Paaradox: Jämmerlich
Sie
Vielleicht entmanne ich den Mann gegenüber damit ein bisschen, aber ich muss das jetzt endlich jemandem verraten: Er hat mich noch im alten Jahr um einen Thermophor gebeten. Konkret um jenes spezielle Exemplar in Form einer längeren Wurst, das – so meinte er – schön kuschelig weich ist und wo ganz viel heißes Wasser hineinpasst. Die Übergabe erfolgte, zumindest von meiner Seite her, wortlos.
Das, obwohl zum Thema „Männerschnupfen“ gerade eine neue und erhellende Studie erschienen ist, Ergebnis: Er existiert nicht. Also sorry, Schatzis, aber Männer haben keine schlimmeren Symptome als Frauen. Das ist jetzt endlich wissenschaftlich erwiesen, ihr dürft ab sofort Eure Nasensprays selbst im Internet bestellen und könnte gechillt gemeinsam bei der Wick-Medi-Night Vollgas geben.
Harte Männergrippe
Aber gut, zugegeben, in der Causa „Herr Hufnagl und die Wurst-Wärmeflasche“ reden wir tatsächlich von harter Männergrippe. Mit Schüttelfrost, Fieberattacken und einem Husten, auf den sämtliche Hunde in unserer Umgebung mit einem irritierten Konter-Bellen reagierten. An Geräuschentwicklung war’s das aber noch nicht. Ab 37,1 Grad Fieber begann ein variantenreiches Seufzen und Ächzen, auch: Hufnagls Best-of-50 Shades of Seufzen und Ächzen. Bewegte er die Hand Richtung Teehäferl, erklang ein zartes, gequältes Ahhhhh. Als müsste Sisyphos schon wieder diesen depperten Stein den Berg hinaufrollen. Erhob er sich aus der Liegeposition, raunte er entsetzt Boahhhh und ließ sich wieder ermattet zurückkippen. Hockte er sich in den Lesesessel, vernahm ich ein bedrücktes Pffffauuh. Beim Supperlschlürfen schließlich ein langatmiges Chhhhhgn. Dazwischen Hechelatmung, als müsse er sich selbst gebären. Was für ein jämmerliches Repertoire!
Immerhin bewirkte es, dass ich ihm sagen konnte, wie arm er ist, ohne das Lachen unterdrücken zu müssen. Den Wurst-Thermophor hole ich mir aber trotzdem wieder zurück.
Er
Am 24. Dezember erschien in einer sogenannten Zeitung die Schlagzeile: „Land liegt flach – 520.000 krank unter dem Christbaum“. Daher wünschte ich allen Bedienten via Facebook rasche Besserung, mit der Empfehlung, dass es zwecks Genesung ratsam sei, sich eher ins Bett statt unter den Christbaum zu legen. Am Morgen danach (Karma?) erwachte ich selbst mit allen Symptomen einer Grippe.
Als ich meiner Frau mit letzter Kraft mein schmerzvolles Dasein schilderte, war ihre erste Reaktion: Jössas, wo hast du dir das denn eing’fangen? Als wäre Ursachenforschung mein größtes Problem. Dann folgte ein Maßnahmen-Stakkato, das ich inhaltlich nur bruchstückartig wahrnahm. Aber es gibt kein Delirium, in dem nicht trotzdem diese spezielle Tonalität in mein Bewusstsein dringen würde, die mir einen zarten Hauch von Überlebensunfähigkeit attestiert. Heißt: Ohne die Suppen-Servicierungen, Tee-Tipps und Vitamin-Verordnungen von gnä Kuhn würde ich vermutlich bis zum Sommer nicht gesund werden.
Tauschhandel
Irgendwann sprach sie: Armer Tropf. Und ich fühlte mich in meinem Leid endlich angenommen. Aber es wäre nicht sie, würde sie meinen Hang zum Drama nicht sofort relativieren: Das haben jetzt viele. Musst halt viel schlafen. Ein wertvoller Hinweis, ohne den ich mich vermutlich im Fieberwahn zum Silvester-Triathlon angemeldet hätte.
Stattdessen schüttelte es mich so gewaltig, dass ich tatsächlich zu einem Tauschhandel bereit war: Mann-Stolz gegen Wurst-Thermophor. Meine Frau lächelte: Na, dir muss es ja wirklich schlecht gehen. Aber mein Wimmern bewirkte ihr Kümmern. Und mittlerweile bin ich sogar fit genug, mich gut eingepackt unter den Christbaum zu legen. Als Geschenk für die beste Pflegerin.
Neues Soloprogramm „Musst du so schlürfen?“, Termine: 17. 2. Wilheringerhof, Klosterneuburg, 22. 2. und 26. 3., CasaNova Wien, 20. 3., Studio Akzent, 20. 4., Stadtgalerie Mödling