Kultur

#MeToo im Film: Beratungsstelle ab Herbst, ÖFI ändert Förder-Richtlinien

In der Kulturszene wird das Thema sexuellen Machtmissbrauchs wieder vehement debattiert, nachdem Regisseurin Katharina Mückstein mit einer Sammlung von Betroffenenberichten den Stein ins Rollen gebracht hatte. Das Kulturministerium hat am Freitag bekanntgegeben, wann die bereits in Aussicht gestellte neue Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport starten wird: Unter dem Eigennamen VERA steht man ab 5. September Betroffenen zur Seite.

Das Österreichische Filminstitut (ÖFI), der größte heimische Fördergeber der Branche, hat vor wenigen Tagen beschlossen, einen "Code of Ethics" zum integrierenden Bestandteil neuer Förderungsverträge zu machen. Dadurch sei es "eine vertragliche Verpflichtung der Produzent/innen, diese Vorgaben einzuhalten", so ÖFI-Direktor Roland Teichmann zum KURIER. Der "Code of Ethics" ist ein Leitbild für ein respektvolles Miteinander, darin ist u. a. festgehalten, dass Belästigung und Diskriminierung "nicht akzeptabel" sind. Wird dieses Leitbild nicht eingehalten, kann es künftig im äußersten Fall zur Rückforderung der Fördergelder kommen.

Kogler: "Ist unsere Verantwortung, sexuelle Gewalt zu bekämpfen"

Die unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle VERA, die auf einen Entschließungsantrag des Nationalrates aus dem Vorjahr zurückgeht, soll jenen, die sich an sie wenden, psychologische und juristische Unterstützung bieten. Überdies will man auch Workshops und ähnliche Maßnahmen anbieten, um zu einer Bewusstseinsbildung beizutragen. Hinter VERA stehen die beiden Vereine "Vertrauensstelle" für den Kulturbereich sowie "100 % Sport" für den Sportsektor.

Eigentlich sollten Kultur und Sport Räume sein, die für den Zusammenhalt der Gesellschaft stünden, unterstrich der als Minister zuständige Grüne Vizekanzler Werner Kogler in einer Aussendung: "Immer wieder sprechen vor allem mutige Frauen an und aus, dass auch hier Männer ihre Macht missbrauchen, sexuell übergriffig und gewalttätig werden. Es ist unsere Verantwortung, sexuelle Gewalt entschieden zu bekämpfen."

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) verwies auf die aktuellen Berichte von Betroffenen der Film- und Theaterszene. Hier ein sicheres und angstfreies Umfeld zu schaffen, dazu solle VERA beitragen: "Das große Ziel ist die Herbeiführung eines Strukturwandels und eines solidarischen Miteinanders und die Bewusstmachung einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung."

Man werde bei VERA eng mit Partnerinstitutionen wie der Gleichbehandlungsanwaltschaft, dem Weißen Ring oder der bereits existierenden Anlaufstelle für den Film, #we_do!, zusammenarbeiten, kündigte Sophie Rendl als Kulturvertreterin von VERA an. Und auch Claudia Koller, bei VERA für den Sportbereich zuständig, sprach von einem "weiteren wesentlichen Entwicklungsschritt", dass man als Verein "100% Sport" künftig unter dem Dach von VERA tätig werden könne.