Von 20 Familien abgelehnt: Single adoptiert Mädchen mit Down-Syndrom
Luca Trapanese ist schwul, katholisch und ledig – und hat sich dazu entschieden, ein Kind mit Down-Syndrom zu adoptieren.
Alba war gerade einen Monat alt, als der nahe der Stadt Neapel lebende Mann sie im Sommer 2017 zum ersten Mal im Arm hielt. Zuvor war das Mädchen von ihrer leiblichen Mutter zur Adoption freigegeben worden. Über zwanzig Familien hatten das Kind abgelehnt, bevor Trapanese es schließlich zu sich nahm.
Sehnlicher Kinderwunsch
Den Wunsch, einmal selbst Vater zu werden, hatte der heute 41-Jährige bereits seit mehreren Jahren gehegt. Zusammen mit seinem damaligen Partner träumte er von einer eigenen Familie. Nach elf gemeinsamen Jahren ging die Beziehung vor einigen Jahren in die Brüche; Trapaneses Kinderwunsch rückte in weite Ferne.
An die Zeit nach der Trennung hat der Italiener keine guten Erinnerungen: Eine "echte Herausforderung" seien die ersten Monate als alleinstehender Mann gewesen, erinnert er sich im Interview mit der BBC. An eine Adoption war nicht mehr zu denken – "damals war es in Italien nicht möglich, als Alleinerziehender ein Kind zu adoptieren".
Alles anders
Was dann kam, sollte sein Leben komplett verändern. Anfang 2017 änderte sich die Gesetzeslage im Land. Der Italiener erfüllte sich seinen sehnlichsten Wunsch: Er brachte einen Adoptionsantrag ein. "Man sagte mir, dass ich nur ein Kind mit 'Problemen' bekommen würde. Also entweder mit einer Erkrankung, einer schweren Behinderung oder Verhaltensauffälligkeiten – oder ein Kind, das von traditionellen Familien abgelehnt wurde."
Für Trapanese, der seit knapp 20 Jahren mit behinderten Menschen arbeitet, kam dies einer schicksalhaften Fügung gleich. Bereits in jungen Jahren sei für ihn klar gewesen, dass er – damals noch zusammen mit seinem Partner – nur ein Kind mit Behinderung adoptieren wollen würde. "Aufgrund meiner Erfahrungswerte war ich mir sicher, dass ich die Ressourcen haben würde, dieses Kind großzuziehen."
"Ich sagte sofort ja"
Im Juli 2017 erreichte ihn der alles entscheidende Anruf: "Sie sagten, dass sie ein Mädchen für mich hätten, ihr Name war Alba. (…) Ich sagte sofort ja."
Wenige Tage später durfte Trapanese das Mädchen zum ersten Mal sehen: "Als ich sie zum ersten Mal im Arm hielt, überkam mich pure Freude. Ich fühlte von Anbeginn an, dass sie meine Tochter war."
Seither sind Trapanese und Alba ein Herz und eine Seele. "Ein Elternteil zu sein ist hart", gibt dieser zwar zu. Dennoch sei jeder Tag mit seiner Tochter ein Geschenk.
"Für dich geboren"
Seine Geschichte hat der 41- Jährige auch in einem Buch niederschrieben. Über 10.000 Mal hat sich "Nata per te" ("Für dich geboren") in Italien bereits verkauft.
Als Reaktion auf sein Buch erntet der Mann nicht nur wohlwollende Kommentare. Kein Wunder: Mit seiner Elternschaft zeigt Trapanese nicht nur Herz, er stellt auch konventionelle Vorstellungen von Elternschaft und Familie auf die Probe. "Ich glaube, Albas und meine Geschichte zerstört so viele Stereotype über Vaterschaft, Religion und Familie. Das war nicht meine Intention. Das ist einfach unsere Lebensgeschichte."