Nach Meghan-Interview: Twitter-Nutzer geben Depressionen ein Gesicht
Nach den emotionalen Enthüllungen von Meghan und Harry im Gespräch mit Oprah Winfrey gehen die Wogen hoch. Viele Zuseher empören sich nun in den sozialen Medien darüber, dass die psychischen Probleme der Herzogin heruntergespielt wurden.
So sprachen in prominent besetzten "Analyserunden" nach dem Interview manche Kommentatoren von "Inszenierung", "Undankbarkeit", "unnötigem Drama" oder davon, dass die Kalifornierin doch gewusst hätte, worauf sie sich einließ. Außerdem hätte sie sich doch Hilfe holen können - ein Schlag ins Gesicht für alle Betroffenen von Depressionen.
Dass suizidale Gedanken für die Außenwelt oft nicht sichtbar sind, veranschaulicht nun ein neuer Twitter-Hashtag. Unter #FaceTheDepression posten User Fotos aus einer Zeit, in denen sie psychisch am Boden waren, teilweise sogar nicht mehr leben wollten. Die Fotos zeigen auf den ersten Blick fröhliche, lächelnde Gesichter, denen man die schwere Erkrankung - anders als etwa einen Beinbruch - nicht ansehen würde.
"2017. Ein paar Tage, bevor ich am offenen Fenster im 7. Stock eine Zigarette rauchte und springen wollte", schreibt Twitter-Nutzerin Yvonne unter ein Selfie. "Am nächsten Tag rief ich endlich meinen besten Freund an, erzählte ihm alles und machte einen Termin beim Psychiater, um Medikamente zu bekommen."
Viele erzählen von dem Moment, in dem sie den Mut fassten, sich Freunden anzuvertrauen und Hilfe anzunehmen. Andere zeigen, dass Depressionen in jeder Lebenslage, unabhängig von Status, Geschlecht oder Alter auftreten können - ja oft gerade dann, wenn man eigentlich "besonders glücklich" sein sollte.
Auch Meghan wird von Kritikern vorgeworfen, eine "Jammershow" abzuziehen - schließlich lebte sie zur Zeit ihrer Depressionen mit ihrem Traumprinzen in einem Palast und erwartete ihr erstes Kind.
Die Herzogin hatte erzählt, dass sie sich aus Verzweiflung das Leben nehmen wollte und ihre Hilfeschreie von der "Firma", dem Königshaus, nicht gehört wurden. An einem Abend begleitete sie ihren Mann Harry zu einem Abendtermin, weil sie Angst hatte, sich alleine zu Hause "etwas anzutun". Die Fotos dieses Abends zeigen eine strahlende Herzogin, deren düstere Gedanken wie bei vielen Betroffenen nicht sichtbar waren.
Sie leiden unter Depressionen? Hilfe finden Sie etwa beim Sozialpsychiatrischen Notdienst der Stadt Wien unter 01 31 330 (täglich von 0 bis 24 Uhr) sowie der Helpline vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen unter 01 504 8000 (Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr).