Leben/Gesellschaft

"Honesty Bombing" könnte Dating nach der Pandemie revolutionieren

Singles scharren bereits in den Startlöchern: Mit den ersten Lockerungen, einem erhöhten Impftempo und dem Öffnen von Bars und Restaurants werden auch Dates wieder wahrscheinlicher. In den USA stellt man sich bereits auf einen "Hot Vax Summer" (Vax ist kurz für Vaccination und eine Anspielung auf Sex) ein, da Präsident Joe Biden bis 4. Juli jedem, der möchte, eine Impfung in Aussicht gestellt hat.

Geht es nach Experten, könnte sich das Flirt- und Datingverhalten in Post-Pandemie-Zeiten radikal verändern. Nach einem Jahr Ausnahmezustand und Einsamkeit wollen Partnersuchende keine Zeit verlieren und keine Spielchen mehr spielen. Auch lästige Zeitgeist-Erscheinungen wie Ghosting oder "Zwei Tage danach nicht anrufen, um interessanter zu wirken" könnten der Vergangenheit angehören.

Offener Austausch

Stattdessen spricht man gleich beim ersten Treffen offen und ehrlich über seine Wünsche und Bedürfnisse. Das legt nun eine aktuelle Umfrage der Dating-App Badoo unter tausend britischen Singles zwischen 18 und 45 Jahren nahe (auch dort öffneten die Pubs ja kürzlich). Es zeigte sich, dass 72 Prozent der Befragten nach der Pandemie eher bereit sind, zu sagen, wer sie sind und was sie sich von einer Beziehung erwarten. 

82 Prozent planen, offener und ehrlicher zu sein, um den Dating-Prozess zu beschleunigen. 69 Prozent gaben an, die Nase voll davon zu haben, einen auf "schwer zu kriegen" zu machen. Außerdem könnte nach dem für viele traumatischen Jahr offener über Themen wie mentale Gesundheit, Familie, Politik und Ehe gesprochen werden. Statt perfekter Fassade sind Authentizität und Verletzlichkeit gefragt. 

Bewussteres Hinschauen

Auch die Wiener Sexualberaterin Nicole Siller beobachtet eine Veränderung im Dating-Verhalten. "Manche Singles haben mit Tests auch während der Pandemie gedated und daher sehr bewusst ausgewählt, mit wem sie sich treffen. Man geht mehr in die Tiefe, wenn man jemanden kennenlernen möchte. Es gibt ein bewussteres, neugierigeres 'Hinschauen' auf den Menschen an sich. Ich gehe davon aus, dass das ein nachhaltiger Trend ist."

Vor allem Frauen und Männer mit Kinderwunsch könnten nun Nägel mit Köpfen machen. "Viele haben im Lockdown festgestellt, dass sie nicht allein sein wollen. Sie wollen keine Zeit verlieren."