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Wie kreative Köpfe Schule revolutionieren

Schule soll die Kinder auf eine Zukunft vorbereiten, die noch niemand kennt. Für Maximilian Schulyok, Geschäftsführer des Österreichischen Bundesverlags öbv, steht fest: „Damit wir Schülerinnen und Schüler zukunftsfit machen können, braucht die Bildung innovative Impulse und motivierte Bildungsheldinnen und -helden.“ So luden öbv und KURIER zu einer Podiumsdiskussion ins Haus der Musik, bei der Motivierte aus dem Bildungsbereich sich zu neuen Impulsen austauschten.

Was sich junge Menschen wünschen, machten Schülerinnen der Sinnbildungsstiftung klar: Für Douaa, 15, ist es wichtig, „als Schülerin auch mal ermutigt zu werden: Das ist deine Stärke. Das hast du dich getraut. Hier hast du Fortschritte gemacht.“ Isabel, 14, berichtet: „Eine Umfrage unter Schüler*innen hat gezeigt, dass es das Bedürfnis gibt, dass individueller auf sie und ihre Stärken eingegangen wird.“

Wo jeder und jede Verantwortung übernimmt

Sich im Altenheim mit Senioren unterhalten, im Kindergarten den Jüngsten in verschiedenen Sprachen vorlesen oder in der Gruft Kleiderspenden sortieren: In der Mittelschule Schopenhauerstraße in Wien müssen alle Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse 30 Stunden ehrenamtlich aktiv sein. Direktorin Erika Tiefenbacher will nämlich, dass ihre Kinder nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, sondern auch soziale Kompetenzen erwerben. „Soziale Intelligenz kann man trainieren, aber sie verkümmert, wenn man sie nicht fördert“, ist die Direktorin überzeugt. Besonders nach der Pandemie sei das soziale Lernen wichtig. Auch deshalb, weil sich Jugendliche so als selbst wirksam erleben– also, dass siemerken, dass sie auch schwierige Situationen meistern können. Eine Eigenschaft, die jeder und jede im Leben gebrauchen kann. Das soziale Engagement ist aber nicht das einzige, was die jungen Menschen in der Schopenhauerstraße auszeichnet.

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„Schon vor der Pandemie wurden Schülerinnen und Schüler in Teams im Umgang mit Technik und Laptops ausgebildet. Diese Jugendlichen unterstützen dann als ECoaches Lehrpersonen dabei, die sich im Umgang mit Computern oder digitalen Inhalten im Unterricht zuvor schwer taten. „Da sind dann plötzlich die Jugendlichen die Expertinnen und Experten, und nicht die Lehrkräfte“, erzählt Tiefenbacher. Auch das gibt Selbstvertrauen. Diese Idee ist übrigens eine von vielen, die an ihrer Schule von Lehrpersonen kam: „Für mich sind Bildungsheldinnen und -helden die Lehrkräfte, die immer wieder neue Ideen haben und so schauen, dass Schule lebendig bleibt“, freut sich die Direktorin.

#klassezwanzigzukunft

Wie die Schule auf eine Zukunft vorbereiten kann, die niemand kennt, darüber redet Maximilian Schulyok vom österreichischen Bundesverlag im Podcast #klassezwanzigzukunft mit Expertinnen und Experten.

Innovationen: Mehr von Sonja Macher und Ivan Topic über KI: www.loern.at

Filme drehen für den Aha-Moment

Das Einmaleins oder die Satzgliederwerden in den Videos plötzlich lebendig

Sonja Macher ist selbst einige Jahre im Klassenzimmer gestanden. Über die Organisation Teach for Austria hat sie dort unterrichtet, wo die Herausforderungen besonders groß sind. „Bildungsheldinnen und -helden sind für mich alle, die über den Tellerrand hinausschauen und Projekte initiieren, die allen Kindern zu Gute kommen“, sagt sie. Macher macht Lehrpersonen und jungen Menschen Mut, neue Technologien auszuprobieren und sie zum Lernen zu nutzen. Ihr Lieblingswerkzeug ist Stop Motion – eine Filmtechnik, mit deren Hilfe man einzelne Bilder aufnimmt, die man aneinanderreiht und so die Illusion einer Bewegung erzeugt. Playmobil- oder Legofiguren werden so zum Leben erweckt.

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„Die vielen Filme, die im Unterricht so gemacht wurden, begeistern mich bis heute.“ Die „Innovationsmacherin“ – Macher hat viele Projekte ins Leben gerufen – zeigt, wie man mit diesen Filmen das Lernen in so gut wie allen Fächern unterstützen kann: in Mathe, um kreativ das Einmaleins zu lernen; in Deutsch, um Satzglieder zu erläutern oder in Physik, wo sie die Stromkreise verständlich macht. Das Schönste ist für Macher, wenn den Kindern und Jugendlichen im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgeht: „Dieser Glühbirnen- Moment, wo plötzlich jemand etwas versteht, begeistert mich noch immer.“ Wichtig ist ihr, dass Lehrende und Lernende auf Augenhöhe arbeiten. Ihre Devise: Zuerst das Interesse wecken, dann mit den Kindern gemeinsam das Thema erforschen und schließlich die Erklärung finden. Neugier und Spaß stehen für sie dabei immer im Mittelpunkt.

Jugendlichen den nötigen Raum geben

Dem AHS-Lehrer Ivan Topic ist Bildungsgerechtigkeit ein großes Anliegen. Schließlich weiß er aus eigener Erfahrung, wie es ist, mit weniger auskommen zu müssen als andere Kinder – er kam während des Jugoslawien-Kriegs nach Österreich. Deshalb sind für ihn die Kinder, die unter schwierigsten Bedingungen Unglaubliches leisten, wahre Bildungshelden. Er ist überzeugt: „Künstliche Intelligenz kann für mehr Chancengerechtigkeit sorgen.“ Jungen Menschen zeigt er deshalb, welch kostenlose Tools es gibt und wie sie diese sinnvoll einsetzen können.

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Seine Schülerinnen und Schüler arbeiten während des Unterrichts oft in verschiedenen Zimmern, wo sie unterschiedliche Aufgaben erledigen – etwa Podcasts aufnehmen oder auf Instagram physikalische Phänomene erklären. Topic ist bei der Aufgabenstellung ideenreich. So schlägt er zum Beispiel vor, dass die Jugendlichen ChatGPT auffordern sollen, die Rolle von Pythagoras einzunehmen, damit die Schülerinnen und Schüler mit ihm „virtuell diskutieren“ können. Anschließend tauschen sie sich untereinander über die Ergebnisse aus. Er nutzt KI auch, um gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Ideen für Projekte zu entwickeln. „Für all das braucht es natürlich Raum und Zeit. Weil die Kinder dabei Fähigkeiten entwickeln, die in der Zukunft wichtig sind, müssen wir notfalls bei den Fachlehrplänen auch einmal Abstriche machen.“

„Wir müssen die Kinder beim Gut-sein erwischen“

Die wahren Bildungshelden sind für die pensionierte Volksschullehrerin Ingrid Teufel die Schülerinnen und Schüler, die sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert haben. Zudem die Personen, die sich von außen überlegen, was man tun kann, um das Bildungssystemzu verbessern. Teufel ist überzeugt, dass das Projekt „PERMA.teach“ zeigt, wie positive Psychologie den Unterricht deutlich verbessern kann, „was auch wissenschaftlich belegt ist“. Insgesamt verbessern danach fünf Säulen die psychische und physische Gesundheit der Kinder und der Lehrpersonen – sie steigern zudem die Lernfähigkeit und stärken die Widerstandskraft der jungen Menschen.

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Positive Emotionen sollten die Lehrpersonen im Unterricht nutzen und vermehren. Teufel hatte deshalb immer eine Lupe mit einem Smiley in ihrer Klasse mit dabei: „Wenn ich einmal von Kindern genervt war, hat diese mich daran erinnert, das Positive in der Klasse zu sehen. Sehr bald war die Stimmung besser.“

Engagement: Wer eigene Stärken lebt und so als Lehrperson in den Flow kommt, schafft ein gutes Klima.

Relationship: Beziehungen aufbauen, denn Kinder lernen über Beziehung.

Meaning: „Geben Sie dem, was sie im Unterricht machen einen Sinn“, sagt Teufel. • Accomplishment heißt: Erfolgserlebnisse sichtbar machen. „Wir müssen die Kinder beim Gut-sein erwischen“, lautet ein Credo der Pädagogin.

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