Zu faul für die Gabel: Kuchen am Stiel erobert Wien
Weicher Käsekuchen mit Keksboden, ummantelt von weißer oder dunkler Schokolade, gekrönt mit bunten Perlen oder zerbröselten Schokoriegeln – und das Ganze am Stiel.
Die Familie der Trend-Süßspeisen hat Nachwuchs bekommen und das nicht weit weg von der Wiener Torten-Ikone schlechthin, dem Hotel Sacher.
Am Opernring 1 und in der Kärntnerstraße 35 in den Pop-up-Stores „Glazed Vienna“ gibt es derzeit nämlich Torte, also Cheesecake, am Stiel. Der Trend erinnert an die sogenannten Cake-Pops: runde, aufgespießte Teigbällchen. Erfunden wurden diese vor rund zehn Jahren in London.
Das große Kuchenstück am Stiel fand seinen Weg erst unlängst nach Europa. Der Trend wurde in Kanada und den USA zuerst gesehen und schwappte – wie so vieles – durch soziale Medien wie TikTok und Instagram zu uns.
„Wir experimentieren und schauen, welche Sorten gut zusammenpassen“, sagt Geschäftsführer Edo S. Er führt am Opernring das Lokal „&Bowl“ mit dem dazugehörigen „Eismacher“. Neben der Eisvitrine gibt es auch eine Vitrine für die gekühlten Käsekuchen-Kreationen. In der Kärntnerstraße hat er hingegen nur einen Stand.
Tiktok-Trend
„Glazed“ (Glasiert) wird ab Herbst das Eisgeschäft gänzlich ablösen. Es wird dort also nur noch Kuchen am Stiel geben. Denn die Nachfrage steigt. Oft verkauft der Inhaber auch ganze Torten mit acht oder zwölf einzelnen Stücken. Pro Stück zahlt man 5,90 Euro. Die Kunden seien hauptsächlich zwischen 13 und 20 Jahre alt – mit der Vorliebe, ihr Essen in den sozialen Medien zu teilen.
Damit reiht sich der Trend „Cake on a stick“ (Kuchen am Stiel) in den aktuellen Hype um Tiktok-Essen ein. Dazu zählt etwa auch das asiatische Getränk Bubble-Tea oder der amerikanische Cronut (eine Mischung aus Croissant und Donut). Die Farben sind schrill, die Formen extravagant. Man kann es einfach und schnell konsumieren und sich damit gut ablichten lassen.
Diese Kriterien erfüllt auch der aufgespießte Kuchen. In den Vitrinen sind zehn Varianten ausgestellt. Beliebt sind die Toppings der Keksmarken Oreo (dunkler Kakao) oder Lotus (Karamell).
Leichter mit der Gabel
Die Frage, ob der Kuchen so konzipiert ist, dass man ihn vom Stiel essen kann, beantwortet der Lokalbetreiber mit „Jein“. „Er wird trotzdem mit Teller und Gabel serviert, weil der Kuchen meist sehr reichhaltig dekoriert ist“, sagt er.
Und tatsächlich: Beim Reinbeißen löst sich die Schokoladenhülle bei einem Biss schnell vom Kuchen. Große Stücke können so zu Boden fallen. Der Verzehr am Teller ist deshalb empfehlenswert.
Ob das neue Dessert der Sacher-Torte langfristig die Show stehlen wird, bleibt noch abzuwarten.