Italiens Regierung fürchtet soziale Revolten wegen Corona-Krise
Italiens Wirtschaft und damit die Bewohner des Landes sind durch die Pandemie und den Lockdown schwer getroffen. Jetzt befürchtet die Regierung in Rom soziale Revolten als Folge schweren Wirtschaftskrise, wie Innenministerin Luciana Lamorgese in einem Interview mit RAI 2 sagte. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Stützungsmaßnahmen rasch gezahlt werden. Die Gefahr ist ansonsten, dass die Wut der Bürger ausbricht und das müssen wir verhindern", betonte die parteilose Politikerin.
Raum für die Mafia
Schon vor Ostern hatte die Innenministerin darauf gedrängt, dass Unternehmen und Familien, die in Not geraten sind, rasch finanzielle Unterstützung brauchen, um sie vor der Mafia und Wucherzinsen zu schützen. In Zeiten des Coronavirus-Notstands sei die Gefahr akut, dass das organisierte Verbrechen in die legale Wirtschaft eindringt, warnte Lamorgese.
Die italienische Regierung unter Führung von Premier Giuseppe Conte hat bereits ein Milliardenpaket zur Unterstützung der Wirtschaft angekündigt. Doch Rom braucht dringend Geld, Geld, das es von Europa zu bekommen hofft. Am Mittwoch wird in Brüssel darüber debattiert, wie nicht nur Italien unter die Arme gegriffen werden kann. Stichwort: Merkel-Macron-Wiederaufbauplan in Höhe von 500 Milliarden Euro insgesamt für alle EU-Staaten.
Gastronomie stöhnt
Doch bis da Geld fließt, wird es noch dauern. In Italien stöhnt etwa die Gastronomie, dass die Einnahmen in der ersten Woche nach Ende des Lockdowns besorgniserregend seien. 92 Prozent der Besitzer von Restaurants, Pizzerien und Gasthäusern sind unzufrieden damit. Sie sind wirtschaftlich enorm unter Druck.
"Fare una bella figura", also das Streben nach äußerlicher Perfektion - dafür fehlt den meisten Italienern längst das Geld. Und auch die Freude auf einen Besuch beim Friseur oder in einem Kosmetiksalon ist offenbar enden wollend. Friseure und Kosmetiksalons stöhnen jedenfalls wegen der Corona-Sicherheitsvorkehrungen, wie der Handelsverband Confcommercio wissen ließ.
Die italienische Regierung will 60.000 „zivile Assistenten“ mit der Aufgabe einsetzen, die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen in der „Phase zwei“ zu kontrollieren. Eine Jobmöglichkeit für alle, denen gerade ihr Leben weggebrochen ist. So sollen zu „zivilen Assistenten“ freiwillige Arbeitslose sowie Bezieher von Grundeinkommen und anderen Stützungsmaßnahmen aufrücken. Das jedenfalls kündigte Regionenminister Francesco Boccia an.
150.000 Antikörpertests
Es besteht zumindest die Hoffnung, dass schon viele Italiener durch Antikörper einen gewissen Schutz vor Corona haben. Um das zu klären, begann das Land am Montag mit einer groß angelegten Studie. Mit Hilfe des Roten Kreuz sind Antikörper-Tests bei 150.000 Personen in 2.000 Gemeinden geplant. Die Teilnahme ist freiwillig.
Impfstoff-Test
Und in einem Krankenhaus in Rom werden Freiwillige für einen Impfstoff-Test gesucht. Ein römisches Unternehmen hat ein Serum entwickelt. Wenn sich Freiwillige gefunden haben, soll in einem eigenen Trakt eines Spitals die Impfstudie erfolgen.