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Millionenpleite eines großen Reisekonzerns: Urlauber bangen um Heimflug

Seit mehreren Jahren galt die deutsche FTI Touristik GmbH, Dachgesellschaft der FTI Group, des drittgrößten Reiseveranstalters Europas, als angeschlagen. Schon im April 2020 ist ein Rettungspakt mit dem Bund, dem Land Bayern, der Hausbank Unicredit und den Gesellschaftern geschnürt worden. Zu diesem Zeitpunkt gehörte FTI (11.000 Mitarbeiter) dem Gründer-Ehepaar Gunz und dem ägyptischen Milliardär Samih Sawaris.

Im November 2020 musste FTI mit 235 Millionen Euro aus den Corona-Hilfen aufgepäppelt werden, zugleich hat FTI drei Teilbetriebe eingestellt: das Online-Portal fly.de, den Sprachreiseveranstalter LAL und den Kreuzfahrten-Veranstalter FTI Cruises. Insgesamt erhielt der Reiseveranstalter vom deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) 595 Millionen Euro staatliche Hilfe. Der WSF hat die Forderung bereits großteils abgeschrieben.

Nach einem Bericht des Handelsblatts waren auch Verhandlungen mit der Bundesregierung und der EU-Kommission über einen Schuldenschnitt gescheitert.

Verlustreiche Jahre

Erholt hat sich FTI nicht mehr. Zwar hat der Reiseveranstalter im Geschäftsjahr 2021/22 laut Creditreform 3,76 Milliarden Euro umgesetzt, aber der Jahresverlust betrug 158,36 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2022/23 betrug der Umsatz 4,1 Milliarden Euro, der Schuldenberg wird mit rund einer Milliarde Euro beziffert. Erst im heurigen April wurde mitgeteilt, dass ein Konsortium um den US-Finanzinvestor Certares für einen Euro die gesamten Anteile an der FTI Touristik übernimmt und 125 Millionen Euro frisches Kapital zuschießen will.

„Damit erhält das Unternehmen ausreichend Kapital für den laufenden Geschäftsbetrieb sowie zur Umsetzung seiner nächsten Wachstumsphase und der digitalen Transformation“, teilte FTI Anfang Mai noch mit.

Einstieg gescheitert

Laut Business Insider hatte Certares 75 Millionen Euro nicht überwiesen, weil FTI keine verlässliche Liquiditätsplanung vorlegen konnte. Zum Konsortium um den US-Investor gehörte auch der bisherige Mehrheitseigner, die Unternehmerfamilie Sawiris aus Ägypten.

Die Geschäftslage verschlechterte sich weiter. „Seitdem sind jedoch die Buchungszahlen trotz der positiven Nachrichten deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben“, heißt es in einer Aussendung am Montag. „In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte.“ Die Rettung von FTI war somit gescheitert. In weiterer Folge hat das Unternehmen „Insolvenzanträge auch für vier weitere Konzerngesellschaften eingebracht, weil diese aus rechtlichen Gründen erforderlich geworden“ seien.

Zweigstelle in Linz

„In Zusammenarbeit mit dem noch zu bestellenden (vorläufigen) Insolvenzverwalter wird in den kommenden Tagen an einem Konzept zur fortlaufenden Information der betroffenen Reisenden und operativen Umsetzung der notwendigen Maßnahmen gearbeitet“, heißt es weiter. In Österreich betreibt FTI in Linz eine Niederlassung mit 70 Mitarbeitern.