Kultur/Dschungelcamp

Helena: Ein Aus-Rasta im Dschungel

Der 15. und vorletzte Tag im Dschungelcamp hatte in Wahrheit nur ein Thema. Respektive: Er bestand nur aus einer Frage. Nämlich: Wie ist das möglich? Oder auch aus dieser: Meint die das ernst? Vielleicht außerdem auch aus dieser: Hat die Fieber? Ist sie wo angerannt? Hat sie zu heiß gebadet? Hat sie versehentlich etwas geraucht, was im Dschungel wächst und zuhause auf der Dopingliste steht?

Oder, mit einem Wort ausgedrückt: Helena.

Selten, ach was, nie zuvor konnte man im Fernsehen jemanden sehen, der das Experiment "Wie mache ich mich in kürzester Zeit unsympathischer als ein kaukasischer Kleindiktator" dermaßen konsequent und professionell durchgezogen hat. Wenn Unangenehmsein ein Sport ist, ist Helena Fürst die Weltrekordhalterin. Respekt! Felix Baumgartner ist dem Vernehmen nach bereits eifersüchtig und plant Gegenmaßnahmen.

Helenas - formales! - Konzept kennt man auch von populistischen Politikern und "Ich bin ja nicht so, aber"-Besorgtbürgern: Sie dreht Opfer- und Täter-Rolle um. Sie wirft anderen ununterbrochen das vor, was sie selbst tut (in ihrem Fall: Das "Bewerten" und "Urteilen"). Wenn sich die anderen dann verständlicher Weise zur Wehr setzen, greint sie herum, dass man auf sie losgehe.

Und damit sind wir bereits bei der:

Dschungelprüfung

Ausgewählt werden Helena und Sophia. Bereits auf dem Weg zur Prüfung nervt Helene Sophia dermaßen mit ihren wertenden und verurteilenden Vorträgen zum Thema "Man darf nicht werten und verurteilen", dass Sophia offenbar kurz davor steht, sich selbst oder alternativ Helena von der Hängebrücke zu werfen.

Die Aufgabe besteht darin, im Stehen auf einem Surfbrett über einen Teich zu paddeln und dabei Sterne zu sammeln. Während Sophia sich sehr geschickt anstellt, fällt Helena ununterbrochen ins Wasser. Um davon abzulenken, zieht sie eine unsagbar peinliche "Ich krieg keine Luft"-Show ab, als sei sie aus einem brennenden Flugzeug gefallen und nicht von einem Brett ins Wasser geplumpst, und schiebt die Schuld Sophia zu: "Wackel nicht so!" ... "Du hast mich geschubst!"

Müssen wir dazusagen, dass die einzige, die hier wackelt und schubst, Helena ist? Müssen wir nicht.

Schließlich bricht Helena die Prüfung ab. Kein Stern. Auf dem Heimweg geht der Streit weiter - wohlgemerkt, weil Helena den Mund nicht zukriegt. "Jetzt fängt die schon wieder an, zu diskutieren!", seufzt Sophia. Völlig falsch - sie hatte nie damit aufgehört.

Müssen wir dazusagen, dass Helena sich vor der Dschungelprüfung über die Dschungelprüfungsleistungen der anderen beschwerte ("Thorsten hat gestern abgeloost" - "Sophia hat zuwenig gemacht")? Müssen wir nicht.

Und damit sind wir bei der

Schatzsuche

Die vier Kandidaten müssen sich Zahlen-Buchstaben-Codes merken, dann mit Hilfe eines Kompass eine Truhe finden und mit den Codes die Schlösser öffnen. Helena beginnt in der Sekunde, in der die Aufgabe verkündet wird, zu greinen: "Mir ist schlecht, ich kotz gleich, mir ist kotzübel." Niemand beachtet sie, worauf sie die Grein-Intensität steigert.

Während alle versuchen, sich ihre Codes einzuprägen, schlurft Helena zu Sophia und sagt: "Kannst du dir meinen Code auch einprägen, mir ist schlecht, ich habe Kopfweh." Sophia lehnt ab - sie habe schon mit ihrem eigenen Code genug Probleme. Helena erklärt sich darauf doch bereit, ihren Code selbst zu lernen.

Die Schatzsuche beginnt. Thorsten, Menderes und Sophia kämpfen mit dem Prinzip der Himmelsrichtungen. Müssen wir dazusagen, dass Helena derweilen auf ihrer Pritsche liegt und die Bemühungen der anderen bissig kommentiert? Müssen wir nicht.

Müssen wir außerdem dazusagen, dass Helena, als die Truhe von den anderen gefunden wurde, als einzige daran scheitert, ihren Code richtig einzugeben? Müssen wir auch nicht.

Müssen wir weiters dazusagen, dass Helena, als sie von Sophia deshalb mit sehr vorsichtiger Kritik konfroniert wird, übergangslos ausrastet, und Sophia vorwirft, SIE sei schuld an dem Misserfolg, weil Sophia sich Helenas Code nicht gemerkt habe? Ja, das müssen wir. Das ist so absurd, das glaubt sonst niemand.

Fazit: Helena hat zwei Mal an einem Tag versagt, schuld daran sind die anderen. Folglich wird sie von den Zuschauern am Ende aus dem Camp geworfen, was wirklich nur Menschen mit sehr schrägem Humor bedauern dürften.

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Haupt- und Nebenrolle

Die Hauptrolle ist vergeben. Um die Nebenrolle kämpften Menderes und Sophia.

Menderes, indem er versehentlich seine Socken und den Behälter seines Mikrofons "verkokelt". Sophia, indem sie einen sehr schönen Anfall des Wahnsinns hat (oder vortäuscht). Das hörte sich ungefähr so an: "Ich werde gerade dement, ich rede mit meinen Fingern, (...) Ihr kleinen Scheißer ihr, ich dreh durch. (...) Ein Wiener Schnitzel, ein Wiener Schnitzel, ein Wiener Schnitzel, ein Wiener Schnitzel. (...) Housted (!), we have a problem! Ein Wiener Schnitzel, es gibt nur ein Wiener Schnitzel..." Ziemlich unterhaltsam, das.

Thorsten versucht, sich in Szene zu setzen, indem er sagt "Wir haben alles geputzt!" - obwohl Menderes ganz allein alles putzte, während Thorsten wie ein nasses Handtuch auf seiner Pritsche lag.

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Bekleidungsfaktor

Wir müssen das hier einmal erklären: Die Kategorie "Bekleidungsfaktor" wurde eingeführt, weil Kandidatinnen wie Micaela Schäfer damals hunderte verschiedene Möglichkeiten vorführten, nichts anzuhaben. Diesmal tut sich wenig. Sophia trug ein zerschnittenes T-Shirt. Ja, eh. Was Besseres haben wir nicht zu bieten.

Der Konflikt

Helena (die mit der Aus-Rasta-Frisur) gegen den bedauernswerten Rest der Welt. Möglicherweise betrachtet sie das Dschungelcamp ja als großes James-Bond-Bösewicht-Casting. Oder als Casting für die Besetzung des Eisbergs in der "Titanic"-Neuverfilmung. Vielleicht will sie aber auch als Angstfigur in Schwarze-Pädagogik-Geschichten: "Wenn du deinen Reis mit Kakerlaken und Känguru-Hoden nicht aufisst, kommt die Helena und diskutiert mit dir über Bewertungen und Urteile!"

Zwischenmenschliches

Männer zeigen Gefühl. Als Jürgen das Camp verlassen muss, gestehen er und Thorsten einander ihre Zuneigung: "Ich hab dich lieb" - "Ich dich auch".

So gesagt

"Das war platonisch gemeint!" (Sophia hat nicht wirklich vorgehabt, Helena in körperliche Liebe "eins auf die Nuss" zu hauen).

"Dieses zauberhafte Wesen" (Moderator Daniel Hartwich über Helena).

"Diese charismatische Herzensfängerin" (Moderatorin Sonja Zietlow über ebendiese).

"Die sympathische Volksmedusa" (Sonja Zietlow noch einmal über ebendiese).

"Du hast Kakerlaken am Kopf!" - "Ich habe Kakerlaken überall" (Daniel Hartwich und Sophia unterhalten sich über Kleintierhaltung im Dschungel).

"Ich stinke wie ein alter Puma, ey!" (Ob jemals ein Puma zum anderen gesagt hat: Ich stinke wie Thorsten Legat, ey?).

"Ich sage einfach, hier ist Westen, hier ist Süden, oder umgekehrt, mir egal" (Thorsten ringt um Orientierung).

"Schätzchen. Ich komme. Mama." (Helenas vier letzte Worte im Dschungel).

Ekelfaktor

Man ist schon manchmal fassungslos, was Menschen so von sich geben, wenn der Tag lang und die Sendezeit kurz ist.

Noch nicht genug vom Dschungelcamp?

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