Höhere Lebensmittel-Preise, aber genug im Regal

Höhere Lebensmittel-Preise, aber genug im Regal
Die Konsumenten müssen wegen des Kriegs in der Ukraine mehr für Nahrungsmittel ausgeben. Einen Versorgungsengpass soll es in Österreich nicht geben.

Die Ukraine ist der größte Weizenexporteur der Welt. Etwa ein Viertel der Getreide- und Pflanzenölimporte der EU kommen von dort. Wegen des Krieges wird es zur Unterbrechung von Lieferketten kommen. Kein Wunder, dass die Getreidepreise massiv gestiegen sind. Im August 2021 kostete eine Tonne Weizen am europäischen Terminmarkt um die 200 Euro. Der aktuelle Preis liegt bereits bei 380 Euro. Auch an der Agrarbörse in Chicago gab es eine ähnliche Entwicklung. Wie weit es nach oben geht, ist derzeit nicht absehbar.

Selbstversorgung

Österreich ist davon teilweise betroffen. Am Mittwoch haben die EU-Agrarminister über das weitere Vorgehen beraten. „Wir haben in Österreich einen sehr hohen Selbstversorgungsgrad“, betont Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger.

Außer Soja und Ölsaaten werden aus der Ukraine Apfelsaftkonzentrat und Nüsse importiert. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 betrug der Gesamtwert der Agrarimporte 63,2 Millionen Euro.

Nur ein Teil der Getreideproduktion in Österreich geht direkt in die Nahrungsmittelproduktion. Für Mehl wird Premiumweizen mit einem hohen Eiweißgehalt verwendet. Davon wird in Österreich mehr hergestellt, als im Inland gebraucht wird.

Anders schaut es bei den Futtermitteln aus. Auch wenn in Österreich die Anbauflächen für Soja deutlich ausgeweitet wurden, gibt es hier immer noch eine deutliche Abhängigkeit von Importen. Die Preise für Tierfutter werden steigen. Das wird sich auf die Verbraucherpreise auswirken.

Größere Mengen an Getreide mit geringem Eiweißgehalt werden in Österreich industriell verarbeitet. Die dabei erzeugte Stärke wird hauptsächlich für Suppen, Soßen oder Sirup verarbeitet. Auch Bioethanol wird industriell erzeugt.

Ein weiterer Preistreiber in der Landwirtschaft sind die Düngemittel. Für deren Herstellung wird Erdgas benötigt, das ebenfalls deutlich im Preis zugelegt hat. Russland ist einer der größten Düngemittelexporteure der Welt und liefert auch nach Österreich. Auch hier werden die Kosten für die Lebensmittelproduktion steigen.

Inflation steigt

Die Agrarexperten im deutschen Landwirtschaftsministerium gehen davon aus, dass „eine weitere Verteuerung von Lebensmitteln sowie eine Steigerung der Inflationsrate nicht auszuschließen sind“.

Einen Engpass bei der Lebensmittelversorgung soll es aber in der EU nicht geben. „Aus der gegenwärtigen furchtbaren Situation der Kriegshandlungen in der Ukraine eine unmittelbare Versorgungskrise abzuleiten, würde viel zu weit übers Ziel hinausschießen“, ist Martin Banse überzeugt. Der Agrarexperte ist Chef des Thünen-Instituts für Marktanalyse.

Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, kommt zum selben Schluss. „Die Versorgung Österreichs mit hochwertigen Lebensmitteln in ausreichender Menge ist auch in dieser Krise gesichert.“ Auch der Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria, Reinhard Wolf, sieht „momentan keine direkten Auswirkungen auf die Versorgung“. Es seien genug Saatgut und Düngemittel vorhanden. „Die Getreidelager bei uns sind gut gefüllt.“

Es wird eng

Für Länder wie den Libanon, Ägypten, Türkei oder Staaten in Nordafrika wird es eng. Sie haben ihr Getreide bisher vor allem in der Ukraine oder in Russland gekauft. Etwa die Hälfte der libanesischen Getreideimporte kam bisher aus der Ukraine. Mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel, die vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen verteilt werden, stammen ebenfalls von dort.

Kommentare