Paaradox: Noch einmal Ferienstimmung
Von Anita Kattinger
Sie
Und da der Urlaub gar so schön war, noch ein paar Erinnerungen. Weil der Mann nebenan nicht mit unvergesslichen Aussagen spart, die meinerseits für mehr oder weniger unentspanntes Staunen sorgen. Denn wie kann es sein, dass sich bestimmte Sätze Jahr für Jahr wiederholen und uns Jahr für Jahr an den Rand eines emotionalen Sonnenuntergangs führen? Aber wie heißt’s so trefflich ? "Staunen ist aller Liebe Anfang." (Brigitte Fuchs, Lyrikerin).
Puh!
Alsdann: Zehn Sager, die sich für immer und ewig in unser kollektives Beziehungsgedächtnis einprägen werden:
1. Vor dem Packen, insistierend: Aber du nimmst eh nicht wieder so viel mit wie letztes Jahr?
2. Während des Packens, unrund: Bist du dir sicher, dass du wirklich drei warme Pullover brauchst und warum so viele Schuhe? Du weißt, dass der Koffer nur 20 kg wiegen darf?
3. Nach dem Packen, angewidert: Puh, ist das schwer! Was ist da alles drin, Steine?
4. Beim Suchen und Finden seines Passes, nervös: Jössas! Hoffentlich ist der nicht schon abgelaufen. (Ist er heuer, übrigens).
5. Beim Bestellen eines Taxis, superlocker: Reicht vollkommen, wenn wir eine Stunde vor Abflug auf dem Airport sind, gell? (Wohl wissend, dass ich eine bin, die jegliche Form von Flughafen-Hektik hasst und deshalb gerne überpünktlich ist).
6. Auf dem Flughafen, fahrig: Hast du eh meinen Pass eingesteckt? (Ja, hab ich, wie eh immer).
7. 10 Minuten vor dem Boarding: Ich geh noch ein bisserl in die Buchhandlung, Zeitungen und Literatur schmökern.
8. Im Flugzeug, unentspannt: Puh, ist das kalt. Puh, ist das eng. Puh, ist das laut. Puh, da stinkt’s.
9. Am Zielort, transpirierend: Puh, ist das heiß.
10. Am Strand, hektisch: Immer dieser blöde Sand, überall. Und ich? Einatmen, ausatmen, fröhlich bleiben: Denn gäb’s den Hufnagl nicht, man müsste ihn glatt erfinden.
Unser neuer Podcast "Schatzi, geht’s noch?" auf kurier.at und allen Podcast-Apps; Auftritte: 10. 10., 1. 11., Rabenhof ; 20. 11., Klosterneuburg
gabriele.kuhn / facebook.com/GabrieleKuhn60
Er
Das Glück meiner Frau ist es, dass sie sich mit nur zehn (vermutlich mühsam erdachten) Hufnagl-Sätzen, die sie zart irritieren, beschäftigen muss. Umgekehrt ist das wesentlich komplexer, heißt: Vermutlich könnte ich sehr rasch zwischen 53 und 78 Kuhn-Formulierungen, die meine Gelassenheit an ihre Grenzen führt, aus dem Ärmel schütteln.
Aber weil ich bekanntlich über eine stets wachsende Altersmilde verfüge, will ich paritätisch ebenfalls nur zehn Wortkombinationen der eigenwilligen Urlauberin dokumentieren.
Im Panikmodus
1. Vor dem (frühen) Abflug, Panikmodus I: Wir sollten uns zur Sicherheit zwei Wecker stellen.
2. Vor dem Abflug, Panikmodus II: Wir müssen unbedingt zweieinhalb Stunden vorher auf dem Flughafen sein, ein Zeitpuffer ist immer gut – falls das Taxi zu spät kommt, sich verfährt, ein Stau ist, … (oder der Mond ausgerechnet auf unserer Route vom Himmel fällt)
3. Vor dem Abflug, Panikmodus III: Das gibt’s nicht, siehst du die Schlange (beim Check-In, bei der Sicherheitskontrolle, am Klo), wir hätten früher da sein sollen, aber du hörst nie auf mich.
4. Im Flugzeug, Panikmodus IV: Sehr ausgeschlafen sieht der Pilot nicht aus.
5. Im Flugzeug, Panikmodus V: Hab’ ich daheim eh den Herd abgedreht?
6. Nach der Landung: Gibt’s hier eine Zeitverschiebung, wie ist das mit dem Roaming, und wo müssen wir jetzt hin?
7. Beim Auspacken im Hotel: Jössas, ich habe den Fön vergessen (oder Abschminktücher, Massageball, Ladekabel, …)!
8. Beim Frühstück: Was heißt "Haben Sie Dinkelflocken?" auf Spanisch?
9. Am Strand, im Restaurant, im Zimmer: Das Wasser ist kalt, im Schatten ist es kalt, deine Hände sind kalt, hast du heimlich die Klimaanlage wieder aufgedreht?
10. Jeden Abend: Bist du auch so müde?
Und ich? Ich schaue auf den Mond. Und freue mich, dass er der Liebsten zum Trotz immer noch dort oben ist. Mit einer Erhabenheit, von der ich viel lernen kann.
michael.hufnagl / facebook.com/michael.hufnagl9
Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“: 30. 10. Bad Fischau