Salz: Alleskönner im Wintereinsatz
Salz in der Suppe, Salz in der Wunde, Salz auf der Weide – Salz ohne Ende: Experten gehen davon aus, dass das Vorkommen des billig gewordenen Weißen Goldes niemals erschöpft sein wird. Geschätzte 100 Billionen Tonnen des Rohstoffs lagern in allen Salzstöcken dieser Welt, das reicht für mehr als 400.000 Jahre. Das Vierhundertfache dieser Menge ist in den Meeren gelöst.
Derzeit freilich begibt sich der Allrounder vor allem aufs Glatteis. In den vergangenen Wintersaisonen wurden österreichweit jeweils um die 200.000 Tonnen Auftausalz verbraucht. Salz auf dem Teller der Streufahrzeuge, die die Salz-Sole-Mischung auf die Straße bringen. Der Großteil stammt aus heimischer Produktion.
Goldwert
Vor 3000 Jahren ritzten die ersten Salzbergwerker Rillen in Haselgebirge, brauchen das dazwischenliegende Salzgestein – Reste vom Urmeer – aus dem Berg und brachten es in Säcken aus Rinderhaut zutage: Hallstatt (OÖ) gilt als ältestes Salzbergwerk der Welt. Heute wird dort der über lange Zeit so wertvolle Rohstoff ausgewaschen und im Tal weiterverarbeitet. Die Salinen Austria, Österreichs einziger Produzent von Siedesalz, stellen damit Auftausalz (45,0 %), Speisesalz (19,3 %), Gewerbesalz (18,3 %), Industriesalz (11,7 %), Viehsalz (4,3%) und Pharmasalz (1,3 %) her.
Weiß zu Eis
Eis und Wasser befinden sich in einem Gleichgewichtszustand zwischen fest und flüssig. Im Wasserfilm lösen sich die Ionen des Streusalzes. Die entstehende Salzlösung hat einen niedrigeren Gefrierpunkt, er verhindert den erneuten Zusammenschluss zur kristallinen Struktur des Wassers. Da an der Grenzfläche von Eis und Salzlösung immer weiteres Eis schmilzt und sich in eine Salzlösung verwandelt, die nicht wieder gefrieren kann, löst sich das Eis langsam völlig auf. Im Winterdienst ist das Streuen von Auftausalz vor allem von +2°C bis –10°C sinnvoll.
Reinheitsgebot
Auftausalz, das hierzulande zum Einsatz kommt, ist besonders rein. Sein Natriumchloridgehalt liegt bei fast 100 %.
Speisesalz besteht zu mind. 95 % aus NaCl, der Rest sind natürliche Begleitsalze und Wasser. Nur Fachleute schmecken Unterschiede heraus. Konsumenten können auf geschmackvolles Kochsalz – angereichert mit Jod, Fluorid oder Gewürzen – zurückgreifen. Rezeptoren an den Zungenrändern nehmen Salziges rascher wahr als die Zungenspitze Süßes erkennt.
Kristallbunker
100 Meter lang, 30 Meter breit, zehn Meter hoch: Seit 2011 steht am Hafen Wien Europas größte Salzlagerhalle.
Sie bietet Platz für zusätzliche 25.000 Tonnen Streusalz. Insgesamt verfügt die Bundeshauptstadt jetzt über etwa 37.500 m³ bzw. 45.000 Tonnen Lagerkapazität. Weitere 7000 Tonnen Auftausalz kann der Winterdienst der Magistratsabteilung 48 aus Silos und kleinen Depots, die über die Stadt verteilt sind, entnehmen.