Politik/Ausland

Indien: Ein Land zwischen High-Tech und Hindu-Nationalismus

Klischees, die in den Köpfen von Europäern immer noch existieren, haben mit dem modernen Indien wenig zu tun: Aus der agrarisch dominierten, britischen Ex-Kolonie ist 75 Jahre nach der Staatsgründung ein Industriegigant geworden, der in den Bereichen IT, Pharma, erneuerbarer Energie und sogar Raumfahrt eine führende Rolle spielt.

Handelsbeziehungen werden mit Blick auf den mächtigen Nachbarn China sowohl zu den USA, als auch nach Afrika und Europa konsequent ausgebaut. Im April vereinbarte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Neu Delhi eine engere Kooperation.

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Die Armut in Indien ist allerdings trotz des Wirtschaftswachstums groß, vor allem abseits der Städte. Ein Viertel der indischen Kinder leidet laut Welthungerindex 2021 an Unterernährung. Die Inflation ist hoch, ebenso die Arbeitslosigkeit.

"Hindu Supremacy"

Dazu kommen wachsende soziale Spannungen, die sich lokal immer wieder in Unruhen entladen. Hintergrund ist die Politik der hindu-nationalistischen Partei BJP, die seit 2014 mit Narendra Modi den Premierminister stellt und auch in mehreren Bundesstaaten regiert. Sie benachteiligt die größte Minderheit des Landes, die Muslime.

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Viele der rund 210 Millionen Menschen fühlen sich als Bürger zweiter Klasse, eine Vertreterin einer Frauenrechtsgruppe sprach gegenüber der Deutschen Welle gar von „Hindu Supremacy“ – in Anlehnung an den vor allem in den USA genutzten Begriff der „White Supremacy“ (weiße Vorherrschaft). Die BJP weist das klar zurück.

Zu arm für eine Flucht

Trotz der gesellschaftlichen Spaltung und der Armut sind größere Migrationsbewegungen ins Ausland bisher ausgeblieben. Auch wenn die Demokratie im Land „eher auf dem Rückzug“ sei, gebe es bisher keine politische Verfolgung im großen Stil, sagt Christian Wagner von der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik. In den meisten Gegenden sei es friedlich.

Die durch den Hindu-Nationalismus unter Druck geratenen Muslime gehörten zu den ärmeren Bevölkerungsgruppen, die sich eine Flucht ins Ausland gar nicht leisten können.

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