Leben/Gesellschaft

Axels Terrasseneintopf: Das rätselhaft grauenhafte Heidekraut

Die Welt wird immer mehr zu einem Rosamunde-Pilcher-Roman, man erkennt das am Retro-Biedermeier und an Kochsendungen und sogar in der Politik, Heimat und so weiter. Nur logisch, dass auch Pflanzenregale zunehmend wie die englische Südküste ausschauen, also steht derzeit überall das Heidekraut.

Weil nun jeder Pilcher-Film von Missverständnissen lebt – Andrew liebt Ann, verwechselt sie jedoch mit ihrer Schwester Claire, die aber lieber Tierärztin einer Meerschweinchenaufzuchtstation auf den Falklandinseln sein will, wo nur Andrews Bruder Geoffrey ein Zimmer frei hat, in dem aber ein Bild von Ann hängt – sind auch die Heidekräuter verwirrend: Das echte Heidekraut wird in Südafrika als Baum meterhoch und heißt auf Latein Erica, auf Englisch „Heather“, was auf Deutsch „Heide“ heißt. Denn „Erika“ kommt von „Erich“, und alle in Europa heimischen Heidesträucher sind Besenheiden, die auf Latein Calluna heißt. Die ist zwar mit der Erica verwandt, aber das sind Andrew und Geoffrey ja auch.

 

Winterdurst

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Die Erdmischung dafür ist wie der Boden an englischen Küsten – sandig, säuerlich und durchlässig. Es eignet sich Rhododendronerde mit Sand gemischt, jedenfalls kalkfrei, eher ungedüngt und eventuell mit Rindenmulch versetzt. Diese Umstände bestimmen auch die Nachbarschaft, Heidekraut verträgt sich gut mit Nadelhölzern, Azaleen und natürlich Rhododendren.

Den Wurzelballen der gekauften Pflanze drückt man am besten einen Zentimeter unter die Erdoberfläche, das fördert das Anwurzeln, vor allem darf sie aber auch im Winter nicht austrocknen – eine Herausforderung, die viele winterharte Pflanzen betrifft. Denn „nur an frostfreien Tagen gießen, aber auch bei Kälte nicht verdursten lassen“ ist so schwierig wie eine Familienaufstellung bei Claire und Ann. Hilfreich ist ein Standort mit Morgen- oder Abendsonne, dort trocknet die Erde weniger aus.

 

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Anyway. Im Herbst sind jedenfalls alle Blumenregale voll dieser Gewächse, weil alle sich noch Blühendes wünschen. Rosamunde P. würde viel zum „Aufblühen im Herbst“ einfallen, und tatsächlich ist kitschig, was derzeit in den Regalen steht: Besonders die gelb und grün und blau eingefärbten (!) Exemplare sind fern der Heidekrautfarben Weiß, Rosa und Lila – die gerne in Arrangements zusammengesetzt werden, was uns zum Handeln zwingt. Der immergrüne, pflegeleichte Zwergstrauch braucht bald Platz, also setzt man ihn am besten in einen größeren Topf – mit den üblichen Sorgen aller Spätsaisonpflanzen: Der Topf ist schon wurzeldurchdrungen, im Herbst wachsen die Wurzeln aber nicht mehr gut. Hilft nur volle Sonne, feucht halten und hoffen.

Herbstblühern sollte man immer verwelkte Blüten abzupfen, damit sie weniger Energie brauchen, die Heidekräuter bleiben aber auch verblüht noch bunt. Spätestens im Frühjahr steht ein radikaler Schnitt an, damit sie nicht verholzen (und im kommenden Jahr weniger blühen): einfach unter den Blüten abzwicken, ein paar Blätter (oder Blattansätze) sollten bleiben. Verholzte Stämme zurückschneiden.

Übrigens: Die ebenfalls oft angebotene Erica gracilis (Kapheide) ist nur in Südafrika winterhart. Vielleicht auch im Cornwall. Bei uns nicht.

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