Meinung

Ein Risiko namens Doskozil

Andreas Babler, der Bürgermeister von Traiskirchen, ist mit all seiner Empathie und Menschenliebe ein Bilderbuchsozialdemokrat. Er ist zudem ein fähiger Stadtchef, beherrscht die Kommunikation in den sozialen Medien und hat viele prominente Unterstützer in und außerhalb seiner Partei.

Babler steht in der von Richtungsdiskussionen geplagten SPÖ für den linken Flügel. Über diesen Kurs hat es gerade eine Abstimmung gegeben, und zwar im stimmenstärksten Bundesland der Republik, in Niederösterreich. Das Ergebnis ist ernüchternd. Trotz einer sehr guten Vorzugsstimmenkampagne haben nur 11,4 Prozent der SPÖ-Wähler Babler angekreuzt. Elf Komma vier Prozent.

Sobald die drei Landtagswahlen vorbei sind, muss die SPÖ eine Entscheidung treffen, wie es mit der Bundespartei weitergeht. Sie sollte in diese Debatte mit Ehrlichkeit zu sich selbst gehen: Der Babler-Kurs ist kein Selbstläufer, nicht einmal bei der roten Stammwählerschaft.

Das heißt nicht, Empathie und Menschenliebe über Bord zu werfen und jene Parteien nachzuahmen, die mit dem Aufhetzen von Bevölkerungsgruppen ihr Wahlglück versuchen. Das Aufheizen der Stimmung verbessert nämlich gar nichts, sondern erschwert im Gegenteil vernünftige Problemlösungen bei Integration, Zuwanderung und Asyl.

Genau das wird von der SPÖ erwartet: dass sie Probleme nicht ignoriert, dass sie sachkundig agiert und in der Lage ist, ihr Tun zu erklären.

Ob Hans Peter Doskozil das nötige Fingerspitzengefühl in diesen sensiblen Materien aufbringen würde? Das ist das Risiko, das die SPÖ-Funktionäre werden abwägen müssen.

Von ihrer derzeitigen Vorsitzenden scheinen sich die Sozialdemokraten jedenfalls bereits schleichend zu verabschieden, zu gering sind die Chancen, mit Pamela Rendi-Wagner den Aufstieg der FPÖ zur führenden Kraft in Österreich zu verhindern.

Insofern wird es ein spannendes Frühjahr. Denn die Personalwahl der SPÖ wird das Match um die nächste Regierung entscheidend prägen.