Paaradox: It’s Showtime!
Sie
Paar Wars – auch so könnte diese Kolumne heißen. Befetzen, aber liebevoll. Allerdings ist das der Name einer neuen TV-Show im September. Dabei werden Beziehungen auf die Probe gestellt – mit diversen Tests. Jenes Duo, das sich am besten kennt und harmoniert, gewinnt. Ich glaube, wir hätten gute Chancen, vor allem im Bereich „einander kennen“. Vor allem ich kenne ihn mehr, als ihm mitunter lieb ist, wage sogar zu behaupten: Ich kann den Mann nebenan lesen wie ein Buch. Was er nicht sehr goutiert, weil er einer ist, der lieber wie ein Schulbub schummelt als den unbequemen Wahrheitsbeweis anzutreten.
Räuspern
Da ist etwa dieses kleine, leis-heisere Räuspern, bevor er zu großräumigen Erklärungen anhebt, die nicht in der Kategorie Sag’s kurz, schmerzlos, aber bitte ehrlich! firmieren. Stattdessen gibt er den King of Schwurbel und serviert einen Großglockner an Hufnagl’schen Glaubensbekenntnissen. Gut, dass Gott gerade mit schwerwiegenderen Problemen beschäftigt ist, sonst würde mein Münchhausen im Fegefeuer schmoren. Lesen kann ich beispielsweise auch immer, wenn ihm was nicht schmeckt, er aber trotzdem ekstatisch ruft: „Formidabel! Bitte das Rezept, unbedingt.“ Nein, nicht bei mir, sondern bei diversen Gastgeberinnen, denen er nachhaltig imponieren möchte, und dazu vorgaukelt, er würde das Gericht tatsächlich nachkochen. Am lustigsten ist’s aber immer, wenn es um die Frage geht, ob er jemanden (weiblichen, natürlich) attraktiv findet. Wenn er sich dann hinterm Ohr kratzt und raunt: „Geh, überüberüberhaupt nicht, du weißt ja, die Einzige, die mir gefällt, bist du…“, dann würde ich mich am liebsten auf den Boden hauen und lachen, bis der Arzt kommt. Tu ich selbstverständlich nicht, sondern notiere heimlich ein dickes Betragensminus im großen Buch seines Männerlebens.
NEU: Unser Podcast „Schatzi, geht’s noch?“ auf kurier.at und allen Podcast-Apps; AUFTRITTE: 27. 8., Mank; 10. 10., 1. 11., Rabenhof
E-mail: gabriele.kuhn@kurier.at Facebook: GabrieleKuhn60
Er
Es beginnt schon damit, dass ich nach dem Gartenfest die Liebste niemals fragen würde, ob sie jenen Mann, der mit leuchtenden Augen jede ihrer Anekdoten zum Manifest des Geistes erklärte, attraktiv fände. Weil ich weder ein leidenschaftliches Na klar, aber hallo hören will, noch ein provokantes Naja, so einer dürfte seine Patscherln durchaus unter mein Betterl stellen. Und schon gar nicht mag ich sie als süffisanter Entdecker in die Verlegenheit bringen, spontan eine Entrüstungsshow zu inszenieren – Credo: Wie ich bitteschön auf diesen Gedanken käme. Wer nicht fragt, kann auch nicht angelogen werden. Und ich bin eben einer, der nicht jede Wahrheit kennen muss, weil sich mir die Frage stellt: Was wird dadurch garantiert besser?
Aus dem Bauch heraus
Gnä Kuhn hingegen ist in allen Belangen des Lebens so neugierig wie ein Welpe im Wald. Sie stellt ernsthaft Fragen wie: Auf einer Skala von 1 bis 10, wie schade findest du es, dass der Oben-ohne-Trend wieder vorbei ist? Oder: Wenn du unsichtbar werden könntest, was würdest du als Erstes tun? Damit verblüfft sie mich regelmäßig, was dazu führt, dass ich ihr nicht schnell genug antworte. Also schiebt sie mit Vorliebe ein Sag, aus dem Bauch heraus, ganz ehrlich hinterher. Weil sie der Meinung ist, dass es grundsätzlich viel mehr Aufrichtigkeit bräuchte. Daher kam es auf Heimfahrten schon zu manchem ehelichen Disput, nachdem ich vorsichtig angemerkt hatte, es wäre nicht zwingend notwendig gewesen, zu erwähnen, dass der Auflauf der Gastgeberin vielleicht ein bisserl trocken gewesen sei. Und dass in Gesellschaften Sätze wie Da hätte ich mir schon noch eine Pointe erwartet! oder Habt ihr schon einmal eine Paartherapie angedacht? nicht alle Menschen als herzerfrischend empfinden. Möglicherweise werden wir genau darüber demnächst in unserem Podcast sprechen. Bis dahin sage ich ihr: „Schatzi, ich könnte dir stundenlang zuhören, wenn du mit der Babsi über Astrologie sinnierst. Großes Indianerehrenwort.“
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