Axels Terrasseneintopf: Holt endlich die Exoten rein!
Von Axel Halbhuber
Der Herbst kam rasch und gnadenlos. Er zwang uns Terrassengärtner damit zu schnellem Handeln. Zwar nicht bei allen Pflanzen, denn tagsüber wärmt die Sonne sie noch auf und es friert nachts ja noch nicht. Aber es kühlt auf 4 Grad ab und das ist den exotischen Pflanzen, die nur zur Sommerfrische draußen waren, zu kalt. Im Dschungel hat es nie 4 Grad.
Als erstes räumen wir Hausverstands-Hobbygartler die Orchideen hinein. Die sind zwar als prachtvolle Diven verschrien, aber mit besagtem Hausverstand an sich gut zu meistern. Es hat schon einen Grund, warum sich „Orchideen“ auf „muss man verstehen“ reimt. Man sieht ihnen an Blättern und Wurzeln immer an, ob es ihnen gut geht (saftig, steif, grün: alles okay – matschig, runzelig, braun: ups). Als „Aufsitzerpflanzen“ mögen sie keinen Erdkontakt (dazu gleich) und als Tropenbewohner keinen Wiener Herbst.
„Eh logisch“, raunte auch Kollegin L. in der Redaktionssitzung. Ihr sei der Mantel der Anonymität gegönnt, war sie doch einst als „Orchideenflüsterin“ bekannt, neben ihrem Schreibtisch blühten die Monster wie im laotischen Dschungel. Irgendwann aber gingen L.’s Orchideen ein, ach was, sie verreckten elendiglich. Seitdem raunt stets jemand „Orchideenmörderin“ hinter L.’s Rücken.
Woran könnten L.’s Orchideen nun gestorben sein? Zunächst könnte es am KURIER-Umzug 2014 gelegen sein. Es ist aber nur ein hartnäckiger Mythos, dass Orchis umzugsscheu sind. Es müssen nur die Bedingungen am Standort passen – kein Zug, viel Licht ohne direkte Sonne. Die führt vor allem bei den großblättrigen (und bei uns am öftest angebotenen) Phalaenopsis zu Sonnenbrand. Vor allem während des sommerlichen Außen-Aufenthalts ist das oft ein Problem (Ihr Terrassengärtner hat deshalb ein eigenes Orchideenhaus gebaut, siehe großes Foto, und es hat nur teilweise funktioniert, siehe kleines Foto oben). In der Wohnung können die Orchis im Winter südseitig stehen, im Sommer eher Richtung Osten (in der Früh ist die Sonne noch nicht so stark). Soviel zur Umzugsfähigkeit.
Gieß-Challenge
Die Miltonia mit ihren fächerförmigen, schlanken Blättern ist weniger Sonnenbrand-anfällig, aber eine echte Diva: Sie will weniger Licht, ist heikler in der Pflege und braucht im Winter eine kühle Phase (12 bis 18 Grad), damit sie Blüten entwickelt. Und: Die Miltonia darf nie nie nie austrocknen. Die Dendrobium (wie die Phalaenopsis eher einfach im Umgang) sollte dafür fast ganz austrocknen, bevor man sie gießt. Jaja, vielfältige, divaeske Monster.
Orchideenmörderin L. versemmelte wahrscheinlich das Gießen, die häuftigste Tötungsursache bei Orchis: Aufsitzerpflanzen leben nicht in der Erde, sie sitzen auf Bäumen (Holz-/Faserteile in Orchideen„erde“ geben nur Halt), ihre Wurzeln zuzeln während kurzer tropischer Regengüsse Feuchtigkeit aus der Luft. In Erde oder Wasser faulen die Wurzeln (graubraungatschig – entfernen!), am besten besprüht man sie regelmäßig, taucht sie gelegentlich (Wurzelballen eine Minute unter Wasser) oder erzeugt hohe Luftfeuchtigkeit (Übertopf mit Wasserreservoir, Orchideentopf eben).
Die Phalaenopsis blüht übrigens ganzjährig, solange es nicht unter 15 Grad kalt ist. Deshalb: rein damit!