"Drastische Sujets": Online-Kampagne soll Migranten abhalten

"Drastische Sujets": Online-Kampagne soll Migranten abhalten
Innenministerium schaltet in acht Ländern Anzeigen. Gesamtbudget beläuft sich auf 260.000 Euro.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat am Dienstag eine Online-Kampagne gegen illegale Migration präsentiert. Kosten wird sie rund 260.000 Euro und lanciert werden soll sie in acht Ländern, darunter Tunesien, Marokko oder Indien, deren Anteil an den Asylanträgen hierzulande zuletzt stark gestiegen war, die aber "praktisch keine Chance auf Asyl" haben, wie Karner bei einer Pressekonferenz betonte.

Die "Infooffensive" versteht Karner als "Gegenerzählung bzw. Gegenmarketing zu den Lügen der Schlepper". Sie soll dazu dienen, die "Mythen der Migration" zu entlarven und Menschen davor warnen, sich in die Hände von Schleppern zu begeben.

"Kein Weg, keine Chance"

Die zentrale Botschaft laute, dass es für illegale Migration "keinen Weg und keine Chance" gebe. Zum Teil bediene man sich dabei "drastischer Sujets", so Karner: "Aber das ist absolut notwendig." Man müsse den Menschen klar machen, dass sie ihr Leben riskieren. Geworben wird auf diversen Social Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram aber auch via Google.

Die Schlepper würden "äußerst professionell und sehr rasch" auf internationale Phänomene wie den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine reagieren, sagte Karner. Sie hätten ihr Marketing umgestellt und werben damit, dass Europa offen sei und Menschen aufnehme. Dafür brauche es nun ein "Anti-Marketing", so Karner.

Wenn man künftig etwa in Indien, Tunesien oder Marokko auf Google nach Billigflügen nach Belgrad suche, erscheinen entsprechende Sujets des Innenministeriums in der jeweiligen Landessprache, die davon abraten.

Falsche Hoffnungen

Von einem "wirtschaftlichen Missbrauch des Asylrechts" sprach Rasha Corti, die Mitglied im Expertenrat für Integration ist, aus Syrien stammt und als Übersetzerin für die Polizei tätig ist. Die Schlepper würden angesichts der hohen Arbeitslosigkeit im Maghreb oder in Ägypten den Menschen falsche Hoffnungen machen, dass sie das "Eldorado Europa" erreichen könnten.

Sie habe als Übersetzerin tausende SMS und Sprachnachrichten von Schleppern übersetzt. Diese seien zum Teil besonders brutal und menschenverachtend. Das Geschäft der Schlepper, die nur aus Profitgier handelten, sei "sehr lukrativ".

Menschenverachtende Kommunikation

Ein ähnliches Bild zeichnete auch Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt: "Schlepper machen Profit auf Kosten der Migranten." Ihre Kommunikation sei menschenverachtend, vielfach würden sie Menschen als "Ware" bezeichnen. "Die Ware darf nicht verrotten" sei ein Synonym für "die Migranten sollen nicht sterben". "Wirf das Obst weg" heiße soviel wie "entsorge die Leichen", schilderte Tatzgern.

Auch auf Messengerdiensten wie Telegram würden die Schlepper offensiv Werbung machen, etwa mit Sujets von Kreuzfahrtschiffen für die Bootsreise Richtung Italien. "Die Negativwerbung ist daher wahnsinnig wichtig", so Tatzgern, denn viele würden sich auf den Weg machen und wüssten gar nicht, was auf sie zukommt.

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