Kultur/Medien

Youtuber Rezo nimmt nach der CDU die Presse in die Kritik

Vor knapp einem Jahr sorgte der deutsche Youtuber Rezo für gehöriges Aufsehen: Da veröffentlichte er ein Video mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU“, in dem er fast eine Stunde Kritikpunkte an der christlich-sozialen Partei (und auch anderen) auflistete. Für das Video erntete der heute 27-Jährige Lob wie Kritik, manch einer war wohl überfordert.

Die CDU rang tagelang um eine souveräne Antwort, FAZ-Innenpolitikchef Jasper von Altenbockum ortete damals etwa „Verflachung, Verrohung und Verdummung“. Doch es gab auch Anerkennung für die gründliche Recherchearbeit: Rezo wurde heuer mit dem renommierten Henri-Nannen-Preis für Journalismus ausgezeichnet.

Nun gibt es ein neues Video von Rezo, das in ein ähnliches Kerbholz schlägt wie "Die Zerstörung der CDU".

Wie Medien Verschwörungstheoretikern helfen

„Die Zerstörung der Presse“ ist seit Sonntag auf Rezos Youtube-Kanal „Rezo ja lol ey“ abrufbar und zählt mit Stand Dienstag Nachmittag knapp 1,5 Millionen Aufrufe. Und wie schon im Vorgänger-Video will Rezo auch hier nicht aktiv etwas zerstören, wie es der Titel vielleicht suggeriert, sondern Missstände diskutieren und Kritik üben.

Dieses Mal widmet er sich also der deutschen Presse und zieht Parallelen zu Methoden von Verschwörungstheoretikern. Vor allem der Axel-Springer-Verlag, zu dem etwa Bild und Welt gehören, aber auch die vorhin erwähnte FAZ kommen da nicht gut weg.

Manche Journalisten würden durch unseriöse Arbeit, schlechte Recherche oder Doppelmoral ihre Macht missbrauchen – und so auch das Vertrauen in etablierte Medien schwächen. Wenn immer weniger Menschen seriösen Medien vertrauen, spiele das gerade Verschwörungstheoretikern in die Hände, so Rezo. Etablierte Medien müssten sich aber auch deutlich von den Taktiken von Bild & Co distanzieren.

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Ist das Journalismus?

Die neue "Zerstörung" ist nicht nur Plädoyer für die Wichtigkeit der Presse, sondern auch Nachhilfe in Medienkompetenz. Rezo erklärt, was Belege und Verweise sind – und gibt auch selbst seine Quellen an, wie schon bei „Die Zerstörung der CDU“.

Als er für ebendieses Video den Nannen-Preis bekam, gab es übrigens zahlreiche Diskussionen darüber, ob das überhaupt Journalismus sei, was Rezo da mache – schließlich mache er hauptsächlich Spaßvideos. Rezo entgegnete daraufhin in seiner Kolumne in der Zeit, ob die formalen Journalismus-Regeln „wirklich noch alle zeitgemäß sind, und ob sich der Journalismus mit ihnen nicht viele Chancen nimmt, möglichst viele Leute für seine wichtigen Inhalte zu interessieren“.

Bild-Chefredakteur Reichelt reagiert

Und wie reagieren nun die Kritisierten auf die Vorwürfe in Rezos neuem Video? Im Falle von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt jedenfalls nicht sonderlich sachlich: „Ich bin dieses schreckliche Millenial-Social-Media-Deutsch so leid“, stört sich Reichelt auf Twitter an Rezos Sprache. Dieser solle froh sein, dass es überhaupt Medien gebe, richtete ihm Reichelt aus. Gesehen dürfte er das Video wohl nicht haben. 

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