Devrim Lingnau: Netflix' Sisi-Darstellerin im Gespräch
Von Nina Oberbucher
Da, wo eben noch ein kostbares Fabergé-Ei war, sitzt nun ein angebissener Apfel. Bonvivant Johann von Allmen (Heino Ferch) konnte einfach nicht widerstehen und ließ das schmucke Kunstwerk heimlich aus einer Vitrine mitgehen. Doch das hat Konsequenzen, wie heute (Samstag, 20.15 Uhr, ARD) in „Allmen und das Geheimnis der Erotik“ zu sehen ist – dem vierten Film aus der Krimi-Reihe des Schweizer Autors Martin Suter.
Da wird der titelgebende Protagonist schon bald in eine Reihe von Kunstdiebstählen und Mordfällen verwickelt. Dabei wollte er bloß die junge Jasmin Sterner (Devrim Lingnau) beeindrucken, die Nachfahrin eines Porzellanhändlers. Und die ist Allmen nicht ganz unähnlich, wie Lingnau im KURIER-Gespräch erklärt: „Beide können schnell reagieren und wenn sie ein Ziel im Kopf haben, verfolgen sie es auch“, so Lingnau. „Sie macht ihr eigenes Ding und ist einfach eine tolle Frauenfigur.“
Die Kaiserin im Atelier
Mit Kunst hat die 1998 in Mannheim geborene Schauspielerin mit türkischen Wurzeln auch abseits von „Allmen“ zu tun. Sie studiert an der Staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe, beschäftigt sich dort vor allem mit Performance- und Installationskunst.
Aktuell, erzählt Lingnau, sei ihr Atelier jedoch eher ein Arbeitszimmer. Denn die Mimin, die bisher unter anderem in TV-Reihen wie „Unter Verdacht“ und „Der Bozen-Krimi“ sowie im Coming-of-Age-Drama „Auerhaus“ (2019) zu sehen war, bereitet sich gerade intensiv auf ihre nächste Rolle vor: die der Sisi in der sechsteiligen Netflix-Serie „The Empress“, die in den kommenden Monaten gedreht werden soll. „Ich finde, wir zeigen ein sehr interessantes Bild der Kaiserin, das nicht so stigmatisiert und idealisiert ist, wie das vielleicht in anderen Verfilmungen getan wurde. Die Herangehensweise ist, die Kaiserin möglichst historisch korrekt darzustellen und das trotzdem mit wichtigen zeitgenössischen Themen wie der Frauenbewegung zu verknüpfen“, verrät Lingnau.
Gereizt habe sie an dem Projekt auch, dass es um eine Frau in einer Führungsposition geht: „Solche Rollen gibt es leider nicht oft. Wir haben immer noch sehr wenige weibliche Hauptrollen auf dem Markt. Nicht nur die Freundin, die Mutter oder die Tochter von jemandem zu spielen, sondern eine weibliche Führungsrolle, finde ich daher sehr spannend.“
Royales Fernsehen
„The Empress“ ist aktuell nicht das einzige Projekt, das sich mit Kaiserin Elisabeth beschäftigt. Unter der Regie von Marie Kreutzer entsteht derzeit ein Film, der Streamingdienst TVNow arbeitet an einer eigenen Serie. Und auch Produktionen wie „Bridgerton“, „The Great“ oder „The Crown“ widmen sich dem royalen Leben.
Woher das momentane Interesse an der Thematik kommt, kann sich Lingnau selbst nicht ganz erklären. „Ich weiß auch nicht, ob ich so ein großer Fan von Monarchen im Allgemeinen bin, auch wenn sie heutzutage nur repräsentativ agieren“, so die Schauspielerin. „Aber viele dieser Filme und Serien erzählen von wichtigen Momenten in der Geschichte, die unsere heutige Kultur geprägt haben. Deswegen gibt es wahrscheinlich immer wieder Tendenzen, sich mit solchen Stoffen zu beschäftigen.“ Hinter die Kulissen von Monarchien zu blicken, um zu sehen, „was da so brodelt“, empfindet Lingnau als spannend – „sowohl politisch als auch als Individuum.“