Kampf um Bachmut: Ukraine spricht von ersten Erfolgen der Offensive

Kampf um Bachmut: Ukraine spricht von ersten Erfolgen der Offensive
Der Chef der Söldner-Truppe soll angeboten haben, die Position russischer Soldaten zu verraten.

Die ukrainischen Truppen erzielten in der Umgebung der schwer umkämpften Stadt Bachmut nach eigener Darstellung weitere Geländegewinne. Es sei der "erste erfolgreiche Offensiveinsatz zur Verteidigung der Stadt", so Generaloberst Olexandr Syrskyj, Kommandant der ukrainischen Bodentruppen. Der Einsatz werde weitergehen.

"Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass wir auch unter solch extrem schwierigen Bedingungen vorrücken und den Feind vernichten können. ... Der Einsatz zur Verteidigung Bachmuts geht weiter. Alle notwendigen Entscheidungen zur Verteidigung wurden getroffen."

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Weiters in diesem Artikel:

  • Wagner-Chef wollte russische Soldaten verraten
  • Geheimdienst ortet Schwächen der russischen Flugabwehr 
  • Berichte über schweres Artilleriefeuer auf Donezk
  • Selenskij in Berlin und Paris
  • Frankreich verspricht Luftverteidigungssysteme

"Unsere Einheiten haben mehr als zehn feindliche Stellungen nördlich und südlich von Bachmut eingenommen und ein großes Waldgebiet bei Iwaniwske vom Feind gesäubert“, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Sonntag auf Telegram mit.

Dabei seien russische Soldaten gefangen genommen worden. Trotz der ukrainischen Erfolge bleibe die Lage bei Bachmut weiterhin angespannt, da das russische Militär entschiedenen Widerstand leiste.

Russland hält an seinem Plan fest, die seit Monaten umkämpfte Stadt zu erobern. Dazu würden neue Angriffstruppen in die Außenbezirke der Stadt geschickt, teilt die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Das ukrainische Militär hat in den vergangenen Tagen rund um die ostukrainische Stadt Bachmut bei Gegenangriffen größere Gebiete zurückerobert. Nun droht eine Einkesselung der in der Stadt eingesetzten russischen Söldnertruppe Wagner.

Wagner-Chef wollte russische Soldaten verraten

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat einem Zeitungsbericht zufolge der ukrainischen Regierung angeboten, die Positionen russischer Truppen preiszugeben.

Das berichtet die Zeitung Washington Post unter Berufung auf Dokumente des US-Geheimdienstes. Die Ukraine habe das Angebot abgelehnt.

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Prigoschin habe demnach sein Angebot über seine Kontakte zum ukrainischen Geheimdienst unterbreitet. Der Bericht stützt sich auf geheime US-Dokumente, die laut Washington Post der Chat-Plattform Discord zugespielt wurden.

Das US-Präsidialamt reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme.

Schwächen der russischen Flugabwehr

Ein Drohnenangriff auf einen strategisch wichtigen Militärflugplatz im Westen Russlands hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste erneut Schwächen der russischen Flugabwehr aufgedeckt. Am 3. Mai hätten mehrere Drohnen das Flugfeld Seschtscha im Gebiet Brjansk attackiert und dabei vermutlich eine Transportmaschine vom Typ Antonow An-124 beschädigt, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit.

Die russische Führung sei wahrscheinlich besorgt, dass die Flugabwehr weiterhin gefährdet sei und wichtige strategische Einrichtungen wie Luftstützpunkte gefährdet sind. Seschtscha liegt rund 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und ist nach britischen Angaben ein wichtiger Knotenpunkt für die russische Luftwaffe. Zudem würden von hier aus sogenannte Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine abgefeuert.

Berichte über schweres Artilleriefeuer auf Donezk

Die von russischen Truppen kontrollierte Großstadt Donezk im Osten der Ukraine geriet am Sonntag offenkundig unter schweren Artilleriebeschuss.

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Die Stadt sei von Hunderten Artilleriegranaten und Projektilen aus Mehrfachraketenwerfern getroffen worden, berichtete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf örtliche Behörden.

Über die Auswirkungen des Beschusses wurden keine Angaben gemacht. Die Darstellung konnte nicht unabhängig überprüft werden. Donezk liegt unmittelbar hinter den Frontlinien im Osten der Ukraine.

Selenskij in Berlin und Paris

Der ukrainische Präsident war am Sonntag nach Gesprächen in Rom zu seinem ersten Besuch in Deutschland seit Beginn der Invasion Russlands gekommen. In Berlin traf Wolodymyr Selenskij unter anderem Bundeskanzler Scholz und dankte dem Land für seine militärische Unterstützung.

Am Nachmittag wurden Selenskij und das ukrainische Volk in Aachen für ihre Verdienste um die Einheit Europas mit dem Karlspreis ausgezeichnet.

Überraschend reiste Selenskij dann noch nach Paris weiter, wo er sich mit Macron traf - es war sein zweiter Besuch in Frankreich seit Kriegsbeginn. 

Mit der Zusage weiterer Militärhilfe aus Deutschland und Frankreich kehrt der ukrainische Präsident nach Kiew zurück. In Berlin und Paris pochte Selenskij dabei am Sonntag zum wiederholten Mal auf die Lieferung von Kampfjets. 

Das Thema Kampfjets

Das Thema Kampfjets sei wiederkehrend, hieß es aus Paris, die Frage dazu komme wohl etwas verfrüht. Vor der Lieferung eines Flugzeuges müsse man dafür ausgebildete Piloten haben. Die Ausbildung dauere eine Weile - und die ukrainischen Piloten seien nicht an französischen Modellen geschult worden.

Scholz sagte zur Frage von Kampfflugzeugen, Deutschland habe der Ukraine sehr viel geliefert. Deutschland konzentriere sich auf die Unterstützung beim Verteidigungskampf. Nach den USA sei die Bundesrepublik zweitgrößter Unterstützer der Ukraine.

Frankreich verspricht Luftverteidigungssysteme

Deutschland gehört zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine - sowohl militärisch als auch finanziell. Seit Kriegsbeginn genehmigte die Bundesregierung Waffenlieferungen im Wert von 2,75 Milliarden Euro. Selenskyjs Besuch war in Deutschland mit der Zusage weiterer militärischer Unterstützung im Wert von zusätzlichen 2,7 Milliarden Euro vorbereitet worden.

Unter anderem sollen 20 weitere Marder-Schützenpanzer, 30 Leopard-1-Panzer und vier Flugabwehrsysteme Iris-T SLM von der deutschen Rüstungsindustrie bereitgestellt werden.

Frankreich versprach die Lieferung Dutzender gepanzerter Fahrzeuge und leichter Panzer sowie von weitreichenden Luftverteidigungssystemen. Außerdem sollen Tausende weitere ukrainische Soldaten im laufenden Jahr von Frankreich ausgebildet werden.

Selenskij dankt

Selenskij dankte Deutschland und Frankreich für die militärische Unterstützung. „Ich danke Herrn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Herrn Bundeskanzler Olaf Scholz und dem deutschen Volk für das starke Verteidigungspaket, für ihre Führungsrolle bei der Verteidigung von Menschenleben gegen den russischen Terror gemeinsam mit uns“, schrieb Selenskij am frühen Montag auf Twitter.

Macron und dem gesamten französischen Volk sei er dankbar „für die militärische Unterstützung unserer Kämpfer, die im Kampf gegen russische Terroristen hilft“. „Gemeinsam bringen wir den Frieden für alle Ukrainer und Europäer näher“, schrieb er weiter.

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