Ukrainischer Kommandant: Bachmut ist "Mausefalle" für Russen
Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut als "Mausefalle" für die russischen Truppen bezeichnet.
"Die Wagner-Söldner sind nach Bachmut wie die Ratten in die Mausefalle gekrochen", sagte der 57-Jährige am Dienstag bei einem weiteren Besuch im Frontgebiet.
Durch "aktive Verteidigung" seien die ukrainischen Einheiten an mehreren Abschnitten bei Bachmut zu Gegenangriffen übergegangen.
➤ Mehr dazu: Was ist dran an den ukrainischen Gegenstößen in Bachmut?
Weiters in diesem Arikel:
- Massive russische Angriffe in Kiew
- Abrams-Übungspanzer eingetroffen
Russland hat mehr Ressourcen
"Der Feind hat mehr Ressourcen, doch wir zerstören seine Pläne", sagte der Generaloberst. Danach zeichnete er mehrere Soldaten mit Orden aus.
Zuvor hatten Einheiten der ukrainischen Armee nordwestlich und südwestlich von Bachmut die russischen Truppen teils um mehrere Kilometer zurückgedrängt. Diese Vorstöße wurden auch von russischer Seite bestätigt.
Der Chef russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hingegen behauptete einmal mehr, in der Stadt Bachmut selbst weiter mit der Eroberung der letzten Straßenzüge voranzukommen. Er veröffentlichte dazu am Dienstag auch ein Video, in dem er auf einer Karte die noch von den ukrainischen Truppen besetzten Teile zeigte.
Schnappt die Falle zu?
Die ukrainischen Streitkräfte halten in der seit Monaten umkämpften Stadt selbst nur noch ein kleines Wohnviertel, das auch Dienstagfrüh massiv unter russischen Artilleriebeschuss geriet. Ob nun die "Mausefalle" zuschnappt, hängt von den ukrainischen Gegenstößen im Norden und Süden der Stadt ab.
Die ukrainischen Einheiten müssten deutlich weiter vorstoßen als bisher, wenn sie die russischen Angreifer in Bachmut einkesseln wollen. Konkret wären es im Norden sieben und im Süden 18 Kilometer.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 14 Monaten gegen die russische Invasion. Die Stadt Bachmut im ostukrainischen Donezker Gebiet mit einst über 70.000 Einwohnern ist seit Monaten der Schwerpunkt der Kämpfe. Die Schlacht um die strategische wichtige Stadt ist die blutigste und längste des Krieges bisher.
Massive russische Angriffe
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Dienstagfrüh ukrainischen Angaben zufolge Ziel eines massiven russischen Angriffs aus der Luft geworden.
"Der Feind hat einen komplexen Angriff aus mehreren Richtungen und zu gleicher Zeit gestartet, mit Drohnen, Marschflugkörpern und wahrscheinlich ballistischen Raketen", teilte die Militärverwaltung von Kiew im Onlinedienst Telegram mit.
"Es war außergewöhnlich in der Dichte, eine Höchstzahl von Raketen in einem sehr kurzen Zeitraum. Ersten Informationen zufolge wurde die große Mehrheit der feindlichen Ziele im Himmel über Kiew entdeckt und zerstört", hieß es in der Mitteilung. Einige Ziele dürften jedoch getroffen worden sein - es gibt Berichte und Fotos von Explosionen in der Stadt.
Drei Menschen verletzt
Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, teilte kurz zuvor auf seinem Telegram-Konto mit, dass die Luftabwehr der Stadt im Einsatz sei. Demnach landeten Trümmer einer Drohne und einer Rakete im Bezirk Darnytskyj im Süden der Hauptstadt. "Drei Menschen wurden im Bezirk Solomjanskyj verletzt", fügte Klitschko hinzu.
Die massiven russischen Angriffe erfolgten einen Tag nach der Rückkehr des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij von einer Rundreise, die ihn nach Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien geführt hatte.
➤ Selenskij auf europäischer "Einkaufstour"
Die britische Regierung sagte der Ukraine am Montag die zeitnahe Lieferung hunderter Luftabwehrraketen und Kampfdrohnen zu. Die neue militärische Unterstützung werde "in den kommenden Monaten geliefert", erklärte London. In der vergangenen Woche hatte Großbritannien bereits angekündigt, Marschflugkörper des Typs Storm Shadow an die Ukraine zu liefern.
Als Reaktion auf Londons neue Waffenzusage an die Ukraine warnte Moskau vor "weiterer Zerstörung". Diese Lieferungen hätten "keinen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf" des Konflikts, würden aber zu "noch mehr Zerstörung und Kämpfen" führen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Abrams-Übungspanzer eingetroffen
Auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums 31 Abrams-Übungspanzer eingetroffen. "Ich kann bestätigen, dass die 31 Übungspanzer vom Typ M1 Abrams in Grafenwöhr, Deutschland, angekommen sind", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Montag in Washington.
Ukrainische Streitkräfte würden "in den kommenden Wochen" in Grafenwöhr erwartet und mit ihrer Ausbildung an den Panzern beginnen.
Die für das Schlachtfeld gedachten Abrams-Panzer würden noch instand gesetzt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, die USA hätten die Auslieferung beschleunigt, um der Ukraine in den kommenden Monaten mehr gepanzerte Ausrüstung zur Verfügung stellen zu können.
Es gehe darum, die ukrainischen Panzerbesatzungen sowohl in der Nutzung des Abrams-Panzer als auch in seiner Instandhaltung zu schulen und so umfassend auf ihren Einsatz vorzubereiten.
US-Generalstabschef Mark Milley hatte Ende April bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein gesagt, die USA würden für die Ausbildung zuerst Übungspanzer liefern, die nicht kampftauglich seien.