Politik/Ausland

Immer mehr Infektionen: Corona-Cluster im Garten des Weißen Hauses?

US-Präsident Donald Trump wird wegen seiner Infektion mit dem Coronavirus weiter in einem Krankenhaus behandelt. „Es läuft gut, denke ich! Ich danke euch allen. LIEBE!!!!“, twitterte Trump aus der Klinik. Der Präsident wird unter anderem mit dem Medikament Remdesivir (siehe  unten) behandelt. „Heute Morgen geht es dem Präsidenten sehr gut“, sagte sein Leibarzt Sean Conley am Samstag. Die Ärzte seien sehr zufrieden mit den Fortschritten bei Trumps Behandlung.

Der Arzt Sean Dooley sagte, der Präsident müsse nicht beatmet werden. Trump war am Freitag mit einem Hubschrauber ins Militärkrankenhaus Walter Reed nördlich von Washington geflogen worden war. 

Biden will Trump schonen

Die Infektion sorgt für Turbulenzen im ohnehin chaotischen Wahljahr. In einem Monat, am 3. November, stellen sich Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden zur Wahl. Trump musste Wahlkampfauftritte absagen, auch Veranstaltungen mit Mitgliedern der Trump-Familie sollen verschoben werden. Biden setzt seinen Wahlkampf dagegen fort, will aber auf negative Werbung verzichten. Gemeint sind damit Werbespots, die Trump negativ darstellen, ihn angreifen oder diskreditieren. Der ehemalige Vizepräsident könne nicht der Trump-Familie beste Genesungswünsche senden und danach in Werbespots schlecht über sie sprechen, sagten Mitarbeiter Bidens. Für den 16. Oktober ist eigentlich die zweite Fernsehdebatte von Trump und Biden geplant.

Wie lange Trump im Krankenhaus bleiben muss, ist allerdings unklar. Das Weiße Haus sprach von ein paar Tagen.

Cluster-Veranstaltung?

Aus Trumps Umfeld werden inzwischen immer mehr Infektionen bekannt. In den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ist Trump viel gereist, er hielt sich in der Nähe Duzender Menschen auf. In den Fokus gerät insbesondere eine Veranstaltung im Garten des Weißen Hauses vor einer Woche, als Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorstellte. Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen, auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Laut Fernsehsender CNN umarmten sich Teilnehmer oder schüttelten sich die Hände.

Bei mindestens sechs der Anwesenden fielen seitdem Corona-Tests positiv aus: Neben Trump und seiner Frau Melania sind das die frühere hochrangige Trump-Beraterin Kellyanne Conway – die nach eigenen Angaben am Freitagabend positiv getestet worden war und milde Symptome habe –, sowie die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis und der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, John Jenkins. Die Nachbesetzung des Richterpostens soll trotzdem planmäßig laufen.

Zudem wurde inzwischen bekannt, dass sich auch Trumps Wahlkampfchef, Bill Stepien, angesteckt hat. Das Wahlkampfteam bestätigte einen entsprechenden Bericht des Magazins Politico. Stepien habe leichte, grippeähnliche Symptome. Er behalte aus dem Homeoffice weiter die Kontrolle über die Kampagne. Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel hat sich angesteckt. Der positive Test von Trumps enger Beraterin Hope Hicks am Donnerstag hatte zahlreiche weitere Tests im Umfeld des Präsidenten nach sich gezogen.

In den kommenden Tage werde Trump von Büroräumen des Präsidenten in dem Militärkrankenhaus arbeiten, erklärte das Weiße Haus. Er weise „leichte Symptome“ auf, sei aber guter Dinge und habe den ganzen Tag über gearbeitet. Dass Trump in die Klinik gebracht wurde, sei eine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte.