nachahmer

Der Erfolg Russlands bei der Entwicklung der Hyperschallraketen brachte andere Staaten wie Nordkorea und China dazu, ihr Programm für diesen Raketentyp zu beschleunigen. Inzwischen haben beide Länder nach eigenen Angaben Hyperschallraketen getestet. Auch in den USA wird an der Entwicklung dieser Raketen gearbeitet.

Beschuss im Süden

Im Süden der Ukraine haben die russischen Streitkräfte derweil die Intensität ihrer Angriffe erhöht – bei einem Luftschlag auf eine Militärkaserne in der Stadt Mykolajiw wurden Augenzeugen zufolge Dutzende Menschen getötet. „Nicht weniger als 200 Soldaten schliefen in den Baracken“, sagte der 22-jährige Soldat Maxim der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, einen Tag nach dem Raketenangriff. „Mindestens 50 Leichen wurden aus den Trümmern gezogen, aber wir wissen nicht, wie viele dort noch liegen.“

„Reserven für ein Jahr“

Dauert der Krieg länger an – und davon ist derzeit auszugehen – könnten die Getreideexporte aus der Ukraine gänzlich zum Erliegen kommen. „Die Ukraine hat genügend Getreide und Lebensmittelreserven, um ein Jahr zu überleben“, sagte Oleh Ustenko, Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten. Nach seinen Angaben ist die Ukraine bisher der weltweit fünftgrößte Weizenexporteur, versorgt unter anderem das Krisenland Libanon, dem damit eine weitere Katastrophe droht. Für Österreich spielt die Ukraine in dieser Hinsicht eine untergeordnete Rolle: 2021 beliefen sich die Exporte von Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie auf 40 Millionen Euro. Die Ukraine liegt beim Exportranking der wichtigsten Drittstaaten für die österreichische Lebensmittelindustrie an vierzehnter Stelle.