Was man tun kann, um die Sommerhitze besser auszuhalten
Von Julia Pfligl
Die Aussicht auf eine Hitzewelle löst nicht bei allen ungetrübte Sommereuphorie aus: Vor allem für Städter und ältere Menschen können Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke zur Belastung werden. (In den sozialen Medien hat sich dazu der Hashtag #hitzesudern etabliert.)
Doch es gibt Strategien gegen die Hitzepanik, wissen Ulrike Zika und Ilse König. An einem Sommertag kam der Sozialwissenschafterin auf einer Terrasse in Südfrankreich die Idee zu einem Ratgeber, der über die üblichen Tipps – viel trinken, keine Stelze essen – hinausgeht. Gemeinsam mit TCM-Ernährungsberaterin Zika entstand so das Buch „Hitzefest“. „Wir wollen den Leserinnen und Lesern Instrumente in die Hand geben, um sich im Hitzeerleben weniger machtlos zu fühlen“, sagen die Autorinnen. „Denn wir können eine Menge tun, um die Hitze besser auszuhalten.“
Das Buch soll auch Angst nehmen – schließlich bedeutet Sonne für den Körper nicht nur Stress. „Sie mobilisiert unser Immunsystem, macht uns leistungsfähiger und hellt unsere Stimmung auf.“ Vor allem, wenn man seinen Alltag mit ein paar Tricks hitzefest macht.
Richtig essen
„Über unser Ess- und Trinkverhalten können wir das eigene Hitzeerleben enorm beeinflussen“, weiß Zika. „Dass Kühlendes wie Gurken, Tomaten, Zucchini oder Melonen im Sommer Hochsaison hat, hat die Natur klug eingerichtet. Gleichzeitig sollen wir aber darauf achten, dass wir unser ,Verdauungsfeuer‘ nicht zu sehr abkühlen, sonst kann die innerliche Kälte unsere Verdauung lahmlegen und für einen schlechten Energiehaushalt sorgen.“ Nach TCM sollte man daher auch im Sommer möglichst viel kochen, nicht nur Rohkost snacken und auf Eiswürfel verzichten.
Besonders empfehlenswert: „Gegartes als Salat zubereiten, das machen uns die Menschen in den südlicheren Ländern vor. Vielfach stehen hier bekömmliche gebratene, gekochte oder gedämpfte Gemüsespezialitäten am Tisch, die uns bei Hitze guttun.“
Die schlechte Nachricht: Grill-Gelage mit hohem Fleischanteil und scharfen Gewürzen heizen innerlich weiter auf und sind aus TCM-Sicht kontraproduktiv.
Sommersutra
In tropischen Nächten kann das Liebesspiel zum schweißtreibenden Akt werden. „Probieren Sie Stellungen mit möglichst wenig Hautkontakt“, rät König. „Da kann man sich im Kamasutra einiges abschauen – so wie das fliegende Entenpaar“.
Für Einsteiger: Dabei sitzt die Frau auf dem liegenden Mann und kehrt ihm den Rücken zu. Auch der Trend Slow Sex wirkt bei Hitze anregend. „Das bedeutet, sich Zeit zu lassen und auf akrobatische Übungen zu verzichten.“
Stilvoll schwitzen
Hitze, Maske und Make-up sind keine gute Kombination, aber der Trend geht ohnehin zu einem natürlichen Look. Ein Bodyspray sorgt unterwegs für den Erfrischungskick: etwa Rosenwasser und ätherisches Lavendelöl mischen und in eine kleine Sprühflasche füllen. Pfefferminze und Salbei gelten als kühlend und schweißregulierend, ob als Kraut in der mediterranen Küche, als Tee oder in Form eines Deos. Dieses lässt sich ebenfalls selber herstellen: 2 Teelöffel Speisenatron in 100 ml lauwarmem Wasser auflösen, mit ein paar Tropfen Salbeiöl vermischen und in eine kleine Sprühflasche füllen. „Wirkt schweißhemmend und neutralisiert den Schweißgeruch“, weiß König.
Besser schlafen
Bei tropischen Nächten, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fallen, wird das Ein- und Durchschlafen zur Herausforderung. Vor dem Zubettgehen sollte man daher querlüften, lauwarm duschen und auf das Abtrocknen verzichten. Die Flanellbettwäsche sollte im Kasten verräumt werden – kühlender wirken fein gewebte Wäsche-Materialien wie Renforcé, Perkal oder Seersucker, der Pyjama sollte aus Naturmaterialien wie Baumwolle oder Seide bestehen.
Eine Wärmflasche mit kaltem Wasser gefüllt ersetzt die Klimaanlage. König: „Auf Eis gelegte Socken, über die Füße gestreift, senken die Körpertemperatur leicht ab – kennen wir von den Fußwickeln bei Fieber. Immer griffbereit: kühle, feuchte Tüchlein - à la japanische Oshibori - in einer Thermobox und viel zu trinken. Dafür ist Platz in der kleinsten Wohnung.“
Sport und Entspannung
Wichtig: Übertreiben Sie es nicht – und trinken Sie ausreichend. „Beim Schwitzen verlieren wir nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wichtige Mineralstoffe, die müssen wir wieder auftanken. Bei längeren Trainings alle 15 Minuten mindestens einen großen Schluck mineralhaltiges Getränk. Marathonläufer schwören auf Apfelsaft gespritzt“, sagt König. Nach dem Sport ist Regeneration angesagt, am besten unter einer lauwarmen Dusche, die eiskalte regt noch mehr zum Schwitzen an. Apropos Entspannung: Bei Stress und Hitze ist die Yoga-Atemtechnik „zischender Atem“ – bei leicht geöffneten Lippen die Zungenspitze hinter den Schneidezähnen an den Gaumen legen und die Luft zwischen den Zähnen einziehen – empfehlenswert.
Kick am Nachmittag
Der – garantiert koffeinfreie – Kneippsche Espresso ist die Geheimwaffe gegen hitzebedingte Konzentrationsprobleme: Die warmen Arme bis zu den Ellenbogen in ein Becken mit kaltem Wasser tauchen, herausziehen, Wasser abstreifen, den Nacken mit Wasser benetzen, die Arme wieder erwärmen.
Dabei lächeln und tief durchatmen.