Magermodels: Wie Karl Lagerfeld die Modewelt geformt hat
Karl Lagerfeld, einer der berühmtesten Modedesigner der Welt, starb am 19. Februar im Alter von 85 Jahren. Sein Hauptvermächtnis ist und bleibt die Wiederbelebung des Luxuslabels Chanel, bei dem er im Jahr 1983 das Ruder übernahm und für das er 36 Jahre lang als Kreativdirektor tätig war.
Nicht nur seine Modekreationen, auch die Bonmots des Designers sind legendär und oft am Rande des guten Geschmacks. Im Laufe der Karriere äußerte er sich immer wieder negativ über Frauen, die nicht seinem Ideal von Schlankheit entsprachen.
"Fette Mütter mit Chipstüten"
Immer wieder verteidigte er auch die Praxis, außerordentlich dünne Frauen für den Laufsteg und Shootings zu engagieren. Als im Jahr 2009 nach den Todesfällen einiger Models eine Debatte über Magersucht in der Modeindustrie und die Frage, ob man nicht verstärkt auf Models mit einem gesunden Körpergewicht zurückgreifen sollte, entfachte, sagte er gegenüber dem deutschen Magazin Focus: "Niemand will kurvige Frauen sehen. Das behaupten doch bloß diese fetten Mütter, die mit Chipstüten vor dem Fernseher sitzen und behaupten, dünne Models seien hässlich. In der Mode geht es um Träume und Illusionen."
Diese Aussage war kein Ausreißer: In einer französischen Fernsehsendung machte er im Jahr 2013 dicke Menschen für gesellschaftliche Probleme verantwortlich. Das finanzielle Loch im Gesundheitswesen sei auf die Krankheiten zurückzuführen, die dicke Menschen haben würden.
Auf seine Verantwortlichkeit angesprochen, keine Models zu engagieren, die ungesund untergewichtig sind, sagte er im Jahr 2012 zu Channel 4: "Weniger als ein Prozent der Mädchen sind magersüchtig. Aber in England sind es – in Frankreich weiß ich es nicht – über 30 Prozent der Mädchen, die sehr groß, groß und übergewichtig sind. Und das ist viel gefährlicher und sehr schlecht für die Gesundheit. Ich denke, dass das Junk Food vor dem Fernseher gefährlich für die Gesundheit eines Mädchens ist. Die Models sind dünn, aber nicht so dünn. Alle neuen Mädchen sind nicht so dünn."
"Sie sollte nur ihren Rücken zeigen"
Mit seinen Aussagen machte Lagerfeld auch keinen Halt vor prominenten Frauen. Im Jahr 2012 bezeichnete er die Sängerin Adele in Metro France als "etwas zu fett", gab später aber an, sich auf die Sängerin Lana Del Rey bezogen zu haben. Über Pippa Middleton, die Schwester von Kate Middleton, sagte er wenige Tage nach der Hochzeit von Kate und Prinz William: "Ich mag das Gesicht der Schwester nicht. Sie sollte nur ihren Rücken zeigen."
Das Thema Gewicht beschäftigte den Designer aber auch auf einer persönlichen Ebene: Im Jahr 2001 nahm er rund 30 Kilo ab und war forthin extrem schlank. Diese körperliche Veränderung nahm er im Jahr 2005 zum Anlass, ein Buch namens "The Karl Lagerfeld Diet" zu veröffentlichen.
Kritik an #MeToo
Auch der #MeToo-Bewegung stand Lagerfeld kritisch gegenüber: "Wenn du nicht willst, dass an deiner Hose rumgezogen wird, werde kein Model! Tritt einem Kloster bei, es wird immer einen Platz für dich im Kloster geben. Sie rekrutieren sogar!“, sagte er im Jahr 2018 im Interview mit dem Magazin Numero. "Ich habe es satt", meinte er. Es schockiere ihn, dass manche "20 Jahre gebraucht haben, um sich zu erinnern, was passiert ist". Und dann gäbe es oft keinen Zeugen für die Vorfälle.
Wenngleich die Aussagen von Lagerfeld immer wieder für Kritik sorgten, war er zumindest einer der wenigen Designer, der unausgesprochene Wahrheiten der Branche öffentlich thematisierte. Denn er ist nicht der einzige Designer, der keine Models mit größeren Größen engagieren wollte, weil er der Meinung war, dass die Menschen sie nicht sehen wollen.