Meinung

Lasst die Lehrer ihre Arbeit machen

Wie gut ein Bildungssystem ist, hängt von der Qualität des Unterrichts ab.

Mag. Ute Brühl
über die PISA-Reflexe

Es ist schon ein Reflex. Sobald mittelmäßige PISA-Ergebnisse veröffentlicht werden, blickt die Politik neidisch auf Sieger wie Finnland. Man müsse einfach nur deren System übernehmen und schon würde auch Österreich besser abschneiden, so der Vorschlag. Doch so einfach ist es eben nicht. Zum einen lassen sich Schulsysteme nicht eins zu eins auf ein anderes Land übertragen. Zum anderen sagt die Schulstruktur nichts über die Qualität des Unterrichts aus. Doch gerade darin liegt der Schlüssel zum Erfolg. Dort, wo Lehrer eine positive Einstellung zu jedem Kind haben und keines zurücklassen, lernen die Schüler am meisten, wie das Beispiel London zeigt (siehe Artikel "Wie London das Schulsystem revolutionierte"). Dort begegnete man den speziellen Herausforderungen einer Großstadt mit einem Bündel an Maßnahmen und schaffte es, vom Sorgenkind zum britischen Musterschüler zu werden.

Doch nicht nur die Einstellung der Pädagogen muss passen. Es braucht auch den Mut, den Unterricht fernab von Vorschriften und Gesetzen so zu gestalten, dass er auf die Kinder zugeschnitten ist. Und es braucht Schulleiter, die die Verantwortung dafür übernehmen, wie gut ihre Schüler die Bildungsziele erreichen. Die gute Nachricht ist: Viele Pädagogen wissen genau, wie sie ihre Schüler anspornen und sie zu guten Leistungen führen. Die schlechte Nachricht ist, dass die geplante Autonomie wohl nicht ausreichen wird, die nötigen Freiräume zu schaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Direktoren mit bürokratischen Aufgaben geradezu überhäuft werden – Verwaltungspersonal könnte das billiger und besser machen. Auch bei der Auswahl der Direktoren gibt es Verbesserungsbedarf. "Parteibuch sticht Kompetenz " gilt leider noch in einigen Bundesländern.