Müssen Hobbygärtner zu den Eisheiligen mit Frost rechnen?
Ob die Wetter-App YR vom "Norweger" oder die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), alle sind sich einig: Ab Mittwoch wird es in Österreich für ein paar Tage deutlich kälter. Aber auch so kalt wie es die Eisheiligen seit Jahrhunderten predigen?
Vor Nachtfrost du nicht sicher bist, bis Sophie vorüber ist, lautet eine alte Bauernweisheit, die auch Großstädter gerne bemühen, wenn sie den Wintermantel noch griffbereit halten wollen. Und wirklich: "2017 verzeichneten die Wetterstationen in Wien Mitte Mai drei Tage mit Bodenfrost", bestätigt Alexander Orlik von der ZAMG.
Zuvor sei dieses Wetterphänomen im Jahr 2005 aufgetreten, so Orlik: "Für einen Tag." Für heuer sieht der Experte keinen Grund zur Sorge. Zum einen halte sich das Wetter nicht unbedingt an die Daten der Eisheiligen - heuer von 11. bis 15. Mai -, zum anderen folge das Wetter bestimmten Wettermustern, also über zwei bis drei Jahrzehnte gleichbleibenden Wetterlagen.
Typisch, ein Temperatursturz!
Gehen die Eisheiligen ohne Frost vorbei, schreien die Bauern und Winzer juchhei, lautet eine andere Weisheit aus früheren Tagen. "Bauern waren schon immer stark von der Wetterlage abhängig und haben daher ein Augenmerk auf die Wetterbeobachtung gelegt", sieht der Meteorologe Orlik gewisse Parallelen zwischen dem Blick aufs Firmament und dem Computer als Datensammler. Aus der Erfahrung heraus seien diese Regeln mündlich überliefert worden, eben die Bauernregeln.
Mamertus, Pankrazi, Servazi, Bonifazi hin und Sophie her, aber wie kann es sein, dass die Jahrhunderte alten Prognosen der "Eismänner" nicht wesentlich von jenen heutiger Meteorlogen abweichen?
Ganz einfach: An der typischen Wetterlage hat sich seither nichts geändert. Der Grund für die späten Kaltlufteinbrüche im Mai liege nämlich in der unterschiedlich schnellen Erwärmung der Land- und Wassermassen. Land könne sich durch Sonneneinstrahlung eben viel rascher aufheizen als die Ozeane oder Meere. Durch diese Unterschiede können kräftige Tiefs entstehen. Blöd für jene, die zu Christi Himmelfahrt am Balkon sonnen wollen. Aber gut für die Wetterfrösche. "Das ist das Spannende für Meteorologen", so Orlik.
Zum Schluss noch einen Regenguss
Am 15. Mai sollen die Karpiolen ein Ende finden. Die kalt' Sophie, die bringt zum Schluss ganz gern noch einen Regenguss, verheißt die Bauernregel des betreffenden Tages. Aber das richtig kalte Ende kommt erst später. "Betrachtet man den Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai, basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre, dann erkennt man einen markanten Temperatureinbruch zwischen 20. und 25. Mai, also rund zehn Tage nach den Eisheiligen", erklärt Orlik.
Präzise wie ein Uhrwerk
Da der Bauernkalender seit der Kalenderreform im Jahr 1582 zehn Tage von der tatsächlichen Zeitrechnung abweicht, müssten die Eisheiligen eigentlich erst zehn Tage später auftreten. Stimmt, präzisiert der Experte: "Dieser Unterschied könnte die Folge einer historischen Besonderheit sein: Im 16. Jahrhundert wurden im Rahmen der Gregorianischen Kalenderreform zehn Tage ausgelassen, wodurch sich möglicherweise die Eisheiligen im Kalender um etwa zehn Tage von ihrem meteorologischen Eintreffen entfernt haben."