Corona-Sommer: Wenn Jugendliche alleine auf Urlaub fahren wollen
In den Sommerferien wollen vor allem Jugendliche endlich ein bißchen Freiheit haben. Nach Monaten mit der Familie wäre jetzt eine gute Gelegenheit für ein paar ungestörte Tage mit Freunden. Sogar Maturareisen sind heuer oft ausgefallen. Doch Eltern sind oft skeptisch, heuer noch mehr als sonst, weiß Elke Prochazka von "Rat auf Draht": „Auch wenn heuer die Festivals ausfallen und Reisen ins Ausland nur eingeschränkt möglich sind, wollen viele Jugendliche alleine los. Für Eltern bedeutet das eine Gratwanderung zwischen Freiraum Geben und Grenzen Setzen.“
Eine gesetzliche Regelung, ab wann man als Elternteil den Nachwuchs alleine verreisen lassen darf, gibt es in Österreich nicht. Die Entscheidung - und damit auch die Verantwortung - liegt bis zum 18. Geburtstag bei den Eltern. Sie kennen ihr Kind am besten und wissen daher, wie viel Vertrauen sie haben können. Das Alter allein ist dabei nicht entscheidend, vielmehr geht es um die persönliche Reife des Kindes, betont Prochazka. Die Vertrauensfrage bezieht sich nicht nur auf das eigene Kind, sondern auch auf seine Reisepartner.
Das Jugendschutzgesetz gibt einen rechtlichen Rahmen dafür vor, was Jugendlichen im Urlaub erlaubt ist. Man darf nichts über diesen gesetzlichen Rahmen hinaus erlauben, aber natürlich strengere Regeln festsetzen. In Zeiten von Corona sei es außerdem wichtig, die Richtlinien am Urlaubsort im Auge zu behalten, betont Prochazka. "Besprechen Sie mit Ihrem Kind, welche Reiseaktivitäten in Zeiten von Corona möglich sind und wie man sich verantwortungsbewusst verhält. Recherchieren Sie gemeinsam, welche Corona-Maßnahmen es am Urlaubsort bzw. am Weg dorthin gibt und besprechen Sie, wer während des Urlaubs die Corona-Lage im Auge behält", rät sie.
Erkundigen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind über die Jugendschutzbestimmungen am Urlaubsort, vor allem zum Übernachten in Hotels, Jugendherbergen und auf Campingplätzen. Besonders wichtig heuer: Welchen Anstand hält Ihr Kind? Klare Vereinbarungen über das Weggehen am Abend, den Besuch von Lokalen und Veranstaltungen sowie den Konsum von Alkohol, sind heuer wichtiger denn je.
Eltern sollten die vor der Reise die Unterkunft buchen und bezahlen, da Personen unter 18 Jahren noch nicht voll geschäftsfähig sind, so die Expertin. "Geben Sie Ihrem Kind eine Reisevollmacht mit, in der erklärt wird, dass Sie als Erziehungsberechtigte mit dieser Reise einverstanden sind." Diese Vollmacht sollte auch die Telefonnummer für eventuelle Nachfragen enthalten. Damit das Kind zusätzlich abgesichert ist, sollten die Eltern ihm eine Kopie ihres eigenen Ausweises mit Unterschrift mitgeben.
Treffen Sie klare Vereinbarungen bezüglich des Kontakthaltens, an die sich sowohl Eltern als auch Jugendliche halten, betont Prochazka: "Ob ein tägliches SMS, eine WhatsApp-Nachricht, ein wöchentlicher Anruf oder bestimmte Skype-Zeiten, handeln Sie am besten gemeinsam aus. Speichern Sie am Handy Ihres Kindes unter ICE (In Case of Emergency) Ihre Handynummer ein – immer mit der österreichischen Ländervorwahl 0043". Auch die europäische Notfallnummer 112 ist sinnvoll einzuspeichern, falls es ins Ausland geht.
Besprechen Sie mit Ihrem Kind etwaige Not- und Zwischenfälle im Voraus. Klassiker: Pass, Geld oder Handy könnten gestohlen werden oder der Zug könnte Verspätung haben oder gestrichen werden. Und natürlich die Reisebestimmungen zu Corona könnten sich ändern. Im Fall des Falles könnte sogar eine Quarantäne über den Urlaubsort verhängt werden wie in Ischgl. Doch wie sich jetzt in St. Wolfgang gezeigt hat: Sogar die positiv getesteten Praktikanten duften heim zu ihrem Familien fahren. Im speziellen Corona-Taxi.
Rat auf Draht ist auch in den Sommermonaten unter der Nummer 147 rund um die Uhr aus ganz Österreich oder schriftlich via Online- und Chat-Beratung erreichbar. Der Anruf kostet nichts und ist anonym.